§. 68. Zu den grofsen Austrocknungen ist nächst der
Dampfmaschine und der Wasserschraube, das Wurfrad die vorzüglichste
Maschine, deren man sich aber ausser in Holland nur
selten bedient, weil sie schon eine beträchtliche Geschwindigkeit
des Windes bedarf.
Ein Wurfrad (a) Tab 86 Fig. 1 , 2 und 3 , und Fig 26.
besteht 1) aus vier, an einer Welle befestigten Arme, welche zugleich
vier Whrfschaufeln bilden. 2) Von jedem solchem Arm
zum andern wird ein Holz, welches etwas breiter als die Schaufeln
sind gelegt, in welchem die andern Schaufeln eingelassen
werden und längs diesen kommen die gebogenen acht Gurtungen,
wie dies in Fig. 2 , deutlich ist.
Indem nun das Rad oder die Schaufeln herumhewegt werden,
so werfen diese das Wasser vier bis fünf Schuh hoch (Fig. 1
und 2) auf. Damit das Wasser aber aus dem obern Graben
(Mahlbusen) nicht in den untern zurücklaufe, wenn die Whirf-
radmüble steht, so ist ein Thürchen zum Verschliefsen des Gerinnes
in 4 nothwendig und dieses heifst die Wachtthiire. Die
Bestimmung der Schwelle dieser Wachtthüre und ihre obere Kante
ist besonders in Holland, wo die hohen Gewässer der Mahlbusen
grofse Bezirke überschwemmen würden, sehr wichtig, und
ich verweise deswegen den wifsbegierigen Leser auf die Materie
von Nordhollands Wasserstaat 2ten Band S. r3o, wo ich dieselbe
abgehandelt habe. W ie das Wurfrad aber mittelst der Win d flügel
in Bewegung gesetzt wird, das zeigt Fig. 3 ohne alle Erklärung,
wo es in (a) von vorne gezeichnet ist.
§. 6g. Bey den neuesten Austrocknungen von Nieukoop in
Holland hat der Wasserbaumeister Blanken aus Brielle, welcher
die neueste grofsen Arbeiten von Helvoet geleitet hat und einer
der geschicktesten Schleusen - Baumeister unserer Zeit ist, statt
der hölzernen Gurtungen zwey dünne eiserne Reife F. g. Fig. 44
Tab. 91 durch die Wurfschaufeln i gezogen. Welche Construc-
tion von gröfserer als die gewöhnliche ist und die Schwungkraft
des Rades vermehrt. Wobey nämlich bemerkt werden mufs:
dafs an beyden Seiten der eiserne Reifen und den Schaufelbrettern
m zwey dünne Holzstriefen e d angesetzt und daran mittelst Holzschrauben
befestigt werden. Damit die Arme 1. 2. 3. 4- recht fest
liegen, so werden zwischen denselben und dem viereckigen Futter
k der Welle die Keile h eingetrieben.
Ein jedes Wurfrad a (Fig. 3. Tab. 86.) hängt dergestalt in
einem Gerinne (* ) , dafs zu jeder Seite desselben ein Spielraum
von zwey Zoll bleibt. Die Schaufeln haben eine Breite von 14 bis
22 Zoll rheinl. und sind zwey Zoll stark. Der Durchmesser des
Wurfrades ist 16 bis 21A Schuh.
§. 70. Zuweilen treiben zwey Whndruthen oder vier Flügel
zwey W rurfräder, welches in Tab. 91. Fig. 1 und 2. dargestellt
ist. Das an der Flügelwelle ab befindliche Kammrad c hat 52
Kämme , welche das Getriebe d in Bewegung setzen. Das an der
Welle de befindliche Stirnrad ƒ , setzt die zwo Getriebe g und h,
mithin auch die unterm l und k, die Kammräder m und n; endlich
auch die zwo Wurfräder in Bewegung. Solche bey Rotterdam
stehende Mühle wirft mit einem Rade das W'asser fünfSchuh,
wenn beyde Wasserräder gehen, drey Schuh hoch auf.
§. 71. Ehe ich nun über den Effekt der Wurfrademühlen ;
die in Holland angestellten Beobachtungen mittheile, will ich die
Einrichtung der verschiedenen Theile einer Windmaschine näher
beschreiben. Ihr obere Theil besteht aus der sogenannten Haube
(**) de Fig. 1. 2 .-3'. Tab. 86, welche auf den 14 zu i 5“
( * ) I n F ig . 4 T a b . 86 is t d ie s s e h r d e u t lic h d a r g e s t e llt , w o r in das W u r f r a d
v o n F ig . 1 'g e z e ic h n e t ist. a is t d ie se s .W u r f r a d , w e lc h e s b e ym U n te r la
g e r da s au s S te in b e s t e h t m i t e is e rn en S c h ie n e n b e s c h la g e n ist. b is t
das K am ra d u n d o d ie s te h en d e W e l l e o d e r S p in d e L I n F ig . 2 7 . is t das
G e r in n e 5 . 6. m i t d e r W a c h t th ü r e 4 u n d d em P fa h lg r u n d e au s 3 6 la n g e n
P fä h le n b e s te h e n d zu d en P f e d e r n , w o r a u f das M ü h lg e b ä u d e s t e h t , g e z
e ic h n e t .
( * * ) F ig . 6 . T a b . 86. z e ig t d e n Q u e e r s c h n i t t v o n d e r H a u b e in F ig . 3 . F ig . 7.
da s S tu rm g e b in d d e r H a u b e , im Q u e e r s c h n i t t . F ig . 8. d e s untern Stuhls
9 (F ig . 3 ) G ru n d r i fs F ig ., 9 d e s sen S c h w e lle . F ig . 10. d a s S tu h ls tü c k .
IV. Band, 27.