io.) Man hat zwar das Gesetz bey Stützpfählen angenommen,
dafs die Lasten, welche sie tragen können, sich verhalten,
wie die Cubi ihrer Durchmesser, dividirt durch die Quadrate
des über den Boden hervorragenden Pfahltheils, aber dasselbe
verdient noch vielfache Erfahrungen, um für die Praxis vollgültig
zu seyn. Und bey den Grundpfählen findet es gar keine
Anwendung, weil die den Pfahl umgebene Erde,- dessen W i derstand
(Festestehn) oder Tragbarkeit olfenbahr zum Theil ausmacht.
Das Beyspiel an der Brücke von Tours (Perronet p. 99.)
wo die Grundpfähle gebrochen sind, kann ich als für einen vollgültigen
Beweis davon: dafs die Grundpfähle allein und nicht
die sie umgebende und zusammengeprefste Erde die Last tragen
, keinesweges annehmen ; vielmehr erkläre ich mir das Zerbrechen
der Pfähle daher: dafs der Grund, welcher sie bey Anlage
des Pfeilers umgab, fortgerissen war und sie daher ausser
dem Boden oder dem Tufstein, worin sie wenig eingerammt
waren, den gröfsten Theil ihrer Länge hervorstanden. Dafs
das, die Grundpfähle umgebende und von diesem zusammengeprefste
Erdreich die Last eines auf den Pfahl- und Schwellrost
aufgeführten Gebäudes mitträgt, ist auch schon deswegen einleuchtend,
weil der Grad der Dichtigkeit einer Erdmasse die
Tragbarkeit der Pfähle , das ist ihre Festigkeit bestimmt und man
nur in ein solches Terrain der Grundpfähle bedarf, dem es an
natürlicher Dichtigkeit mangelt, um die darauf kommende Last
zu tragen. Es sind daher diejenigen Baumeister, welche behaupten,
dafs die Last allein auf die Grundpfähle und nicht auf
die zusammengeprefste Erde ruhen, sehr irrig daran, Ihren Satz
zu behaupten, müfsten sie es abläugnen, dafs die den Pfahl umgebende
Erde, dem Pfahl selbst ein Hindernifs ist. Ein kieferner
Pfahl soll nach Perronet 153goo Pfund getragen haben.
Die Grundpfähle der Brücke vonNeuilly, deren Köpfe mit Mauerwerk
umgeben sind und 12 Zoll im Durchmesser haben, tragen
105700 Pfund. Die an der Brücke von Orléans 1 0 4 9 00
Pfunde. Die an der von Mantes 160000 Pfunde.
§. 99. Folgende Erfahrungen werden hierüber einen nähern
Rath ertheilen.
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Länge Obere
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B a u w e r k e Rheinländisch.
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Fufs Zoll | Zoll Fufs 4 <3 s 1
Schleuse am Nieuwen-
diep . ... . .
Kammerschleuse Gouda
gegenüber 1 Schleuse am Pennigs-
veer . . • .
Schiffsdocke zu Brest
3 o
3 o
27
28
1 0 - 1 2
g - 10
9 - 10
Frz.Mfs.
12
24
3 o
3 o
24
24
18
10
25
2 16
202|-
1 1 2 §
225
700
1000
5oo
1200
1060
Sand und Thon.
Klay und Erde, j
Sand und leichte j
Erde.
Schlammgrund.
Brücke von Neuilly i a - i 5f 12 24 4,5 405 bis |
1880
Erde und Kies.
- - - - Orleans
t -----------------
9 - 12 12 24 5 1 459 : 1200 Erde und Kies. 1 ------------------- j j
§. 100. Wenn man hiernach rechnen wollte, so würde
auf jeden Cubikschuh Mauer, den der Pfahl trägt, 4 Pfund Bärschwere,
beyläufig A> der Schwere des Baukörpers., kommen.
Als allgemeiner Erfahrungssatz für Brücken und Schleusen könnte
man dies wohl in den mehresten Fällen gelten lassen, wenn
nicht die Länge der Pfähle einen bedeutenden Einflufs auf die
Bärschwere hätten.
§. 101. Folgende allgemeine, aus der Erfahrung gezogene
Regeln werden über die Bärsehwere, den Abstand und die
Länge der Pfähle — je nach der Festigkeit des Bodens — von
einem jeden eines gesunden urtheilsfähigen Bauführer, während
der Einschlagung der Probepfähle, modificirt werden können.
Dabey nehme ich den durch die bestehenden Gebäude bewiesenen
Satz an: dafs weder diejenigen Stützpfähle, welche die
im 47. §. bestimmte Stärke (in Beziehung ihrer Länge) haben
und i ihrer Länge von einer soliden festen Erdmasse umgeben
sind, noch die Grundpfähle, welche bis zum Stehen eingerammt
Werden, unter derjenigen Masse, welche unsern Gebäuden gege