die Höfter durchaus unnütz sind und der berühmte Wasserbaukundige
der Generalinspector Brünings in Holland, hält dieselben
unter diesen Umständen für ganz überflüssig. Es ist dieses auch
in der Natur des Seeuferbaues gegründet; denn da , wo der Ebbe
und Fluth-Strom sich nur äufserst langsam bewegt, wie hier
der Fall ist, wo er kaum \ Schuh in einer Secunde zurücklegt,
hat der Seedamm von dem eigentlichen Strom gar nichts zu leiden,
sondern er mufs lediglich den Seewogen widerstehen: da
nun überdies <fre See an diesen Stellen kein Materiale absetzt ,
so können sie zur Erhöhung des Strandes gar nichts beytragen,
welches auch di? bis jetzt mit grofsen Kosten angelegten Höfter
beweisen. W ird überdies erwogen, dafs man mit demjenigen
Steinen, woraus die Höfter bestehen, die Scogliere nach der
vorgeschriebenen Böschung, construiren kann, indem ihre Zahl
bedeutend ist; so werden die Kosten der Steinböschung sich nicht
hoch belaufen. Dafs jedoch diejenigen Höfter, welche am Eingang
der Seemündungen liegen, nicht nur bleiben, sondern gut
unterhalten werden müssen versteht sich von selbst;- weil sie dazu
dienen, dafs diese Seemündungen nicht zu grofs werden.
Geschähe dieses, so würde in den Lagunen eine zu grofse Fluth-
mafse eintreten, welche sich über die Kays von Venedig erheben
jnüfste.
§. 83. Wiewohl man dahin trachten mufs , dafs keine zu
grofse Fluthmasse in die Lagunen eindringt, so ist doch auch
darauf zu gellen , dafs das Fahrwasser zwischen Venedig und der
Seemündung von Malomocco eine hinreichende Tiefe für leere
Kriegs-und geladene KauffahrdeyschifFe behalte, wozu 17 Schuh
erfordert werden. Dieses Fahrwasser von 17 Fufs ist auch zur
Erhaltung von Venedig selbst nothwendig ; denn die Circulation
von Fluth und Ebbe in den Canälen der Stadt Venedig, welche
macht, dafs die Verschlammung derselben nicht zu schnell ein-
tritt, ist eine sehr grofse Wohlthat für die Stadt Venedig , welche
ohne sie nicht bewohnt seyn könnte, weil es unmöglich ist,
dafs Menschen die Ausdünstung eines stets stillstehenden Wassers
ertragen. Wird aber dieses Fahrwasser gleich dergestalt verschlammet,
dafs der Fluthstrom nicht mehr mit derjenigen Masse
eintritt, welche nothwendig ist um in allen Canälen eine periodisch
wiederkehrende Bewegung des Wassers hervorzubringen,
so ist Venedig verlohren. In der Erhöhung des Bettes dieses
Fahrwassers kann man also vorzüglich die Ursache finden, um
welcher willen die Canäle in Venedig sich schneller mit Stoffen
anhäufen als in der Mitte des vorigen Jahrhunderts.
Bey den Verbesserungsvorschlägen in Bauarilagen ist es indessen
gar nichts ungewöhnliches, dafs ihre Ausführung für überflüssig
betrachtet wird, weil man gewöhnlich das gegenwärtige
Uebel durch einige provisorische Anlagen, welche aber weder
dem Zwecke entsprechen noch die künftigen Gefahren ab wenden,
zu mildern sucht und dies für eine zureichende Abhülfe hält.
Wenn daher die jährlichen Ausbesserungen der Murazzi jetzt schon
bedeutende Summen erfordern und dennoch damit keine Sicherheit
für Venedig und die Lagunen , bewerkstelligt wird, wie die
Wirkung der letzten Sturmfluth vom Jahr 1802 bewiesen hat;
so kann die zweckmäßige Verwendung einer gegen den Vortheil,
welcher damit hervorgebracht wird, in der That nicht unbedeutenden
Summe , nur als eine Wohlthat für Venedig und für die
öffentlichen Cassen betrachtet werden. Uebrigens sind genug
Fonds vorhanden, welche die Ausgaben hinreichend bedecken.
§• 84. An Flufs-Schartdeichen legt man die Steine zwischen
Verzäunungen von grünen TVeidenholz, welches ausschlägt
und die im späten Herbst oder vor Mitte April gemacht werden.
Die i | bis 2 Fufs hohen Verzäunungen, welche um zwey Zoll
starke grüne Weidenpfähle recht fest angezogen werden, laufen
mit der Krone des Deiches parallel und der letzte Zaun mag
drey Schuh von des Deiches Krone entfernt stehen. Zu den
Pfählen selbst aber mufs nicht weit vom Kopfe ein Loch eingebohrt
seyn, welches dicht über den Zäunen zu stehen kömmt.
Durch dieses wird ein kleiner Stock, queer über den Zaun gesteckt
, damit die Zaungärten nicht aufspringen. Die Zäune schla