Rammthau angeschürzt sind und dieselbe keinen Knebel haben ;
— welche in Frankreich gebräuchlich ist — wesentlicheVortheile;
welches das in §. 12. Vorgetragene beweifst. Das Verfahren ohne
Zugknebel und ohne Kranzthau zu rammen, kann also nur dadurch
entschuldiget werden, wenn der Rammpfahl in einen weichen
Boden leicht einrückt, wobey man genöthigt würde, die
Zugleinen öfters von den Knebeln abzuwickeln.
§. 9. Die Franzosen haben dagegen bey ihren Zugrammen
dadurch eine wesentliche Verbesserung angebracht, dafs sie die
Rammscheiben vergröfserten : denn auf den kleinen Rammscheiben
werden die Rammthaue schnell abgenutzt, und wie aus der
Mechanik bekannt, die Kraftanwendung nicht nur wegen des geringeren
Durchmessers der Rammscheibe, sondern auch Wegen
der gröfsern Kraft die erfordert wird die Steifligkeit der Zugseile
über kleine Rollen zu überwinden verringert. Die über die
Steiffigkeit der Zugseile oder Seile überhaupt von Coulomb und
Amonton angestellten Versuche und daraus hergeleitete Theorien
des erstem sind im 2ten Theil von Prony’s Architecture hydrau-
lique, welche für alle Deutsche durch die treffliche Langsdorf-
sche Uebersetzung nutzbar geworden ist, enthalten, auf die ich
verweise. Der General-InspektorPollart hat zuerst im Jahr 1747
beym Bau der Brücke zu Poissy die Rammscheiben 4 bis 5 Schuh
grofs gemacht. Regemortes beym Bau der Brücke zu Moulines hat
ihnen drey Schuh im Durchmesser gegeben (Fig. 2. Tab. 82) und
Perronet hat Rammscheiben gebraucht, die ein Fufs vier Zoll bis
3 Fufs 4 Zoll im Durchmesser hatten Fig. 2, 4 und 9- Tab. 85;
welche zwo Scheiben in letzterer Figur zu den Rammen IN™' 1.
und 4- gehören.
Die Einrichtung mit zwey Rammscheihen an einer Ramme
ist nicht zu empfehlen, weil die Arbeiter schwerlich an beyden
Rammthauen gleichförmig ziehen werden; mithin der gleichförmige
Zug, welcher doch so nothwendig ist, nicht allemal eintre-
ten wird. Auch wurde diese letzte mit zwey Scheiben versehene
Ramme vorzüglich nur zum Ausziehen der Pfähle gebraucht,
wie dies im 3o. §. näher beschrieben wird.
Es ist unbegreiflich, dafs man die einfache Verbesserung, welche
doch so augenscheinlich in der Anwendung gröfser Rammscheiben
liegt, in Deutschland und Holland noch selten in Ausübung
bringt. In Preufsen, wo die Baukunst überhaupt zum Besten
des Staats sehr kultivirt wird, hat man sie jedoch auch eingeführt.
Zu den Rammscheiben mufs aber festes Holz genommen
werden; eines Theils um die Reibung desRammthaues zu vermindern
, und andern Theils die Dauer der Scheibe zu verlängern,
Ganik-, Buxbaum-, Birnbaum-, Ahorn- und Bokholz ist das
befste dazu. Diese Bedingungen werden aber auch noch dadurch
um so gewisser erreicht, wenn man die fertigen Rammscheiben
24 Stunden über in Oehl sieden läfst, welches Verfahren ich
bey allen Scheiben, Rollen, Zähnen und Unterlagern von Holz in
der Praxis vortrefflich gefunden habe und nicht genug empfehlen
kann. Bey grofsen Rammscheiben müssen die Stücke des Kranzes
einzeln in Oehl gesotten werden.
§. 10. Eine andere nachahmungswerthe Einrichtung findet
man bey den französischen Rammen in der Construction des
Schwellgerüstes Fig. 7. 8. und 10. Tab. 85. und Fig. 3. Tab. 82.,
welche die Fortbringung der Rammmaschinen erleichtert und
kaum 100 Quadratschuh Raum einnimmt. Sollte jedoch dabey
zu befürchten seyn , dafs die Ramme ihres kurzen Schwellgerüstes
wegen, während des Rammmanövers, nach vorne zu eine Ueber-
wucht erhalten könnte, so mufs über die Mittelschwelle und
zwar an jedem Ende eine Zwinge gelegt werden, welche entweder
an beyden Enden an eingerammten Pfählen befestiget,
oder wenn die Maschine auf einem Prahmen oder Rofs steht,
an diesen angebunden wird.
Die deutschen Schwellgerüste Tab. 83. Fig. 2. erfordern
einen Raum von 400 bis 600 Quadratschuh.
jf. xi. Bey manchem Local ist jedoch die Vorderschwelle
a Fig. v. eines solchen Gerüstes nur einige Schuh breit zu machen,
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