vierzehn Schuh breiten Thoren versehene Kammerschleuse erbauet
worden , mittelst welcher die Schiffe aus dem Flusse Brenta
in den Canal Brenta morte hinabsteigen. Diese runde Schleuse
ist indessen unter den Venetianischen Schleusen die bcfste, welches
aber in der That nicht viel sagen will.
Dafs die Kammerschleusen nicht in Italien erfunden und darin
nicht früher als in andern Ländern angelegt sind, dies unterliegt,
wenn man unpartheiisch ist, keinem Zweifel. Ihre Bauart
war nämlich weit früher in Holland als in Italien bekannt:
denn schon im Jahr 1253 ertheilte der Graf Wilhelm II. die
Erlaubnifs bey Spaarndamm eine vier und zwanzig Schuh weite
Kammerschleuse (Kolksluis) zu • erbauen. Ein hundert sechszig
Jahr später wurde dieselbe neun Fufs'gegën die Sparne verlängert.
Ja! es waren bereits im Jahr 1220 in Amsterdam Schleusen
Vorhanden (*) und höchst wahrscheinlich waren es Kammerschleusen:
denn wie hätte man sonst aus der Amstel und den
Canälen der Stadt in das Y fahren können? Ohne Kammerschleusen
bey Spaarndamm war auch die Fahrt von Amsterdam
Uber‘das Y nach Haarlem durch Spaarndamm, welche doch im
xm. Jahrhundert bestand, nicht möglich: denn der Unterschied
des äussern Wassers (d. i. vom Y ) und des innern Wassers
( des Haarlemmer Meers) machte eine Kammerschleuse bey
Spaarndamm nothwendig.
Es ist daher evident: dafs die Holländer und nicht die Italiener
die ersten Erfinder der Kammerschleusen sind. W ir sehen
indessen, dafs die Behauptung einiger Schriftsteller, nach
welchen Stevin, ein Holländer, der im xvi. Jahrhundert über den
Bau der Schleusen schrieb, -der Erfinder von Kammerschleusen
seyn soll, ungegründet ist.
§. i 3o. Bevor wir nun die einzelnen Theile einer Schifffahrtsschleuse
kennen lernen, wollen wir die Art und Weise zei-
Verhandeling’ over de Verbetering der Ontlasting van Rhynlands-
Boezemwoter.
gen: wie ein Schiff durch eine solche Schleuse passirt, d. i.
durehgesclileufst wird.
Soll ein Schiff aus der untern Canalhaltung M Fig. in. Tab.
77. in die obere Canalhaltung• oder aus dem untern Wasser in ein
höherstehendes geschleufst werden (*): so wird dasselbe — nachdem
das untere Schleusenthor A geöffnet ist, in die Schleusenkammer
111. gezogen , worinn das Wasser mit dem in der untern
Hai tung befindlichen Wasser, wagerech t s teht. Jetzt wird das untere
Thor geschlossen und es wird das Wasser aus der obern Haltung
auf mehr als eine Weise bis in die Schleusenkammer eingelassen
, damit dieselbe so hoch gefüllt werde, als das Wasser in der
obern Haltung steht (**). Nachdem nun dieses Wasser das in
der Schleusenkammer s tehende Schiff gehoben hat und der Druck
des Wassers gegen das obere Thar B aufhört, indem das Wasser
in der Schleuse mit dem davorstehenden wagerecht ist: so
öffnet man dieses Thor und zieht das Schiff in die obere Canalhaltung.
Solches Manövre wird eine Durchschleusung oder auch
ein Schleusengang (eclusee) genannt.
Ist daher zu eben der Zeit,,,'in welcher ein Schiff aus der
untern Haltung in die obere geschleufst wurde-, ein anderes
Schiff oberhalb vor der Schleuse angelangt, um in die untere
Canalhaltung zu gelangen, so bedarf es keines neuen Wasseraufwandes
zum Sehleusengange, sondern das Schiff wird sogleich
in die gefüllte Schleuse eingeschoben, das obere Schleusenthor
(* ) Den zwischen zweyen Schleusen liegende Theil eines Canals nenne ich
Canalhaltung (retenue) oder auch zuweilen in der Folge, der Kürze
wegen Haltung. Einige Schriftsteller nennen dieselbe Canalstrecke
andere, das Canalstück.
c * ) Bey einigen Schleusen werden zuweilen die Kammern nicht • aus
der obern Canalhaltung, sondern aus daran liegenden Seiten-Bas-
u sms Sefullt 3 welcher Fall bey der Schleuse von Bonsingen angewandt
■ ' ; ist.