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nlger Gebäude anwendete, indem er dieselben auf solche Senkpfeiler
errichtete, die gebührende Gerechtigkeit wiederfahren lassen.
Nach Herrn Gilly kommt dem Herrn George in Deutschland
diese Erfindung zu und es ist billig, dafs davon auch hier
Erwähnung geschieht, da die deutschen Schriftsteller nur selten
ihren Landsleuten Gerechtigkeit wiederfahren lassen. (*)
( * ) Es geht uns Deutschen mit mehreren nützlichen Erfindungen so.
Wir sind stets geneigt dieselben den Franzosen oder Engländern zuzuschreiben
. während wir sie entweder bey uns oder doch in benachbarten
Ländern mit Nutzen angewendet finden . Seit einiger Zeit hat man
nämlich viel in Deutschland über den Landhäusserbau mit Erde geschrieben
und denselben für eine Erfindung der Franzosen ausgegeben.
In Mähren, insbesondere oberhalb und unter Gödingen an dem Marchflusse
ist'derselbe aber bey den Croaten und Slawacken, ganz einheimisch.
Sie bedienen sich dessen auf die einfachste Art der schwarzen
mit Sand vermischten Moorerde oder der fetten Garten-Teich-Erde und
des Flufsschlammes, welches sie mit J sehr feinen scharfen Sande mischen.
Diese während des Baues etwas angefeüchtete Masse wird steinhart,
nachdem sie lagenweise zwischen zwey Bretter, die man durch
Stangen, welche mit Seile gebunden werden, zusammen hält, gestampft
ist. Sind die vertical aufgeführten zwey Schuh dicken Wände fertig
und mit einem eisernen scharfen Grabscheid die Unebenheiten abgestochen:
so werden die Fenster -OefFnungen aus dieser Masse herausgeschnitten
und mit Ziegel gemauert. Solche Moorerde oder die Erde
mit scharfen Sand vermischt, heifst croatisch Czerny pisek (schwarzer
Sand). Sollte man nicht auf die Vermuthung gerathen, dafs diese
Bauart originel croatisch ist: denn in Frankreich wird sie pisê genannt5
und wir Deutsche sind so gefällig sie mit Pisé-Bau zu bezeichnen!
Warum wollen wir sie nicht, den Erd-Bau nennen? Der feine schwarze
Sand macht, dafs solche Wände ganz trocken sind und keine Feuchtigkeit
oder Nässe einziehen und die Erde bewirkt die Consistenz.
Lehm und gelblichter Thon taugt aber nicht, weil die davon gemachten
Wände springen, die Feuchtigkeit einziehen und Ungeziefer beherbergen.
Die von schwarzer Moorerde (wenn solche auch Vegetabiliën
enthält) -gemachten Wände werden sodann, wenn sie Anfangs
Frühlings gemacht sind, erst im August mit Mörtel beworfen und ge-
weifst, damit sie recht austrocknen. Solche Häuser stehni i 5o Jahre
und kosten eine Kleinigkeit,, während die aasgetrockneten Lehm-Zie-
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2.) Die Mauern der Kirche de Ja Magdalaine zu Paris wurden
auf eine 45 Schuh dicke feste Erdschichte aufgemauert. Der
Baumeister Contant zog dieselbe einem Lager von grobem Sand
vor, wo man doch über diesen letztem die nicht weit davon
stehenden Gardes Meubles erbauete. Auf der Schichte des natürlich
gewachsenen Bodens wurde ein 32 Zoll hohes Lager von
Werkstücken, die man mit eisernen Klammern untereinander
verband, gelegt. Eine Methode, die der beym Leuchtthurm von
Edystone mit steinernen Dollen, weit nachsteht. 3.) Auch die
Parochial - Kirche zu St. Germain en Laie wurde ohne Bost
und nur auf ein festes Sandlager, das sich zu einer Tiefe von
neun Schuh fand, erbauet. Unten legte man grofse Werkstücke
und führte dann ein Gemäuer von Bruchsteinen auf. 4.)
Auf die nähmliche Weise ist auch der Quay de FHorloge zu
Paris Tab. 67. gegründet worden.
§• 8°- Unter den Schleusen, die ohne Rost auf den nar
türlichen Boden angelegt sind, ist die Stauschleuse zu Cherbourg
die gröfste. Ihr Fundament wurde im Jahr 1736 folgender-
mafsen gelegt. Nachdem die Baugrube mit einer dreyfsig Schuh
dicken Abdämmung umgeben war, auf deren äusseren Böschung
Verzäunungen gemacht waren, zwischen denen Steine geworfen
wurden, damit der Damm den Anfällen der Seewogen W i derstand
leisten konnte: so wurde dieser Bauplatz 16 Schuh tief
ausgegraben. Nicht weit davon wurde ein Bassin zur Aufneh-
mung des von den Schöpfmaschinen aufgeförderten Wassers angelegt,
welches ein Ziehschütz erhielt, wodurch das Wasser während
der Ebbe abflofs. Um die grofse, stündlich 180 Cubikklaf-
ter betragende Wassermasse 16 Schuh hoch zu gewaltigen, wurden
fünf Maschinen mit senkrecht hangenden Eimern , vier Schaufelwerke
und einige Pumpen errichtet. Die letzteren wurden jegeln
undPatzenund von Lehm gemachten Wellerwände in dreifsig Jahren
verfallen. Ich würde diesen Erd- oder schwarzen Sandbau zu den klei-
. nen Wohnungen für Schleusenwärter und Wehrmeister bestimmen.
IV. Band. 46.