Zuweilen legt man eine Kade auf einem bestehenden Hauptdeich
an , wie dann solche Kade auf einen Theil des Friefsischen Seedeichs
Tab. 56. Fig. 6. in h i angelegt ist. Von Deichen endlich, die dem
Anfall des Stromes ausgfsetzt sind, sagt man, dafs sie unter dem
Strom liegen-, so wie man von denen, längs welchen der Strom
vorbeyzieht, ohne auf sie gerichtet zu seyn , sagt, dafs sie ober dem
Strome liegen.
Zu den Dämmen zählt man auch die hohen Kunststrafsen,
welche über ein niedriges Terrain angelegt werden. Was diese
anbetrift, so verweise ich denjenigen, welchen der Straßenbau in-
tressirt, auf mein im Jahr 1804 bey Degen in Wien erschienene
Practische Anleitung zur Aufführung, Wiederherstellung und Erhaltung
bequemer und das Commerz befördernder Landstrafsen.
§. 8. Wichtiger indessen als alle diese Benennungen ist
in wissenschaftlicher Hinsicht eine bestimmte Classification der
Deiche in Seehund Flufsdeiche. Da die Deiche, hydrotechnisch
betrachtet, vorzüglich nach der Stärke des Angriffes, dem sie
Widerstand leisten sollen, angeordnet seyn müssen: so sollte
man alle diejenigen Deiche-, welche längs Flüssen liegen,' — die
also vom Eisgänge, vom hohen eisfreyen Strome ,so wie auch
von einem mittelmäfsigen Wellenschläge zugleich angegriffen
werden, — Flufsdeiche benennen. Seedeiche hingegen sollte man
diejenigen Deiche heifsen, Welche an Seen und Meeren liegen,
die also insonderheit einem hohen und heftigen Wellenschläge
blosgestellet sind. Endlich bleibt noch eine dritte Art Deiche,
die man vor Landseen oder stillstehenden Gewässern anlegt, und
die, wie §. 7. gesagt ist, Dämme heifsen. Auch nennt man solche
kleine mit einer runden Krone versehene Dämme, welche
vor den Hauptdeichen über ein niedriges Vorland hinauf entweder
senkrecht auf dem Hauptdeich liegen, oder einen gewissen
Bezirk einschliefsen, um darin die hohe Fluth, oder das hohe
Wasser zum Stillstand zu bringen, oder Bodensatz aufzufangen,
Dämme und zwar Dükeldämme, oder Schlickfangedämme.
Es ist wohl ohne Errinnerung klar, dafs sie nur daselbst eine
Wirkung leisten können, wo das Wasser viele Erd - oder
Schlicktheile führt und das ist vorzüglich der Fall mit dem Fluth-
strome an den Mündungen grofser Flüsse. Daher triff man
solche Schlickfänge oder Dückeldämme längs der Weser insonderheit
im Lande Wursten und dem Dollard in Menge an. Solche
kleine Dämme werden auch an der See angelegt, um Sonnensalz
zu erzeugen. Ich habe deren bey Chiozza und in Istrien
sehr gut angelegte zu sehen Gelegenheit gehabt (*).
§. 9. Es ist diese Eintheilung in F lu fs -und See-Deiche,
auch um so nothwendiger, da ihre wesentlichen Eigenschaften,
d. i. ihr Profil, ihre Lage, und die Masse, woraus sie bestehen,
je nach dieser Classification, unter einander abweichen können.
So kann man z. B. die Seedeiche in manchen Fällen blos von
Sand aufführen, wenn sie nur eine hinreichende Böschung haben,
(z. B. wie 1 : 12 oder wie 1 : 14.) auf welcher die Wellen
sanft aufrollen. Flufsdeiche von blofsem Sande würde hingegen
der hohe Strom und der Eisgang zerreifsen und fortschwemmen.
Und da der hohe Strom mehrere Wochen anhaltend ist, und vor
dem Deich stehet, welches der Fall mit den Sturmfluthen der See,
die nur ein paar Tage dauern, nicht ist, so würde ein Sanddeich
längs einem Flusse vom Wasser durchdrungen und erweicht wer-
den, ja gleichsam als ein Brey auseinander gehen , wie denn diefs
der Fall mit einem Deiche längs der Elbe gewesen ist. Insonderheit
ist der grobkörnigte Sand der nachtheiligste 1 Wenn man aber
(* ) Merkwürdig ist jedoch bey diesen Salinen, dafs die längs der [Küste
von-Istrien liegenden ein Salz geben, welches Erdtheile hat,, weil der
Fluthstrom eine Menge Erd-Stoffen fuhrt. Gegen Venedig zu bringt
aber die See gröfstentheils Sand auf. Aus diesem Localumstande ist
das bey Chiozza gewonnene Salz reiner und weifser als das an der Kü-
St! B j i i ! r: en erzeuSte> J». wenn man auf dieser auch die Salinen
mit Holz wie bey Chiozza ausdiehlem wollte, so würde das Salz den-
noch, jenes Umstandes wegen nicht so rein seyh.' Aber das befste'
Salz in. Istrien zu erzeugen ist leicht, wenn man sich zur Leutrung der
daselbst im Ueberfiuls. befindlichen Steinkohlen, nur bedienen wollte.
IV. Band. 5.