Absicht, um welcher willen der Deich angelegt wird, und die
hydrotechnische Rücksicht auf den Flufs es gestatten, zu lassen.
3‘ens Mufs zwischen zweyen gegenüberliegenden Deichen —
oder zwischen einem Deiche und dem ihm gegenüberliegenden hohen
Ufer_der höchste Eisstrom oder eisfreye Strom vorüberfliefsen
können, ohne dafs die Profilstellen oberhalb eine Anschwellung
oder Retardation des Stroms hervorbringen; ja, ohne dafs sie die
Eismassen in ihrem Fortgange hemmen. 4tcns Kann man aber
die kürzeste Linie und das höchste Terrain wählen, desto besser.
Noch zweckmäfsiger ist es insonderheit, wenn man bey der Deichlinie
auch die Zufuhren aus denen Bezirken, woraus die Deicherde
genommen werden mufs, durch ihre Annäherung an diese Bezirke
erleichtern kann. 5"ns Allen andern Rücksichten mufs aber
der Grundsatz Vorgehen; dafs die Deich weiten stets dergestalt si-
tuirt seyn, dafs sie keine Eisstopfungen und schädliche Stromanschwellungen
verursachen.
§. i 5. Ist es also nöthig: längs einem Flusse neue Bedeichungen
vorzunehmen ; hat man die Deichweiten , das sind die
Entfernungen der gegeneinander überliegenden Deiche , zu bestimmen,
so kann diefs folgender Maafsen geschehen: Die erste
Methode ergiebt sich a.) wenn die natürlichen Engen zwischen
hohen die höchsten Wasserstände übersteigenden Ufern als ein
Normal angenommen werden, wobey jedoch zu bemerken ist,
dafs die Geschwindigkeit in diesen Engen nicht so schnell seyn darf,
dafs das Wasser die Böschung des Ufers angreift; denn sonst würden
die naheliegenden Deiche bey ähnlicher Geschwindigkeit nicht
Widerstand leisten können, es sey denn, dafs man sie mittelst
Steinböschung deckte. In diesem Falle mag man also die Deichweiten
um etwas gröfser als die natürlichen Engen machen, b.) Bey zu
grofser den Deichen drohender Geschwindigkeit des S tromes müssen
aber die Deich weiten so grofs seyn, dafs das Profil, in die vorüber-
fliefsende Wassermasse dividirt, eine solche Geschwindigkeit des
Stromes zuläfst, welche keinen sonderlichen und schädlichen Angriff
auf das Ufer hervorbringen kann. Kennt man nun diese unschädliche
mittlere Geschwindigkeit und die vorüberfliefsende Wassermenge,
so kann man die Gröfse des Profils bestimmen. 1. Band
S. 340. Weifs man dann ferner die Wasserhöhen zwischen ähnlichen
Profden, so kann die mittlere Höl^f des Wasserstandes
vom Querschnitt des höchsten Stromes leicht berechnet werden.
W ird diese aber in den Inhalt des Profils selbst dividirt, so erhält
man die Profilweite d. i. die gesuchte Entfernung der gegenüber
liegenden Deiche, c.) Es mufs also allerdings die Wassermenge,
welche bey den höchsten Anschwellungen des Stroms vorüber
fliefst, beyläufig bekannt seyn. Bey diesem Satze ist noch anzumerken
: dafs das Vorland längs Flüssen fast eine und dieselbe
Höhe hat, d. i. nach dem Querschnitte des Flusses genommen,
beynahe horizontal liegt, dafs also in Beziehung auf den höchsten
Wasserstand kein bedeutender Unterschied in der mittlern Höhe
des Profils von dem vorüberfliefsenden Wasserkörper Statt finden
kann , wenn auch die Deiche etwas weiter von einander gelegt oder
näher zusammengerückt werden. Also müssen in diesem Falle —
wenn das Vorland unter der Höhe des zwischen den natürlichen
Ufern stets fliefsenden Stromes liegt — die Deichweiten gröfser als
die Breite der Querprofile zwischen eben diesen natürlichen Ufern
seyn. d.) Findet der Hydrotekt aber bereits an dem Flusse enge
Profile zwischen den Deichen — die ich Deichengen nennen will —
so ist es zweckmäfsig, dafs er an anderen Stellen die Entfernungen
der gegenseitigen Deiche in Beziehung auf den höchsten V 7 asserstand
eher gröfser als kleiner, wie solche Deichengen, anordne,
e.) Insonderheit müssen aber die Deiche desto mehr aus einander
gelegt werden, je gröfser die Wassermenge des Stromes eines und
desselben Flusses wird , d. i. je nachdem sich mehrere Nebenflüsse
in den Hauptflufs einmünden, so dafs also die Profilweiten
zwischen zwo gegenüberliegenden Deichen — in Beziehung auf
den höchsten Wasserstand und die Lage des Vorlandes — gröfser
seyn müssen, je näher sie des Flusses Mündung liegen.
ƒ.) Dieser Grundsatz ist auch um so nothwendiger in Ausübung
zu bringen,' weil — nach der Natur der Flüsse — in den