gen dann aus und weder die Wellen noch der Strom oder die
Eisgänge können die vom Buschwerk bedeckten und. von den
Verzäunungen gehaltenen Steine fortwälzen. Es versteht sich,
dafs man, wenn es seyn kann, diejenigen Steine dazu wählt,
welche die mehrsten Ecken haben, als Tuf- und Muschelkalch-
steine und dafs man die platten Steine als Porphyre und Sandsteine
nur auf ein Unterlager von Ziegelgraus und Mauerschutt
legt, alle Fugen mit Stopfsteinen füllt und auskeilt. Werden
die Zwischenräume der Verzäunungen mit grobem Kies gefüllt,
so werfe man gegen die Zäune etwas Erde, damit sie Loden
schlagen, weil der Kies zu sehr brennt und den Lodenausschlag
verhindert.
§. 85. An der Piave liegen Deiche, deren Krone und Vor-
dertheil aus. einem Mauerwerk von Quaderstücken bestehen , die
aber innerhalb eine Erdböschung haben. Diese Dämme haben
ungeheure Summen gekostet, wenig Böschung und ihr Fufs ist
unterwaschen', daher sie gröfsten Theils zerstört sind. Man nennt
sie dort gleichfalls Murazzi, sie sind zum Theil Von Lorgna , der
bekanntlich ein grofser Theoretiker war , angegeben. ‘ Man mufs
sie gleichfalls zu den Steindeichen zählen.
§. 86. Von den Holzdeichen werden einige von zwey Pfahlreihen
formirt, der mittlere Raum wird dann mit Erde , Kiesel,
oder Steinen ausgefüllt und mit Bohlen gedeckt, wie denn der
Deich an der Hafenmündung von Medenhlick 3. Bd. S. 498. so
aufgeführt ist, zuweilen deckt man auch die Böschung eines Deiches
mit Holzschwellen und lagert Steine dazwischen, um diesen
ein festes Lager zu machen. Eine solcheConstruktion hat z. B. der
Seedeich von Ostende, den ich im 3. Bd. S. 72. beschrieben habe.
§. 87. Deiche , die mit Stroh bekrampt werden , ( Stroh-
deiche) müssen in der Oberfläche aus guter und zäher Erde bestehen,
damit die Strohkrampen halten können, welches im Sande
nicht möglich ist.
Das Bekrampen der vordem Böschung eines Seedeiches geschieht
auf folgende Weise. Es wird nämlich auf dié von Klay
oder guter Erde vollendete äussere Böschung eine Strohlage, etwa
einen bis 2 Zoll dick , gespreitet (Tab. 48.) siehe Steindos-
sirung und Tab. 84. Fig. 68. und zwar von unten nach oben mehrere
solche Lagen. Alsdann bindet der Arbeiter um seinen Leih
einen ledernen Riemen , an welchen vorne ein 4 Zoll langes Eisenblech
befestigt ist. Er nimmt hierauf einen gedrehten Strohbüschel
g , K Fig. 68. oder auch einen lockern Strohbüschel in seine
rechte Hand, legt denselben der Queere nach über die Strohlage i:
In seiner linken Hand fafst er den Krampspaaten Fig. 67, dessen
Länge richtet sich je nach der Gröfse des Arbeiters, bis 3 Schuh.
Mit diesem Spaaten, dessen eiserner Theil b c etwa 8 Zoll lang ist,
sticht der Arbeiter, indem er sich bückt und das Instrument an
das besagte Blech drückt, den Strohbüschel in g etwa 4 Zoll tief
in die Erde, und zwar alle zwey bis drey Zoll. Die Strohkrampen
g und h werden aber auf 4 Zoll Abstand gelegt und befestigt.
Wiewohl' eine solche Strohdecke den Wellen gut widersteht,
so ist sie doch nur höchstens ein Jahr dauerhaft, mufs daher
alle Jahr erneuert werden und ist deswegen sehr kostbar.
So habe ich z. B. auf dem Seedeich zu Westkappel grofse Stroh-
Magazine gesehn, welche im Oktober jedes Jahrs zur Erneuerung
der übrigens musterhaften Bekrampung verbraucht werden.
Diese Strohbekrampung ist nur blos bey Seedeichen nöthig,
und zwar von der Ebbe bis zur täglichen Fluth oder bis zur
Linie, unter welcher hinab keine Gräsereyen wachsen. Zuweilen
also höher als zur Fluthlinie , nehmlich da, wo die See eine
Menge Muscheln und Schaalthiere auswirft, welche die Böschung
über diese Linie hinaufbedecken, und den Wachsthum
der Gräsereyen verhindern.
§. 88. Biose Sanddeiche oder Sanddämme werden mit Stroh
und Helm bestickt, wie das im 3te Band S. 21 gelehrt ist, worauf
ich also nur yerweise.
§■ 89. Eine andre Methode ist an der Merwede im Gebrauch.
Man macht nämlich Hörden oder von Rohr oder Stroh
geflochtene Decken, und heftet diese, auf die Böschung gegen den
IV. Band.