Tarre über bald in kaltes bald in warmes Wasser und wenn sie
um ein geringes schwerer geworden sind, so ist es ein Beweifs,
dafs sie wenig Feuchtigkeit eingesogen haben, folglich dem Wasser
ausgesetzt, während des'Frostes, nicht springen. 4) W äh rend
der strengen Kälte lege, man die Steine ins Wasser und
wann sie dann nicht springen so sind sie zum Wasserbau brauchbar;
im Fall sie sonst beym Brechen den nöthigen Grad der Festigkeit
Verrathen. 5) die Bausteine , r welche, wenn man mit
dem Hammer daran schlägt, hell klingen , sind feste. 6 ) Solche
Steine die Salpeter enthalten, sind nur in trockenen Mauern, das
sind solche Mauern die ohne Mörtel mit Moos aufgeführt werden
, brauchbar, weil der Kalk sich mit dem Salpeter nicht verbindet.
7 ) Das beste Kennzeichen von der Güte der Bausteine
bleibt aber immer , ob sich dieselben bey den bestehenden Gebäuden
gut gehalten , d. i. ob sie allen Einwirkungen des Frostes und
der Nässe widerstanden haben.
ff. 7. Steine, die in den Brüchen oben auf liegen taugen
gewöhnlich nicht,. weil si'e verwittert sind. Dafs aber die frisch
aus dem Bruch kommenden Steine besser als die einige Zeit gelegenen
sind, ist keineswegs eine allgemeine Regel, ja! es gibt Steine,
z. B. in den Steinbrüchen von Paris , die erst an der Luft
hart w erden, folglich sich anfänglich mit leichter Mühe bearbeiten
lassen. Andere Steine müssen länge liegen ehe man sie verarbeiten
darf. So lehrt bereits Vitruv L. 2. Cap. V I . dafs man die
bey Rom aus den Athenischen Brüchen genommene Steine zwey
Jahre vor ihrem Gebrauche brechen mufste und zwar nicht im
Winter sondern im Sommer. Dies gilt insonderheit von den
Sandsteinen ; die.vom Froste , wenn sie dem Wasser ausgesetzt
werden , stark leiden und daher dem Granite weit nachstehn. Zu
den gleichfalls regulair behauenen oder gesägten Deckplatten bedient
man sich jedoch des Sandsteins so wie des Marmors,' de&Por-
phyrs und der Granite zum häufigsten.
§. 8. ’W ill man die Bruchsteine oder die. Feldsteine zu
Werkstücken umstalten : so geschieht dies entweder, 1.) dafs
man sie mit den Steinsägen, die bey Weichen Steine Zähne , bey
andern keine haben, sägt; 2.) oder dafs man sie mit dem Stein-
beissel sprengt, oder auch (wenn sie sehr hart sind) auf folgende
Methoden spaltet. In dem zu spaltenden Stein wird nach
dem Schnurschlage mit spitzen Pickeln eine Ritze, je nach der
Härte des Steins, 1 bis 4 Zoll tief, eingehauen und darin auf
4 bis 6 Zoll Abstand gut gestählte eiserne Keile, mit schweren
Hämmern, indem nach und nach auf die Keile rückwärts und
vorwärts, anfänglich schwächer, dann stärker, geschlagen wird,
eingetrieben. Zwischen den Keilen wird aber ein Blech, das
aus zwey Blättern besteht, in die-Spalte eingesetzt. Nach einer
andern Methode werden in den Stein auf 6 bis 8 Zoll Abstand
1 bis i i Zoll weite Löcher 6 bis 9 Zoll tief eingebohrt , wo dann
in jedes Loch zwey halbcilindrische eiserne Keile gesteckt und
eingesetzt werden, nämlich mit den dicken Enden unten. Zwischen
diesen wird ein eiserner Keil eingetrieben. Dieses Eintreiben
mufs bey allen in einer Richtung gebohrten Löchern zu
gleicher Zeit geschehen. Das Bohren der Steine wird aber zum
befsten mittelst einer von PerronetTab. 85. Fig. 11 bis 16. beym
Brückenbau gebrauchten Bohrmaschine bewerkstelligt. Zwey
Arbeiter Fig. 11 und 12. drehen eine Kur bei, die mittelst ihrer
Daumwelle einen Hebel g, woran das Seil 10 mit befestigt ist,
niederdrückt. Zugleich geht also der Hebel .4 auf und nieder
und *veil daran das gestählte Bohreisen 14 fest gemacht ist, dessen
Ende einen gestählten Bohrlöffel formirt, so geht die Bohrung
vor sich, welche der an dem Bohr angestellte Mann verrichtet.
Das Schwungrad ( 5) dient der Maschinerie zu einer
gleichförmigen Bewegung. Auf diese Weise bohrt man Löcher
durch ganze Steine und beym Bau der Brücke zu Neuilly wurde
von drey Mann ein fünf Schuh tiefes und acht Zoll weites
Loch binnen i | Tage gebohrt.
§. 9. Die nützlichste Steingattung ist der Kalkstein, weil
er uns den Kalk und Mörtel giebt. Ich werde daher seine Natur
erörtern und zugleich, um der Deutlichkeit willen, dieLeh-
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