Holland (Tab. 40.) oder von Werkstücken, als die Murazzi an
den Lidi vor Venedig. Man benennet daher auch die Deiche
nach dem Material, woraus sie bestehen, als da sind: Erddeiche,
Sanddeiche, Wierdeiche (* ) , Rasendeiche («Stein deiche, Holzdeiche,
Buschdeiche und Schlickdeiche; ja Stroh- Und Rohrdeiche
, wenn ihre äufsere Böschung mit Stroh oder Rohr bekrampt
ist. Aufserdem, dafs die Deiche nach dem Material benennet
werden, heifsen sie auch nach der Situation oder ihrer Lage, so
wie nach dem Zweck, dem sie entsprechen sollen ^verschieden.
So nennet man z. B. diejenige Deiche, welche der Richtung des
Fluthstromes entgegen stehen,-Fluthdeiche, diejenigen aber, welche
dem Ebbestrogi entgegen stehen, Ebbedeich?. Ufer- oder
Schartdeich,ist ein Deich, der unmittelbar am Ufer des Meeres
oder Flusses liegt und zu dessen Conservation fast immer Uferbauwerke
nöthig sind. Sturm - Schlaf - oder RiXckdeich ist ein solcher
Deich , welcher noch einen zweyten Deich vor sich hat und wenn
er das Land gegen die höchsten Gewässer beschützt, heilst er
Haupt- oder Landdeich. Hält ein längs einem Flusse liegender
Deich blos die Sommerfluth von dem Lande ab, so nennt man
ihn Sommerdeich, oder in einigen Seeprovinzen Tummeldeich.
Liegt der Seedeich auf einem ausgedehnten Vorlande, so nennt
man ihn Grodendeich, weil Groden so viel als Vorland bedeutet.
Ist ein Deich nur auf eine Zeitlang angelegt, um die Arbeit am
Hauptdeiche zu erleichtern und das niedrige gewöhnliche Wasser
von diesem abzuhalten, so heifst er Nothdeich oder Kajedeich.
W ird gegen das Innere W asser, längs einem Polder ein Deich angelegt,
so heifst derselbe der Innere oder Binnendeich, und der Seeoder
Flufsdeich, welcher an der See- oder Flufsseite des Polders
liegt, der Aeufsere Deich. Dringt durch den Hauptdeich oder
hinter demselben durch den Erdboden viel Quellwasser, so wird
in einer gewissen Entfernung von ihm, und zwar da, wo das
Durchdringen des Wassers aufhört, ein zweyter aber niedriger,
(*) Wier heifst in Holland eine Art Meergras.
etwa einen Schuh hoch über die Oberfläche des Quellwassers
reichender Deich angelegt, den man Quelldeich nennet. DerVor-
theil, den Quelldeiche gewähren, ist vorzüglich längs dem Leck-
flufs in Holland anerkannt. Man legt auch einen solchen Quelldeich
um einen Deich-Grundbruch an, damit durch diesen das
Quellwasser nicht in die Landschaft eintrete. Hat der hohe Strom
einen Grundbruch , d. i. einen K o k k im Erdboden verursacht und
man findet es zweckmäfsig, diesen K o k k vor den neuen Deich zu
legen, d. i. auszudeichen, so heifst das neue Deichstückeine Einlage:
wie denn auch jede Zurücklegung eines Deiches in Holland
Einlage (Innlaage) genennt wird. Wird der K o k k aber
eingedeicht, oder vom Deiche eingeschlossen, so heifst das Deichstück
eine Auslage. Legt man aber den Deich durch den Kokk,
so heifst dieses Deichstück eine Durchdeichung. Leitdeiche heifsen
diejenigen Deiche, welche man längs einem Flusse und insonderheit
längs Durchstichen anlegt, um die Strommasse in ein bestimmtes
Bett zu halten, dieser letztem Geschwindigkeit, mithin
ihr Austiefungsvermögen zu verstärken: wie denn der Beyland-
sche Durchstich mittelst Leitdeichen vertieft worden ist. 1. Band
S, 548. Soll aber das Wasser über ein niedriges Deichstück fallen
, um in einen gewissen Landesbezirk einzutreten und auf diese
Weise die "Wasserhöhe des hohen Wassers zu erniedrigen, so
nennet man einen solchen Deichbezirk Ueberlafsdeich. Ein solcher
liegt oberhalb Grave, undbeySparndam, 2. Band S. 3ä5 u.m.
Von diesen zwo Ueberlafsdeichen ist indessen der letztere besonders
zweckwidrig, wie dies in der angeführten Stelle erwiesen ist.
Die Erddämme längs den Inneren Gewässern eines Landes
werden aber gewöhnlich Dämme und nicht Deiche genannt, wie
denn ihr verschiedener Zweck und ihre Benennung im 3. Bande
S. 10g erklärt worden ist. Auch die Bewallungen der Fisch - und
Mühldeiche nennt man Teichdämme oder blos Dämme, eben so
wie die Dämme längs Canälen , Canaldämme genennt werden.
Ein kleines niedriges Dämmchen wird auch Kade, Sommerkade;
wenn es längs einem Mahlbusen liegt, Busenkade, u.s.w. genannt.