Böschung. Die Innere mag ein bis 1 \ schuhig seyn. Dafs
diese hinreicht, beweisen die R h e in -, W a a l- , Maas- und
Weserdeiche. Es bleibt auch die Schlickerde in einer einschuhi-
gen Böschung noch liegen und berafst, wiewohl langsamer als
bey einer zweyschuhigen Böschung. Auch habe ich gesehen, dafs
mäfsige Wellen auf einer einschuhigen Böschung aufgerollt sind,
ohne sie zu beschädigen, wenn sie mit einer guten Grünschwarteversehen
war, welches die Deiche auf der Mündung des Etsch—
flusses und der Maas, in Praxis zeigen.
Ist die Deicherde aber schlecht, so mufs man die Böschung
vergröfsern, und sie unter den angeführten Umständen je nach
der Beschaffenheit der Erde und des Locals zwey bis vierschuhig
machen.
Da, wo aber der Deich dem Strome , Eisschube, und W e llenschläge
ausgesetzt und die Deicherde gut ist, mag man die
Böschung zwey bis vierschuhig, ja fünfschuhig (zum Ueberflus-
se) bestimmen. Diese letztere Böschung reicht auch, der Erfahrung
gemäfs, hin, wenn die Deicherde etwas schlecht ist.
§. 3g. Was die Innere - Böschung betrift, so darf sie bey
den Hauptdeichen, über welche der Regel nach, nie Wasser überstürzen
soll, — nicht so grofs als die äufsere gemacht werden.
Man kann sie also bey guter Deicherde zu ein bis 1 1 Fufs, bey
etwas schlechter zwey Fufs und bey sandiger Erde drey Fufs auf
jeden Fufs Höhe annehmen und wird alsdann weder zu viel
noch zu wenig thun. Ist es aber bloser Sand, so mag man die
Oberfläche mit einer zwey Schuh dicken Klayläge decken.
An Sommer- oder Ueberlafsdeichen, worüber das Wasser
fällt, mufs freylich die Innere - Böschung gröfser gemacht werden,
um Einrisse in dieselbe (indem das Wasser nuF über sie
hingleiten darf) zu verhindern. Je höher auch das Wasser über
die Deiche fällt, aus je leichterer Erde die Deiche bestehen, desto
flächer müssen die Böschungen gemacht werden. Bey solchen
Sommerdeichen, worüber das Wasser zwey Schuh fällt und die
gut berafst sind, mag sie zweyschuhig seyn. Ist die Erde schlechter,
so vergröfsere man sie bis auf drey Schuh. Fällt aber das
Wasser höher über die Deiche, ohne dafs Quellwasser dahinter
steht, und sind sie beträchtlich über das Mayfeld erhoben etwa
zehen Fufs : so mufs der Böschungswinkel verkleinert und die Böschung
vier bis fünfschuhig gemacht werden. Ja! des Slaper-Dei-
ches in Holland (2. B. S. 325.) Innere-Böschung verhält sich
zur Höhe wie i 3 \ zu 1, wiewohl er noch überdies eine gewölbte
Krone hat und aus guter Erde besteht. Dessen Durchbruch
würde aber das Verderben einer wichtigen und reichen Landschaft
nach sich ziehen. Da hat man also eher zu viel als zu wenig ge-
than, wie recht und klug ist. (*).
§. 40. Dieses wären also die wesentlichsten Maafsen zweck-
mäfsiger und öconomisch vortheilhafter Flufsdeich - Profile als
ein Mittel aus unzählig vielen Deichen, die allen Angriffen des
Wassers und Eises widerstanden haben. Wollte ich aber solche
Vorschriften über die Gröfse der Böschungen machen, nach denen
man sie bey Erddeichen achtschuhig angegeben hat, wie mehrere
Schriftsteller vor mir gethan haben: Vorschriften, die nie in
Praxis ausgeführt werden können; bey denen man lediglich auf
die Höhe des Deiches über das Mayfeld Rücksicht genommen
hat — was würde dabey herauskommen? denn niemand kann
(der grofsen Kosten wegen) bey Flufsdeichen, die nicht aus purem
Sande bestehen, Deiche aufführen, die eine sechs bis acht-
schuhige Böschung haben.
§. 41. Wenn ich hier gleich die, meiner Erfahrung nach,
besten Profile dargelegt zu haben hoffe: so sind diese Bestimmungen
dennoch manchen Modificationen unterworfen. Es mufs
(,*) Darüber aber, dafs dieser Deich zü niedrig liegt, sind bereits im zwel-
. ten Bande die Nachtheile gezeigt worden und der Wasserbau - Conamis-
sair Conrad hat hierüber in seiner treflichen Verhandeling over de Rhyn-
landschen Slaaperdy by Spaarndam 1802. einen unumstöfslichen Beweis
geführt, der sich auf eine Reihe von Beobachtungen stützt. Hoffentlich
wird daher die Municipalität von Amsterdam selbst auf die Erhöhung
dieses Deiches antragen!