oder wenn die Gegend oft vom Wasser bedeckt iit und die
Erde im Sommer weder mit Schiffen, noch Wagen bcyzufah-
ren ist. Unter diesen Umständen führt man sie im Vorrath mit
Schlitten, und zwar nahe an die Deichlinie. Zuweilen kann
auch im Sommer mit Handschlitten über einen ganz nassen und
glatten Schlickboden besser als mit Schubkarrn gefahren werden,
welches ich am Dollart in Holland wahrzunehmen Gelegenheit
hatte.
§. 68. Im Hessen-Darmstädtischen konnte man sich bey den
beträchtlichen Deicharbeiten , die in den Jahren 1799 , 1800 und
1801, unter meiner Direction bewerkstelligt worden sind, der
entfernten Lage der Deiche untereinander und mehrerer Ursachen
wegen nicht der Wippkarrn bedienen. Die Deiche mufsten also
mit gewöhnlichen B auer-Wa gen, gewöhnlichen Kasten-
Schubkarrn und mittelst Aufwerfen der Erde mit Schaufel-
Schüppen aufgeführt werden. Aus den bey diesen Arbeiten ange-
stellten anwendbarsten Beobachtungen sollen hier die allgemein
nützlichen Resultate vorgetragen werden:
i 0- Jeder mit zwey Pferden bespannter Wagen auf dem an
den Rungen zwey Bretter , zwischen welchen die Erde geladen
wurde, gesetzt waren, fafste im Durchschnitt 10 C. Schuh Erde
(Rheinschlick) wovon der C. S. 78 bis 79 Pfund Nürnberger
Gewicht wog.
20- Da mehrere Versuche gezeigt hatten, dafs das Aufladen
alsdann in der kürzesten Zeit und am wohlfeilsten geschehen könnte
, wenn stets vier Arbeiter einen Wagen füllten— denn 5 und
6 Arbeiter hindern sich in der Arbeit: — so liefs man vier Lader,
worunter der Fuhrmann gerechnet ist, zu jedem Wagen
anstellen. Diese luden denselben in 65 Sekunden , mithin in 8
Arbeitstunden (den Tag über) 443 Wagen.
30- Zum Abladen wurden zwey Mann, der Fuhrmann und
ejji Arbeiter, der zugleich die Erdhaufen auf dem Deiche auseinanderzog,
angestellt. Diese konnten, indem sie das eine Seitenbrett
des Wagens aufhoben , an die Rungen' hingen, das -zwey-
. te nach sich zogen ; und den Grund damit herunter drückten ,
endlich auch das untere Wagenbrett umwandten — den Grund
abstürzen lassen ünd gebrauchten daher zum Leeren des 'Wagens
nur 21,5 Sekunden.
4°' Da die Erde der Deichgrube, wenn sie aus ganz fester
Erde besteht und etwa so fest wie die untere Lagen unseres Vorlandes
und der Wiesen ist, aufgehackt werden mufs, ehe sie geladen
werden kann: so mufs man auf zehn Wagen zwey Mann
zu dieser Arbeit rechnen. W o aber die Deichgrube locker ist, da
können die Lader gleich die'Erde mit scharfen hohlen Schaufeln
ausstechen und in die Karrn oder den Wagen laden.
5°‘ Es ist leicht einzusehen, dafs der leere Wagen mit einer
gröfsern Geschwindigkeit als der geladene gefahren werden kann.
Da der letztere mit 3,06 Fufs (4 Fufs möchte die gröfste Geschwindigkeit
seyn) jener aber mit 3,372 Fufs in der Sekunde fortgezogen
wird: so könnten auf 3o rheinl. Ruthen Entfernung in 8 Arbeitsstunden
gefahren werden 92,6 Wagen oder 926 Cubikschuh
Erde; — die Lade- und Abladezeit mitgerechnet — auf 40 Ruthen
72,7 Waagen; auf 5o Ruthen 62,5 Wagen; auf 60 Ruthen
53,8 Wagen; auf 70 Ruthen 47,2 Wagen; und endlich auf 100
Ruthen Entfernung 34,5 Wagen. Auf eine weitere Entfernung
wird die Erde nur äusserst selten angefahren werden; wie denn
überhaupt darauf gesehen werden mufs, dafs die Deichgrube dem
Deiche so nahe als möglich sey,
6°’ Drey, Arbeiter und der Fuhrmann konnten — je nach
der Festigkeit des Bodens — auf 3o Ruthen Entfernung aufladen
4 bis 5 Wagen, bevor der Wagen wieder auf dem Ladeplatz
oder der Deichgrube zurückgekehrt war; auf 40 Ruthen
4 bis 5 Wagen und so von zehn zu zehn Ruthen Entfernung
weiter, je einen Wagen mehr. Auf diese Weise konnten also
auf hundert Ruthen Entfernung 11 bis 12 "Wagen von vier
Mann stets gefüllt werden, wenn nehmlich die Einrichtung so
getroffen wurde, dafs nicht nur beständig Wagen auf dem Ladeplatz,
sondern auch auf dem Wege nach und von dem Deiche