Der Druck des in der Schleuse stehenden Wassers hat aber
nur in so fern einen Einflufs auf die Bestimmung der Mauerdicke,
als das Wasser durch die Mauer nicht hindurchdringen darf,
weil es sonst, sobald die Schleusenkammer-bis zum untern niedrigsten
Wasserspiegel geleert ist, durch die Mauer zurück laufen
und die Steine auszudrängen streben würdj. Noch nachtheiliger
würden die Folgen einer zu dünnen Schleusenmauer
in dieser Hinsicht seyn, wenn kurz vor dem Eintritt des Frostes
durch die Schleuse Schiffe passiren: denn es müfste sodann
das in und hinter der Mauer zurückgebliebene Wässer zu Eis
frieren und dieses würde die Steine sprengen, den Mörtel aber
auflösen.
ff. 171. Die Erfahrung lehrt nun, dafs wenn die aus guten
Materialien gemachten Schleusenmauern, da, wo sie vom
Wasser benetzt werden, (bey kleinen Schleusen) eine Dicke von
zwey, bey grofsen von drey Schuh haben, dieselben nicht vom
Wasser durchdrungen werden. Das heifst, wenn sie von Ziegeln
und wasserdichten Mörtel gemauert sind. Bey Bruchstein-
mauern kann man einen Schuh zugeben, wiewohl einige bestehende
Schleusenmauern diese Dicke nicht haben. Diese Regel
kann jedoch anderer Rücksichten wegen, als z. B. wegen der
Thoranker und der nöthigen Stärke der Mauern wegen, in Ausübung
gebracht werden und sie gilt nur in Hinsicht des Durchdringens
vom äussern Wasser.
§. 172. Wenn man diese verschiedenen Ansichten , so wie
die Erfahrung zu Rathe zieht, so ist bey Ziegelmauefn eine Böschung
von | , bey Bruchsteinmauern \ der Höhe hinreichend.
Bey den besten Steinen und besten Pozzolan-, Trafs- oder Ce-
ment-Mörtel ist die Böschung beym Ziegel-Mauerwerk bey
letztem A genug, wenn nämlich die Mauerhöhe 18 Schuh beträgt.
Ist dieselbe aber mehr: so mag die Böschung respective
A und A seyn; jedoch nur in dem Mauerstück, welches tiefer
als 18 Schuh unter der Oberfläche der Mauer liegt.
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Diese Böschung ist jedoch in zwey oder drey Absätzen ,
wo jeder Absatz 9 bis 18 Zoll- erhält, zu vertheilen, 1.) weil
sich das Mauerwerk auf diese W e is e besser arbeiten läfst, 2.)
dadurch verhindert wird, dafs auf die Mauer nicht ein Erdkeil
seitwärts druckt, dessen Druck auf einer schrägen Mauer statt
findet, welcher Druck aber auf eine mit verticalen Absätzen versehene
Mauer nicht so statt findet, folglich dieselbe nicht seitwärts
auszudrucken strebt. Endlich wird 3.) auf diese Weise
mit Absätzen zu mauern, das durch den Füllgrund etwa eingesickerte
Wasser (*) neben der Schleusenmauer im Erdboden einsickern,
wo es doch, wenn eine schräge Mauer Erde auf sich
ruhen hat, in die Mauer selbst eindringt. Bestimmungsgründe
genug, welche das bisher in Praxis an den besten Schleusen beobachtete
Verfahren: die Seitenmauern mit Absätzen nicht schräge
zu bauen, rechtfertigt. Damit nun die Thoranker in die
Mauer zu liegen komme, so ist der erste Mauerabsatz zwey Schuh
oberhalb derselben zu machen.
§• 173. Die Schleusenwände erhalten vom Boden der
Schleuse angerechnet, eine Höhe wenigstens von acht bis höchstens
dreyfsig Schuh (die Schleuse bey Bussingen, als die höchste,
welche ich kenne, hat 3o Schuh Mauerhöhe). Ich will
daher die Mauerdicke der Seiten wände zwischen dem Ober - und
Unterhaupte nunmehr aus den besten Anlagen der Art die allen
Einwirkungen der Luft, des Frostes und des Wassers w iderstanden
haben, nämlich aus den Schleusen auf dem Canal
von Bourgogne, in der Picardie, von Charollois, am Nieuwen-
diep, in Muyden, in Gouda und den gröbsten — nicht aber den
kleinsten — Schleusen auf den Englischen Canälen, bestimmen.
(* * )
C ) Dafs dasselbe nickt eine abgesonderte Wassexmasse betragen könne,
verstellt sich ohnehin, denn die festgestampfte Erde müfste erst yon
der Mauer abweichen.
(**) Wenp man mit dieser Tabelle die auf den verschiedenen Kupferplatten
dargestellten Schleusen-vergleicht: so ergiebt sich das Resultat, dafs