F Ü N F T E A B T H E IL U N G
SES
W I S S E N S C H A F T D E S W A S S E R B A U E S .
DAMM- o d e r DEICHBAU.
E R S T E R A B S C H N IT T .
E i n l e i t u n g .
§. l. Z u dem Deichbau zähle ich hier keinesweges den See-
und Flufsuferbau , wie mehrere Schriftsteller vor mir gethan haben ,
sondern ich verstehe unter Deichbau die Wissenschaft: Deiche
(im gemeinen Sprachgebrauch Dämme genannt) aller Art, in hydrotechnischer
und ökonomischer Rücksicht zweckmäfsig anzulegen,
zu erhalten und Deichbrüche auszubessern.
§. 2. Ick werde hier also weder von den Entwässerungs-
Schleusen, die zur Auslassung des innern Wassers, oder von solchen
Schleusen , die zur Kommunication dieses und des äusseren
Wassers angelegt werden, noch von den Fangdämmen, welche
von Einigen auch zu dem Deichbau gezählet werden, handeln.
Es scheint auch dieser Plan der wahren Classification der verschiedenen
Abtheilungen der Wasserbaukunde zu entsprechen ,
weil die Fangedämme und Entwässerungs - Schleusen für den
Schleusenbau selbst, welcher eine für sich bestehende Abtheilung
der 'Wasserbaukunst ist, und der eben sowohl beym Kanal- und
Hafenbau als beym Deichbau nöthig wird, geeignet sind. Auch
vom Seeuferbau, der bereits im 2. und 3. Bande abgehandelt ist.
werde ich nur eine Berichtigung, dié sich auf genaue Localkennt-
nifs gründet, mittheilen. Vom Flufs-Uferbau würde ich noch
einige Erläuterungen über den Faschinenbau vorgetragen haben,
weil das darüber in dem 1. Bande Enthaltene einigen Lesern
noch nicht verständlich genug gewesen ist und allerdings Zusätze
verträgt, wenn mir nicht alle diejenigen, welche die in der 2ten
Auflage von Büsch’s Uebersicht der Wasserbaukunst von mir gelieferte
Anweisung zum Faschinenbau gelesen haben, versicherten,
dafssie durch dieselbe und dasjenige, was ich darüber im 1.
Bande dieses Werkes vorgetragen habe, den Faschinenbau vollständig
kennen gelernt hätten. Da ich nun nicht zweifle, dafs
die Leser dieses Werkes sich auch die genannte Uebersicht anschaf-
fen werden : so mag ich hier vom Faschinenbau abermahls nicht
mehrere Kupfer liefern, noch eine und dieselbe Materie durch
Zusätze zerreifsen. Ich trage also nichts mehr vom Faschinenbau
vor.
§. 3. 'Wiewohl ich nun diese Classification der Deichbaukunde
für zweckmäfsig erachte, so wird der Leser doch bald überzeugt
werden , dafs der Deichbau mit dem gesammteri Flufs - und
Seeuferbau , so wie auch mit dem Bau der Stau - und Entwässerungs
Schleusen in genauer Beziehung steht; dafs also der vollendete
Deichbaumeister den Flufsbau, den Seeuferbau, so wie auch
den Schleusenbau gründlich verstehen müsse, wenn er in allen
Fällen zweckmäfsige Bedeichungen anlegen will.
§. 4• In sofern ich aber beym Seeuferbau selbst und zwar
im 3. Bande Seite 1 bis 80, wie auch im 2. Bande Seite 365 bis
448 vieles gesagt habe, welches auf den See-Deichbau Bezug hat,
so werde ich von diesem nur in der Kürze handeln dürfen, um
AViederhohlungen, die immer für den Leser ermüdend sind, zu
vermeiden. Und vielleicht wird es diesem nützlich seyn, wenn
er die citirten Stellen, so wie auch die im 2. Bande enthaltene
Materie:, von der Natur der Ebbe- und Fluthströme nochmals
durchgeht', ehe er in dieser Abtheilung weiter liefst.