Fortsetzung
DES S E CH S T EN A B S C H N IT T S VOM H A FEN B AU .
D IE B E S C H R E IB U N G E IN IG E R M E R KW Ü R D IG E N
H Ä F E N E N T H A L T E N D .
Seit der Vollendung des dritten Bandes habe ich von dem
Russischen Seehafen Cronstadt eine genaue Karte und dem Local
entsprechende Nachrichten erhalten , die den S. 5a5. geäufserten
Wunsch realisiren. (Tab. 90.)
Peter der Grofse hat den Plan zu dem Hafen - Etablissement
von Cronstadt entwerfen lassen und gröfstentheils ausgeführt.
Unter der Kaiserin Catharine ist nach einem im Jahre 1785 von
dieser Monarchin genehmigten Plane vieles sehr verbessert worden,
und unter dem jetzt regierenden Monarchen wird es gewifs zu der
Vollkommenheit, deren es fähig ist, gebracht werden.
So wie alle grofse Männer ihre Werke gern vollenden, wollte
auch Peter der Grofse diesen Hafen in wenigen Jahren benutzen.
Er war daher genöthigt, den gröfsten Theil der Hafendämme von
Holz aufführen zu lassen , welche Holz- oder Pfahlwerke sich auf
der Karte von den gemauerten Werken dadurch unterscheiden,
dafs sie blofs von Linien begränzt und nicht schraffirt sind. Nachher
hat man aber die neuen Hafendämme, Schleusen und Docken
von Ziegelsteinen oder Granit-Werkstücken aufgeführt.
Die merkwürdigsten Anlagen zu Cronstadt bestehen in der
Hafens trafse A A , durch welche man nach der mit zwo Kammern
versehenen Schleuse B kömmt. Dieselbe ist vorzüglich zum Kalfatern
oder zur leichten Wiederherstellung der Schiffe bestimmt,
welche vorgenommen werden kann, ohne dafs die Durchfahrt anderer
Schiffe dadurch gehemmt werde. Bey B sind nämlich drey
Paar Stemmschleusenthore. Das erste Paar wird geschlossen bey
34, das 2tehey 16 und das 3tehey 8 Fufs Wasserhöhe, nämlich,
wenn das ganze Bassin B B wasserleer ist, so bleibt eine Wasserhöhe
von 16 Fufs zwischen dem iten und 2ten Paar und 8 Fufs
zwischen dem 2tcn und 3ten Paar Thore, um den Druck des
Wassers gegen die obern Schleusen thore zu vermindern. Die
innern Bassins und Schiffsdocken leeren sich , jedes für sich ,
ohne die andern, und zwar vermittelst der, in den Seitenmauern
angebrachten Umläufe. Auf diese Weise wird das Wasser
auch in das grofse Bassin G eintreten, welches eine Tiefe von
60 Schuh hat. Dasselbe wird alsdann mittelst einer bey H stehenden
Dampfmaschine geleert, wozu drey Tage nöthig sind.
Statt dieser in den 1780er Jahren etablirten Dampfmaschine bediente
man sich ehemahls zvveyer Windmühlen - Schöpfwerke,
welche beyde jedoch nur nach 7 — 8 Monaten dieses grofse Bassin
leeren konnten. Die zwo Schiffsdocken C C sind unter Peter
dem Grofsen vollendet worden und da sie damahls, jede nur für
ein Schiff, bestimmt waren, so hat man sie in der Folge verlängert
und zur Aufnahme zweyer Schiffe eingerichtet. Das viereckige
Bassin D D D D , dient zur Drehung der Schiffe, wenn sie in
den Kanal B. B. oder nach den beyden Schiffsdocken CC gebracht
werden sollen.
Der Kanal C soll zu drey Schiffsdocken eingerichtet werden
und die sechs Schiffsdocken F, sind auch, wie man mir gesagt
hat, bis jetzt noch nicht vollendet.
Der ganze Entwurf von Schiffsdocken ist auf dreyzehn Schiffe
berechnet, ohne den Kanal B , in welchem fünf Schiffe, und
das Viereck D. , in welchem vier Fregatten auf einmal kalfatert
werden können, in Anschlag zu bringen.
Die Hafenstrafse A sowohl als die sämmfliehen Bassins und
der Raum, worin man die Schiffsdocken angelegt hat, sind von
Menschenhänden ausgegraben worden. Der Boden besteht aus
einer thonartigen sehr zähen Erde , worin einzelne Steine gefunden
und keine Quellen angetroffen werden , welches die Arbeiten
sehr erleichtert und befördert hat. K K ist die, zwey Stockwerke:
hohe Seilspinnerey. L die Theersiederey. M ist der II0I7-
hof, worin das Bauholz aufgesetzt wird. N sind die Magazine,
worin die zur Armatur der Schiffe nöthigen Stücke aufbewahrt
IV. Band. 3.