stellt. Vorzüglich tritt dieser Fall deswegen ein , weil die den
Deichen gefährlichen Hochwässer gewöhnlich nur hey Eisgängen
oder bis Eisstopfungen entstehen. Ist die Krone eines alten zu
erhöhenden Deiches etwa 6 bis 12 Fufs breit und nicht zu einem
Wege unentbehrlich, so mache man die innere Randlinie oder
Kronenlinie der Erhöhung 1 bis 2 Fufs höher, als die vordere
alte Krone ist, und lege also den aufgekarrten neuen Theil gegen
den Horizont geneigt; wodurch viel erspart wird.
ff. 36. Es ist sonach aus dem vorigen §. und aus der Natur
des Angriff, auf den Deich — der entweder vom Strom, vom
Eisschube, oder von dem Wellenschläge bewirkt wird — klar:
dafs die Gröfse des Widerstands, den ein Deich leisten mufs, auch
zum Theil von der Form und Gröfse der äufsern Böschung abhängt.
Man darf daher diese äufsere Böschung nicht zu steil
machen, sondern man mufs sie so flach als möglich anlegen.
Ihre flache Lage hängt aber nicht nur von den benannten zerstörenden
Kräften, als Strom, Wellenschlag und Eisschub, sondern
auch von der Beschaffenheit der Deicherde ab, auf diese mufs also
zugleich bey ihrer Bestimmung gesehen werden.
ff. 37. Die befste Deicherde aber ist der sogenannte Flufs-
Schlick, oder Schlamm, der sich längs den Ufern der Flüsse erzeugt,
auch Klay - Erde genannt. Am Rhein besteht der Schlick
gewöhnlich aus 85,5 Gran der feinsten Kieselerde, und aus
q,5 Gran Kalcherde und bey der chemischen Operation ist 5
Gran Verlust. Der rheinländische Cubickschuh wiegt aber
(trocken) 78 bis .79 ® Nürnberger Gewicht (*). Nach diesem
folgt die Damm- und Gartenerde. Uebrigens ist das Kennzeichen
einer guten Deicherde, dafs sie schwer, feinkörnig schwärzlicht
ohne viele Sandtheile, und wenn sie nafs wird, klebrig
und zähe ist. Sie ist also, wenn sie compact aufgefahren wird»
wie es seyn sollte, der Schwindung wenig unterworfen und hat
(*) Der feine nasse Flufssand wiegt beyläutig 85 j. $ trocken etwas mehr,
hat aber alsdann nur eine unbedeutende Cohäsion.
so viel Cohäsion , dafs das Wasser nicht durch sie dringen
kann. Auch mufs eine gute Deicherde fruchtbar seyn, um Grä-
sereyen zu ziehen, d. i. eine gute Grünschwarte oder Grasdecke
hervorbringen. Lehm, Moor-Erde und Sand ist also die allerschlechteste
Deicherde. Wenn keine andere in Menge zu haben
ist, so sollte man den Deich in gute Schlick-oder auch Damm-
und Gartenerde 2 bis 3 Schuh dick einzuhüllen suchen: um a.)
das Durchdringen des Wassers zu verhindern, weil der blofse
Lehm springt nur sparsam Gräsereyen zieht ; der Sand aber
das Wasser einnimmt, h. ) dem Deich eine gute Grünschwarte,
die so äufserst nöthig zu seiner Conservation ist, zu gehen c.)
den Deich zum Graswachs zu benutzen und endlich d. ) dessen
Haltbarkeit mittelst einer Grasdecke zu vermehren.
Hat man aber der guten Deicherde zum Ueberzuge eines
Hauptdeiches nicht genug, so mufs doch damit die vordere Böschung
bedeckt werden: denn diese soll das Eindringen des
Wassers in den Deich schlechterdings verhindern.
Es ist daher äufserst fehlerhaft, wenn man an Hauptdeichen
den mittlern Theil, oder auch die innere Böschung von
guter Deicherde, und den übrigen aus schlechter aufführt.
Bey Ueherlafs- und Sommerdeichen ist es freylich ein Anderes:
denn bey diesen mufs die Oberfläche der innern Böschung
deswegen aus guter Deicherde bestehen, damit sie dem Ueber-
sturz des Wassers widerstehe.
Der Kiesel oder kalchartiger Grand kann durch eine Mischung
mit Erde sehr verbessert d. i. dichter gemacht werden,
vorzüglich wenn man die Masse etwas anfeucht. Diese Mischung
bedienen sich die Engländer um die Sohle ihrer durch
Kiesellagen gehenden Canäle wasserdicht zu machen. Sie nennen
diese Buddeln.
§■ 38. Nach der Erfahrung bedürfen aus guter Deicherde
bestehende Flufsdeiche, die überdies ein hinreichendes V o r land
haben, und weder vom Eisstrome, noch Wellenschläge
heftig angegriffen werden , einer 1 5 bis 2 schuhigen Aeussern