mein auf die Anlage der Mauern anwenden , weil sie ein wirkliches
Abrollen der Erde voraussetzen, welches doch nicht eine
hinter einer Mauer festgestampfte Erdmasse zu bewirken strebt,
da, wie gesagt,die Cohäsion ihrerTheile sie daran verhindert; und
das nur alsdann erfolgt, wenn die Futtermauer abgebrochen und
die Erde gänzlich von Nässe durchdrungen, d. i., erweicht ist.
§. 170. Bey den Schleusenmauern treten überdies zwey
Rücksichten ein, die bey den übrigen Stutzmauern nicht Vorkommen
und auf ihre Dicke einigen Einflufs haben. 1 .) Ihre Rückwand
mufs vertical aufgeführt werden. 2.) Müssen die Thoranker
in die Mauern tief genug hinein gehn , damit die Wendesäule
des Flügels nicht aus ihren verticalen Stand weicht 3.)
Müssen die Schleusenmauern bis zum höchsten Wasserstande hinauf
eine solche Dicke erhalten, dafs das Wasser nicht in dieselbe
eindringen könne.
ad 1.) Sehen wir daher, dafs die über die nach Aussen mit
Böschungen aufzuführenden Mauern gegebenen Formeln und Regeln
eigentlich bey Schleusenmauern, an denen die in Abstuffungen
getheilte Böschung an der innren Seite angebracht werden, keine
stricte Anwendung findet, ad 2.) und 3.) ist es aber einleuchtend,
dafs selbst die von H. B. Woltmann gegebene Theorie
, von welcher ich im iten Bande der Uebersicht der Wasserbaukunst
die Hauptsätze angeführt habe, auf Schleusenmauern
keine Anwendung findet: denn wer würde es sich wohl getrauen:
einer neunzehn Schuh hohen Schleusenmauer an der Grundfläche
nur eine Dicke von 5,289 Schuh zu geben, selbst indem
Fall, wenn der gebrauchte Mörtel fehlerhaft befunden werden sollte,
welches Herr Woltmann annimmt. {*)
(®) Diese Voraussetzung kann aber bey Verfertigung der Schleusenwände
niemahls statt haben, sondern vielmehr müssen dieselben aufs sorgfältigste
.mit wasserdichten Mörtel gemauert und von guten Steinen aufgeführt
werden, wenn sie von Dauer seyn sollen. Dies ist nothwen,-
dig, weil sie oft dem Wasser und der Trockne ausgesetzt werden und
Zur Festigkeit der Thore ist es auch nothwendig, dafs die
Thoranker in eine gute solide Mauer, wo möglich aber in zwo
durchaus der Gebrauch der Schleusen es nicht erlaubt, dafs ein ein-
zelner Theil der Mauer sehr beschädigt werde, oder wohl gar auswei-
che; zumahl die Schiffsleute sich wenig um die Conservation derselben
bekümmern und wenn ein Stein los ist, deren gleich mehrere herausgebrochen
oder gestofsen werden, ( f )
(+ ) Da ich für die Zukunft nicht mehr Gelegenheit haben werde, die befsten
bekannten Regeln über die Stärke der Futtermauern, worunter ich hier
nicht die Schleusenmauern verstehe, zu geben, so will ich dieselben hier
mittheilen.
Zuvor mufs ich aber bemerken, dafs Vitruv, Palladio, Mansard und
de Lormo die Mauern unten noch einmahl so dick als oben machen Sca-
mozzi nimmt dazu ein Drittheilund wenigstens ein Yiertheil mehr an,
bey Thürmen aber will er die Mauer unten dreymahl so dick als oben
verfertigen. Was die Stärke der befst gemachten Kaymauern anbetrift,
so habe ich darüber bereits im 2ten B. S. 249. Nachricht gegeben, die
hier zur Hand zu n.ehmen ist. Bey den Futtermauern längs Strafsen,
die zuweilen auch als Dammwege angelegt werden, folglich mit zur
Wasserbaukunde gehören tritt noch der Umstand ein: dafs die Erschütterungskraft,
welche von den die Strafsen befahrenden Fuhrwerken aus-
geübt wird, sehr ungleich ist. Anders ist dieselbe so .gar bey einem
Wagen, welcher schnell fährt, als bey einem solchen, der blos langsam
fortgezogen wird.
In dieser Ueberzeugung hielt ich für nothwendig auf meinen, auf
den befsten Strafsen durch Frankreich, die Niederlande und Deutschland,
so wie durch Tyrol, und mehrere Gebirgsländer unternommenen Reisen,
recht viele Profile von Futtermauern aufzunehmen'und zu sammeln, die
allen Einwirkungen der Witterung und des Fuhrwerkes widerstanden hatten,
um daraus einige für die; Praxis anwendbare Vorschriften abzuleiten.
Dieselben bestehen nun iii folgenden:
j . ) Die geringste obere Dicke einer von Ziegel gut aufgeführten Futtermauer
betrage einen Schuh, vongrofsen Quaderstücken, in gutenMöv-
tel gesetzt, 1 und ein halben bis 2 Schuh. Bey einer von kleinern, etwa
einen Cubikschuh grofsen, Steinen mit Mörtel gemachten, so wie bey einer
vongrofsen Steinen bestehender trockenen Mauer zwey bis zwey und
einen halben Fufs,. Soll die Mauer aus kleinern Steinen aufgeführt werden,
so sey diese obere Dicke 2 und einen halben bis drey Fufs. 2.) Die äussere
Böschung der erstem Gattung , von Mauern betrage einFunfzehntheil,
der zweyten einZehntheil und der letztem ein Sechstheil der Mauerhöhe.
3.) Sind die Mauern über zehn Schuh hoch ,-so mag auch die innere Seite