bedienen kann, wohl überlegen müsse, ehe die Lage eines Deiches
bestimmt werden kann. Sie wird insonderheit bey solchem
Locale schwierig, wo sich zwey Flüsse vereinigen; die wechselseitige
Eisstopfungen und Ueberschwemmungen verursachen.
Es sollen nämlich bey ihm die Deiche beyder Flüsse einen gemeinschaftlichen
Zweck, d. i. die unschädlich schnelle Abführung
der hohen Eisströme bewirken und zur Beschützung der Flufs-
gegenden beytragen. Wenn nun gleich solche Localfälle unter
einander sehr verschieden sind, so wird doch schwerlich ein Fall
Vorkommen, den der angehende Hydrotect in Aer Praxis nicht
glücklich auflösen sollte, nachdem er sich mit den in diesem W e r ke
über den Flufsbau vorgetragenen Grundsätzen und Beyspielen
bekannt gemacht hat. W ie z. B. einer der schwierigsten Fälle,
ich meyne die gleichzeitig zu bewirkende Bedeichung zweyer Flüsse,
das ist die Bedeichung des Mayns oberhalb seiner Mündung
und des Rheins oberhalb Maynz, von mir vor einigen Jahren behandelt
worden ist, das habe ich in der neuen Ausgabe der Leb.
l. B. S. 219. vorgetragen und es wird dieser Fall meinen Grundsätzen
zum Belege dienen. -
§. 22. Von der Höhe der Flufsdeiche werde ich nur in der
Kürze bemerken, dafs die Krone der Hauptflufsdeichen einen bis
drey Schuh über die höchsten Anschwellungen des Eisstromes
reichen müsse, nämlich bey guter Deicherde und zwar, je nachdem
der Deich dem Strome, dem Eisschube oder auch dem W e llenschläge
blofsgestellt ist, höher gelegt werden. Sommerdeiche
legt man aber nur einen Schuh über das gewöhnliche hohe Som-
merwasser.
§. 23. Hätte man es längs unseren Flüssen nicht mit dem
Eisgänge zu thun, so möchten die Deiche nur drey Schuh über
den höchsten offenen Strom, des Wellenschlags wegen, der an
grofsen Flüssen, wie z. B. am Rhein eine verticale Höhe von 2§
Schuh über die Wasserfläche erreicht — bestimmt werden. In
unserm Climasind wir nun aber einmal genöthigt, auf die Eisgänge
und Eisstopfungen, welche die Flüsse zu einer für die Deicheverderblichen
Höhe anschwellen, Rücksichtzu nehmen. Da
nun die bisher bekannten höchsten Wasserstände auch die stärke-
sten Eisstopfungen in Bewegung gesetzt haben — denn die Wassermasse
mufs die Eismasse zu heben im Stande seyn, um sie fortzudrücken
; — so ist kein Grund vorhanden, warum man in der
Zukunft eine noch gröfsere Höhe des Eisstromes erwarten sollte,
es sey denn, dafs man die hydrotechnischen Correctionen des
Flusses vernachlässige und dessen Lauf noch mehr serpentirend
mache, oder dessen Bett sich erhöhen und versanden lasse.
S. 24. Soll aber ein Flufs erst bedeicht werden, so wird
die Wassermasse, nach vollendeter Bedeichung, höher als vorher
steigen, wenn man die Profile schmälert; so lange die Geschwindigkeit
nicht im Verhältnifs der Verkleinerung der Profile wächst.
Man wird daher zwischen solchen Flufsbezirken, die von natürlichen
hohen Ufern gebildet werden, und beyläufig ebensoweit,
als die Bedeichungen des Flusses von einander liegen, bey denen
auch die Situation des Flusses und dessen Profile der Situation und
den' Profilen der zu bedeichenden Flufsstrecke ähnlich sind , den
Unterschied des höchsten und niedrigsten Stromstands, oder die
Höhe von jenem über den Nullpunct des Pegels (1 . B. S. 24.)
kennen, um die Deiche 1 bis 3 Schuh über diesen Wasserstand
erhaben und insbesondere in Beziehung auf die Exposition des
Deiches gegen den Strom so wie auf die Serpentinen, welche gewöhnlich
die Eisstopfungen hervorbringen, zu legen.
§. 25. Liegen aber die Deiche., wie gewöhnlich, zwey oder
drey Fufs unter dem höchsten Eisstrome, oder den höchsten Wasserständen
und dem Wellenschläge, so wird ihre innere Böschung
von dem über sie fallenden Wasser und Eise ausgerissen , die
Kappe wird durchbrochen und die Ueberschwemmung der eingedeichten
Landschaft erfolgt unausbleiblich : Ja, nach erfolgten
Deichbrüchen sind solche zu niedrig liegende Deiche noch weit
schädlicher für die Beschaffenheit des Flusses und für die Flufs-
gegenden , als wenn gar keine Deiche vorhanden wären : denn
der anfänglich zumTheil durch sie aufgeschwellte Strom stürzt mit