zu geschehen hat. In diesen Fällen kann man sogar die Schleusenkammer
sehr grofs, j a — nur aus Erdböschungen und einen
natürlichen oder aus einem Faschinenwerk gemachten Boden bestehn
lassen. Schleusen mit Erdwänden haben in Languedoc auf
dem Leitgraben der Ebene bestanden ; ja es sind noch jetzt dergleichen
auf dem Canal ohnweit Strasburg, die von Vauban angelegt
sind; und auf dem Canal von Loing gibt es 17 Schleusen,
deren Wände aus Erde bestehen und die nur mit Steinen gepflastert
sind. Auf dem Finow - Canal haben einige Schleusenkammern
Wände aus Faschinen , die aber natürlich wenig
Jahre dauern, weil das Buschholz stets der Luft, dem Regen
und der Sonne ausgesetzt ist. Diese Constructionen machen es
gleichwohl nothwendig, dafs wie bey den massiven oder hölzernen
Schleusen, das Ober- und Unterhaupt dergestalt angelegt
werde , so dafs kein äusseres Wasser in die Schleusenkammer eindringe,
denn sonst würde ja der Ruin des Werkes bald erfolgen.
ff. 161. Die Höhe der Seitenmauern oder Schleusen wände
richtet, sich eines Theils nach der Höhe des Wassers in oder vor
der Schleuse und andern Theils nach der Höhe des Terrains,
worin sie erbauet wird.
Ueberwölbt man die Schleusen, wenn sie unter einen Damm
durchgehen, so mögen die Seitenwände einen Schuh höher als
die auszulassende Wassermasse steigt, wenn man die Schleuse
öffnet, gemacht werden;-oder sie müssen wenigstens so hoch
seyn, dafs zur Zeit, wenn ihr Boden vom Wasser befreyet ist,
ein kleiner Arbeiter durchgehn kann, um die Ausbesserungen
vorzunehmen.
§. 162. Die W'ände der Canalschleusen müssen wenigstens
zwey Schuh über den höchsten Wasserstand des Canals und die
der offenen Seeschleusen 2 bis 3 Schuh über die hohen Sturm-
fluthen reichen; wenigstens mit demjenigen Theil, worin das
Sturmthor liegt, wie Tab. 75. und 7R Fig.- 4'. zeigt.
§. i 63. W^enn eine Canalschleuse oder ein Schleusenfall
von mehreren Schleusen einen Berg durchschneidet, oder am
Abhang des Berges angelegt wérden muls, so kann viel an Mauerwerk
erspart werden , wenn auf beyden Seiten der Schleuse eine
dreyfsig Schuh breite Fläche aus dem Berge abgehoben wird
und von diesen an Erdböschungen bis so weit hinauf, dafs die
Erde,nicht nachfällt, gemacht werden, weswegen der Leser auf
den Deichbau Verwiesen wird.
§■ 1 ^4- Ueber die Dicke der Schleusenwände herrscht bis
jetzt noch eine grofse Ungewifsheit und man ist mit derselben
eben so wenig als mit der Bestimmung der Stärke aller übrigen
Futtermauern, welche dem Druck der Erde widerstehn sollen,
im Reinen. Man wird auch schwerlich eine in der Praxis anwendbare
Regel a priori ausmitteln, wenn die Erfahrung und
die bey natürlichen Erdwänden jedermann, der reifst, vor Augen
liegenden Thatsachen nicht in Betracht gezogen werden;
die darin bestehn: dafs das natürliche Erdreich häufig vertical
Steht, ohne herabzustürzen; folglich dessen Abrollen unter einem
gewissen Winkel nicht absolut angenommen werden kann.
§. i 65. Bey den Schleusen finden wegen Bestimmung der
Mauerdicke zwey Fälle statt: Es sollen a ) die Seitenwände eine
Last tragen, wie dieis der Fall hey Schleusen, die unter Dämmen
und Strafsen Weggehen, ist, b) oder sie tragen nur ihr eignes
Gewicht und halten die Erde, wie dies hey allen oben offenen
Schleusen der Fall ist.
§• 166. Ehe ich nun diese Materie weiter untersuche ,
will ich die, Dimensionen der Schleusenmauern an mehreren
aufgeführten Schleusen und namentlich an den vorzüglichsten
anführen , und da es zugleich auf die Art der Materialien
und ihrer Güte ankommt, so bemerke ich, dafs alle
die von Ziegel aufgeführten Mauern dieser Schleusen durchaus
Untadelhafte Steine haben und vortrefflich gearbeitet sind, so,
dafs dagegen von einem Sachkenner nichts einzuwenden ist.
Ich werde in dieser Darstellung die verschiedenen Abstufungen
der Seitenmauern übergehen, weil dieselben eben so verschieden,
als die Dicke der Mauern selbst verschieden ist, angelegt sind.