tianische Wasserbau - Commission , dem Meere zum sichersten
mit einer starken aus grofsen Marmorblöcken bestehenden Mauer,
Widerstand zu leisten. Es wurden daher an einigen Deichstellen
zuerst i. J. 1740 eine solche Mauer Fig. "VII- vor den Deich,
10 Fufs über die Fluth hoch , gelegt, nämlich auf der Insel Ma-
lomocco ein kleines Stück, und ohnweitChiozza bey sotto marino
genannt, ein gröfseres. Die Construction ist in der angezeigten
Figur deutlich angegeben , es wird daher nur bemerkt, dafs die
obersten Fugen mit Pozzolan - Mörtel ausgestrichen sind.
§. 80. Späterhin, nachdem die Erfahrung bewiesen hatte,
dafs der hinter der Mauer oder dem Murazzo liegende Erddeich,
den überstürzenden Wogen nicht Widerstand leistete, wurden
stärkere Steinwerke Fig. XI. aufgeführt. Der höchste Theil dieser
auf der Insel Paelestrina, errichteten Murazzi’s liegt 12 Fufs 1
Zoll über die ordinaire Fluth in den Lagunen und dennoch stürzen
die Wogen über ihn hin.
Im Jahr 1760 fand man auch diese kostbare Construction
nicht hinreichend, es wurde daher angefangen , die obere Masse
des gesammten Deiches aus einem Steinbau mit zwey Bänken zu
formiren , wie Fig. XIII. zeigt und diese Werke nennen die Ve-
netianer gleichfalls Murazzi. Die Krone ist 12 bis.14 Schuh über
die ordinaire Fluth erhoben und vor dem Werke liegt ein Steinwurf
(Scogliere). Da über diese yerticalstehende Murazzi die
Wogen stürzen , so ist dahinter eine Steinbank a Fig. XIII. gelegt,
die jedoch nicht überall, sondern an deren Stelle auch wohl
ein Erdstück Fig. V II I. oder nichts als die Oberfläche der Lidi,
angetroffen wird. Diese Murazzi findet man nur allein auf Paelestrina
und bey Chioggia. Sie haben grofse Summen gekostet
und dennoch lassen sie eine vollkommne Sicherheit nicht erwarten,
weil im Jahre 1802 ein Theil davon durchbrochen wurde.
Sie haben in ungleichen Abständen auf das Seeufer senkrecht liegende
Höfter Fig. VIII. IX. X und XIV- vor sich, welche im
Mittel 200 Schuh lang sind. An der Spitze e liegen diese Höfter
drey und an der Wurzel k sechs Schuh über die ordinaire Fluth
in den Lagunen. Auf den Seiten sind sie mit einem Steiriwurf
von Istrianischen Steinen versehen Fig. V I I I und X IV . Die Tiefe
längs demselben beträgt 4 bis i 5 Schuh bey der Fluth.
Die Erbauung der gröfsten Murazzi geschah folgendermafsen
(Fig. XIII.) Nachdem die Fundamente c und d unter den Hauptmauern
geworfen und mit ordinairem Mörtel bedeckt waren
wurden die grofsen Marmorblöcke h i von 24 bis 48 Kubikschuh,
an den Seiten des alten Erddammes b , bis zur Ebbe aufgesetzt.
Von hier an bediente man sich zum Mörtel der Pozzolane und des
Kalkes zu gleichen Theilen , nämlich zu dem äufsern Theil des
Werkes. Dann wurden kleine Steinein o als Unterlagerzu den
grofsen Werkstücken/, in gemeine Mörtel oder auch ohne denselben
gelegt.
Die grofsen Werkstücke werden aus Istrien geholt. Jede
Barke ladet 100000 libre, deren Tausend vier Cubikschuh Stein
erfordern. W ie die Werkstücke gelegt werden , ist aus den ci-
tirten Figuren und denen darauf gesetzten Buchstaben so deutlich
zu entnehmen, dafs die Erklärung der Construction überflüssig
wird. Ich bemerke deswegen auch noch , dafs daselbst, wm der
Seedeich nach einer andern in Fig. XII. angedeuteten Art angelegt
ist, dennoch an der Wurzel der Höfter diese eben erklärte
Bauart auf drey bis vier Klafter zu beyden Seiten derselben statt
hat, wie dies in dem Grundrisse Fig. X. in e ,a, b,c , d, angedeutet
ist.
§■ 81. Diese äufserst kostbare Bauart , hat, wie gesagt,
dem Meere nicht widerstehen können, weil sie den Wogen eine
verticale Wand angestellt , mithin diesen ihren Angriff vermehrt.
Der Zoccolo ist yon dem steilen Stein Wurf (Scogliere) nicht gedeckt
und indem die darauf heftig anbrandende Wellen gegen den
Zoccolo anprellen, heben sie dietschweren Steine aus ihrem Lager,
welche Wirkung dadurch befördert w ird , dafs der Frost den Poz-
zolanmörtel spaltet , das Meerwasser den der Luft ausgesetzten
Mörtel chemisch angreift und zerbröckelt. Den beschädigten Theil
der Murazzi hat man daher, auch jetzt, nach der im Jahr 1778
IV. Ba,nd. 1 3 .