sten §. §. noch vorträgt ist daher schwankend, wiewohl es ein
Bestreben verräth: eine allgemeine Formel aufzufinden.
s !6g. Schon im 2ten Bande S. 24g. und nachher in der
practischen Anleitung zum Strafsenbau habe ich die Bemerkung
gemacht: dafs die Theorie mit dem Druck der unter sich so
verschiedenen Erdarten auf Futtermauern (■ *), noch bey weitem
nicht im Reinen sey und dafs die Praktiker solche Mauern bald
zu schwach, bald zu stark angelegt haben. W e r kann die Wahrheit
dieses Satzes widerlegen , wenn er die oben gegebene Tabelle
durchgeht und die bisher bekannten Theorien kennt ?
Die Vorstellung: dafs die hinter einer Futtermauer liegenden
Erdmassen ein Bestreben haben, sich herabzusenken, mithin
auf die Futtermauer mit demjenigen Erdkörper, welcher herabrollen
würde, wenn die Mauer nicht vorhanden wäre, drücken,
liegt den bisher bekannten Theorien zum Grunde, wovon die
befsten zu erweisen suchen, dafs wenn der Durchschnitt, der auf
die Mauer drückenden Erde ein Dreyeck ist und die Erdtheile
nach geraden und gleichlaufenden Richtungen abschiefsen , der
Druck der Erde dem Quadrat ihrer Höhe proportional sey.' Per-
ronet in seinem Memoire sur Kboulement qui arrive quelquefois
ä des portions de montagnes etc. hat, wie mich dünkt,, schon
erwiesen, dafs sich eine für die Praxis ganz brauchbare Theorie,
über diesen Gegenstand nicht aufstellen lasse, denn er bat sich
wenigstens nicht daran gewagt.
Wenn nun auch erwogen wird, dafs der natürliche Zusammenhang
der Erdtheile aneinander, selbst im Freyen, so grofs
ist, dafs verticale Erdwände feste stehn, ohne, wenn anders
der Regen sie nicht durchdringt, einzusinken : so ist nicht abzusehen,
warum wir uns bemühen wollen, daselbst Schwierigkeiten
zu erschaffen , wo keine sind! Ich kann auch nicht daran
zweifeln , dafs irgend einer meiner Leser nicht solche vertical ste(*
) Eine Futtermauer steht an ein natürliches oder an ein hingebrachtes
Erdreich.
hende Erdwände, insonderheit an den Ufern der Flüsse und
Meere und in Hohlwegen, die aus Damm - oder Gartenerde; aus
Thon mit feinem Sande vermischt, oder aus blofsen Thon und
Lehm bestehen, gesehen haben sollte; ja, wie diese Erdwände
Jahre lang unverändert blieben, es seye dann, dafs heftige Regengüsse,
und der Angriff der Gewässer oder die Eindringung
des Frostes und das Aufthauen ihren Absturz verursachten.
Bey der Füllerde hinter Futtermauern, also auch hinter
Schleusenmauern, tritt aber noch der Umstand ein, a ) dafs man
sie nicht nur fest stampft, folglich ihre Theile zusammenprefst
und b) dieselbe einer W ahl unterwirft, das ist nur guten Füllgrund,
der fett ist und sich daher fest untereinander verbindet
wählt. W ie kann man also wohl mit Wahrscheinlichkeit ein’
Bestreben gedenken, das diese Erde ausübt um herunter zu fallen,
das ist auf die Mauern zu drucken? W e r eine alte gut aufgeführte
Futtermauer hat abbrechen lassen, der wird sich auch
davon überzeugt haben , dafs das dahinter stehende Erdreich nicht
gleich nachstürzte und nur alsdann, als es vom Regen erweicht
war, heruntergeschlemmt wurde. Das Eindringen des Quell-und
Regenwassers aus denen der Schleuse nahe liegenden Erdschichten
in den Füllgrund und die Schleusenmauern mufs aber durch
Abführung desselben , entweder mittelst Abbohrungen oder in
der Oberfläche des Erdbodens angelegten Graben verhindert werden;
folglich kann ich nicht zugeben, dafs dasselbe den Füllgrund
erweicht, seinen Zusammenhang aufhebt, mithin der besagte Druck
ausgeübt werde.
Alle Theorien überden Druck der Erde gegen Futtermauern,
welche auf die Abrollung der natürlichen Erdmassen gebau-
et sind, können daher in der Praxis eine unbedingte Anwendung
nicht finden. Im Gegentheil geben sie ein für die Oekonomie
zu grofses Besteck, wenn nämlich die Mauerarbeit und die Materialien
gut sind.
Eben so wenig kann man die von Prony in seiner Arch.
hydr. §. 604. u. s. w. über das Abrollen der Erde gegebene For