Herr Tardif giebt noch eine Parallele der Kasten von dieser
Bauart und der gewöhnlichen mit Fangedämmen, findet sie für
die erstere geringer als für diese.
§. 110. Die wesentlichen Vorzüge dieser Methode bestehn
darin, dafs man mit derselben daselbst fundiren kann, wo wegen
der grossen Tiefe, die sonst bekannten Fangedämme nicht mehr
angewendet werden können.
§. m . Was ich nun noch über die verschiedenen Methoden
, welche man angewendet hat, Wasserbau werke aller Art
an und im Wasser zu gründen und zu bauen vortragen könnte,
dies ist gröfstentheilshier; im iten BandeS. 292 bis 3oi ; im 2ten
Bande S. 38 bis 409 , 426 bis 474 ; 461 bis 463-. und 47° j
3ten B. S. 17 bis 21. 206 bis 229; 246 bis 2Ög ; 273 bis 297. vor*,
getragen worden. Zwar könnte ich alle diejenigen Baumethoden
erklären , deren man sich bcym Bau der Brücken bedient, um
ohne Fangedämme die Pfeiler und Wiederlager zu gründen ; aber
ich habe auch schon über den Bau in Kästen ; über den auf einen
losen Steinbau ; mit Sinkstücken ; und auf dem unter Wasser abgeschnittenen
Pfahlrost ; endlich über den Bau auf Felsen und
Morastboden , auf den citirten Seiten das Wesentlichste vorgelagert.
Dem Wifsbegierigen wird es daher ein Leichtes seyn,, sich
mit allen diesen Baumethoden bekannt zu machen. Alles was ich
daher noch davon anführen kann, mufs dem Speziellen des Schleusenbaues
, folglich den zwo folgenden Abschnitten und dem Brückenbau
Vorbehalten bleiben.
V I E R T E R A B S C H N I T T .
VON DER ANLAGE DER SCHLEUSEN ALLER ART. I.
I. Erklärungen.
§. 112. Unter eine Schleuse verstehe ich im Allgemeinen —
ein solches Bauwerk mittelst welchem das höhere Wasser von
irgend einem niedrigliegenden Land - oder WasSerbezirk, auf
eine unbestimmte Zeit, — je nach dem Wunsche der Landesbewohner
oder den besondern Absichten und Errichtungen der
Wasserbaukundigen zurückgehalten werden kann.
Die zwo wesentlichsten Theile einer Schleuse sind demnach
a ) die das Wasser durchlassende Oeffnung — Schleusen- Oeffnung
b) das Thor oder Schütz, welches das obere von dem untern Wasser
trennt. Ein Schleusenthor dreht sich aber horizontal und ein
Schütz wird vertical aufgezogen. Werden zwey Thorflügel gegeneinander
geschlagen oder gestemmt: so heifst das Thor ein
Stemmthor.
§. 1 1 3. Da die spezielle Benennung der Schleusen dem
Zweck, um dessen willen sie angelegt werden, entsprechen mufs:
so will ich sie in dieser Hinsicht classifiziren.
Soll demnach eine Schleuse das Meer oder hohe Flufswas-
ser von den Entwässerungs- Canälen einer Landschaft, d. i. von
den innern Gewässern abhalten , so ist das eine Schutzschleuse.
Liegt dieselbe am Meer, so heilst;si^eine 'Seeschleuse.
§. 114. W ird eine solche Schleuse mittelst des Drucks vom
Binnenwasser, während der Ebbe des Meeres oder des niedrigen
Standes des Flusses, geöffnet; und führt sie daher das innere
Gewässer ab: so wird sie eine Entwässerungs- oder Auslafs-
Schleuse genannt. Sie hat entweder einen oder zwey Thorflügel,
Fig. 74. welche! siph^je nach dem Stande des äussern und innern
Wassers, öffnen oder zuschlagen. Besteht dieselbe aber
nur aus einem Aufziehschütz, Fig. 7: so nenne ich sie- Entwässerungs
Schütz.
Wenn eine solche Schleusender Schütz aus einem Canal,
Flufs oder Mühlgraben, das Wasser seitwärts ableitet, so nennt
man jene eine Ablafs,'- Schleuse und dieses einen Ablafs; in einigen
Ländern auch eine Freyarche oder Freyschütz-, wenn der Ablafs
auf einem Mühlgraben oder seitwärts den Mühlrädern angebracht
ist. Verschliefst das Schütz die Gerinne der Wasserräder
so heifst es bey den Kornmühlen, das Mühlschütz; und bey andern
Maschinen das Schütz, oder auch wohl Aufziehschütz. Ist
IV. Band. 5o.