S IE B E N T E A B T H E IL U N G
D E R
W I S S E N S C H A F T D E S W A S S E R B A U E S .
S C H L E U S E N B A U .
E i n l e i t u n g . -
§. 1. W e n n man erwägt, dafs die Schleusen nicht blos
bey Canälen , sondern auch in Häfen und bey mehreren andern
Wasserbau - Unternehmungen Vorkommen : so ist es- einleuchtend,
dafs dieselben nicht zum Canalbaü gezählt werden können.
Betrachtet man überdies die mancherley speziellen Kenntnisse,
welche ihr Bau erfordert: so entsteht die Üeberzeugung,
dafs die Lehre vom Schleusenbau eine abgesonderte Abtheilung
der Wasserbaukunst ausmachen müsse. Bey keinem Bauwerke
kömmt es auch mehr auf einen guten. Grundbau und auf die
Sicherstellung gegen das Eindringen des Wassers;' so wre auf
die Kenntnifs der Baumaterialien, an, als bey Schleusen. Ich
werde mich daher in dieser Abtheilung über beydes verbreiten.
ERSTER ABSCHNITT.
VON DER GUTEN BESCHAFFENHEIT UND ANWENDUNG DER
BAUMATERIALIEN ZU WASSERBAUWERKEN ALLER ART.
2. Die vollständige Kenntnifs der mehresten Baumaterialien
wird sich aus Mangel hinreichenden chemischen Untersuchungen
noch lange nur a posteriori , das ist aus den vorhandenen Bauwerke,
erlangen lassen, denn die gewöhnlichen Kennzeichen guter
Baumaterialien sind nicht allemahl untrüglich, wenn sie gleich
in den mehresten Fällen hinreichen. Vorzüglich mufs derWasser-
baukundige'sich überall in dem Staate, worin er bauen soll, nach
den Baumaterialien umsehen; er hat die Dauer der aufgeführten
Werke zu erforschen und Erkundigung einzuziehenwoher ihre
Bestandtheile genommen wurden. So fand ich bey der Localuntersuchung
des Marchflusses, die ich ans-tellte, um darauf
die Vorschläge zur bessern Leitung und Schiffbarmachung dieses
Flusses zu gründen: dafs man sich zu den Mühlwehren des
bey dem Dorfe Chorowitz gebrannten Kalkes bediente und der
aus der Hälfte dieses Kalkes und der Hälfte Sand bestehenden
Mörtels in wenig Tagen im Wasser erhärte, ja dem Trafs und
Pozzolanmörtel wenig an Güte nachsteht. Wäre dieser Kalk in
Wien vor zehn Jahren bekannt gewesen: so würden nicht nur
grofse Summen, die man jetzt auf die Verfertigung des Ziegelmehls
und des Oehlküttes verwendet, erspart, sondern auch
viele Anlagen dauerhafter erbaut worden seyn.
Jedes Baudepartement oder jede Baudirection sollte daher
eine Sammlung derer im Lande befindlichen Baumaterialien;
eine Analyse ihrer- Beschaffenheit;' und Nachrichten über ihre
Dauer, vor sich haben. Der vortreffliche Perronet hat eine solche
Sammlung Von Bausteinen aus den besten Brüchen Frankreichs
gemacht, wovon jeder Würfel 27 Cubikzoll grofs ist,
die ich in Paris bey dem würdigen Inspector der Schule des
Brücken- und Wegebaues H. le Sage gesehn habe. In Preus