hacke man seinen obern Theil auseinander; führe über ihn die
Verstärkung hin, und zwar anfänglich mit Wagen, um den
alten Deich zu komprimiren. Zuweilen wird man indessen
wegen des Anfahrens der Deicherde genöthigt, die Anber-
mung an der vordem Seite zu machen. Dies kann auch geschehen,
wenn Hofnung da ist, dafs sich diese neue Arbeit bald
begrüne, wiewohl es besser ist, sie dem Wasser zu entziehen
und die alte vordere Böschung ruhig liegen zu lassen, besonders
wenn sie eine gute Grünschwarte hat oder wohl gar mit
Steinen und Strohbekrampungen, oder mit einer Klaylage bedeckt
ist, und wie schon oben erwähnt worden ist, hinreichende
Böschung hat. Oefters mufs indessen die Verstärkung auf bey-
den Böschungen und über die Krone hin zugleich gemacht,
und der alte Deich ganz in Erde eingehüllt werden, wenn nehm-
lich die Deicherde von beyden Seiten des Deiches gehöhlt werden
kann, und der cubische Inhalt einer solchen Verstärkung
nicht so grofs ist, als wenn man sie an der innere oder vordere
Seite allein anbrächte.
Zur Festigkeit des Deiches ist es alsdann wesentlich nöthig,
dafs man die alten Böschungen oder den obern Theil des, Deiches
etwas aufhackt, herunterzieht, und die Verstärkungsmasse selbst
gröfstentheils mit Wagen oder Pferde-Sturzkarrn auffahren läfst.
Zuweilen kann man auch den alten Deich zum Theil zu einer
zweckmäßigen Verstärkung verwenden , wie Fig. 21. T. 84. zeigt.
Viele der alten Deiche werden auch blos dadurch erhöhet werden
können, wenn man auf ihre breite Krone einen Aufsatz bringt;
denn die Krone braucht nicht so breit zu seyn, als sie gewöhnlich
bey den alten Deichen ist, wie ich oben S. 5i. gezeigt habe.
- Bey einer solchen Erhöhung ist es jedoch zweckmäfsig, die
Stellen des alten Deiches, worauf dieselbe angebracht wird, aufzuhacken
oder umzupflügen, damit sich die Erdlagen gut verbinden.
Auch sollte man die Arbeit im Frühling vornehmen
und Vollendern, damit die Verstärkung noch vor Winter begrüne,
also eine feste Rasendecke oder Grünschwarte erhalte.
§. 98. So wie nun die Deiche, welcherley Art sie auch
seyn mögen, stets gut konservirt werden müssen, so mufs man
auch diejenigen Uferbauwerken, welche zu ihrem Schutze angelegt
sind; in einem guten Stände zu erhalten suchen ; denn ohne
diese Maafsregel ist die Sicherheit des Deiches gefährdet.
§. 94. Was die Benutzung der Deiche betrifft, so mufs
man a.) eine gute Grünschwarte zu erhalten suchen; b.) das
Gras, welches auf den Deich wächst, mufs gemähet werden, c.)
Auf Deichen, die aus einer fruchtbaren Erde aufgeführt sind,
kann auch anfänglich Klee- und Heusaamen zugleich und zwar
wo möglich im May gesäet werden. Heusaamen allein kann
freylich den ganzen Sommer über mit Nutzen gesäet werden,
besonders wenn die Witterung etwas feucht ist. In einigen
Flufsgegenden findet auch der Gebrauch Statt, dafs auf neuen
Deichstrecken zwischen dem Klee auch Hafer angesäet wird,
d.) Wenige Deiche, das sind solche Deiche, die gröfsere als
dreyschuhige Böschungen und breite Kronen haben , wird man
beweiden lassen dürfen und zwar nur mit Schafen, weil sonst
die Böschungen, so wie die Krone abgetreten wird , Vertiefungen
erhält und die aufgelockerte Erde vom Regen bald abge-
spühlt wird, e.) Die Kopfweiden oder Pappeln, welche (nach
S. 57.) auf der äussern Böschung stehen , müssen nicht über 12
bis i 5 Fufs hoch gelassen werden, damit der W in d sie nicht
lofswackele oder wohl gar umwerfe. Sie werden dann alle 4
Jahre regelmäfsig geköpft. Da, wo kein starker W in d herrscht,
kann man sie auch höher werden lassen.
§• b. ) Die Vorsichtsmafsregeln bey hohen Wass erständen
bestehn nun im wesentlichen darin : i°‘ dafs mittelst Deichwachen
die den Deich , je nach der Lokalität, besetzen und mit
Feuergewehr versehen seyn , auch von den Ortsvors fänden visi-
tirt werden müssen — eine frevelhafte Durchgrabung oder Durchbohrung
des Deiches verhindert wird. Dringt dann das
Wasser durch den Deich stark durch ( ein wenig durchsickern
hat auf den Deich keine nachtheilige Folgen) so verstopfe man