Ideine Schiffe, wie bey der Schlykerschleuse Fig. 1. Tab. y3.■,
bey der Schleuse zu Muyden und bey* einer ohnweit Gouda nahe
am Rhein liegenden Schleuse geschehen ist. Solche Schleuse
will ich eine Doppelschleuse nennen , weil sie zum zweyfachen
Gebraucheist, nämlich, wie gesagt, für grofse Und kleine Schiffe.
§. 127. Liegt in einem schiffbaren Flusse ein Aufziehschütz
oder eine Vorrichtung, bey welcher man mittelst Einlegung
von Balken das Wasser aufstauet, um eine zur Tragung
der Schiffe hinreichende Tiefe zu erhalten, welche aber geöffnet
wird, wenn ein Schiff durchgeht: so heifst eine solche Vorrichtung
ein Durchlafs oder eine Wasserstauung zum Behuf der
Schifffahrt.
§. 128. Mufs-an dem Vereinigüngspuncte mehrerer Canäle
eine Schleuse placirt werden, so ist dafür die runde Form
die angemessenste , um die wirbelnde Bewegung des darin*ein-
strömenden Wassers, welche dem Schleusenboden und den Schleusenwänden
schädlich seyn würde, zu verringern und unschädlich
zu machen; so wie auch die Drehung der Schiffe zu erleichtern.
Solche Schleuse Fig. 2. Tab. 77. mag daher eher eine
runde, als eine Kesselschleuse genannt werden.
§. 12g. Was die Erfindung der Schütze undSchleusen anbetrifft,
so wird es uns schwerlich gelingen ,, die Urheber zu entdecken.
Schütze mufsten indessen in den frühesten Zeiten, als der
Ackerbau begann, in Gräben angelegt werden, um das Wasser
auszulassen und das davor zuweilen höher anlauffende äussere
Wasser davon zurückzuhalten. Zu den Mühlen wurden sie schon
vor zwey Tausend Jahrengebraucht und zu der Bewässerung der
w iesen bediente man sich ihrer auch in Europa, zu Plinius
Zeiten.
Die Anlage der grofsen Stauschleusen mit Stemmthoren ist
diesen Schützen gefolgt: denn es konnten die niedrigen an dem
Meere gelegenen und dem täglichen Austritt der Fluth ausgesetzten
Gegenden (Marschländer) weder zu Acker noch zu Wiesen
benutzt werden, wenn dieselben nicht mit Deichen umgeben
wurden. Aus den eingedeichten Bezirken (Polders) konnte aber
das Binnenwasser während der Ebbe nicht ablauffen , wenn man
nicht Schütze oder Stauschleusen Fig. 3i. Tab.8g. in denen unter
den Deichen durchgeführten Entwässerungs - Gräben anlegte,
weil ja sonst in diesen letztem die Flu'th einen freyen Eingang
gehabt und das Land überschwemmt haben würde. Späterhin,
d. i. zu der Zeit, als die Marschbewohner die innere Schifffahrt
einführten, hatten sieSchifffahrts oder Kammerschleusen nothwen-
dig, um während der Fluth aus der See in die inneren ihre
Wohnsitze umgebenden Gewässer zu gelangen, oder während der
Ebbe aus ihren, wegen der innern Schifffahrt höher als die See
stehenden Landgewässern in die See zu fahren. Fälle, die besonders
in den Niederlanden so häufig sind.
Alle neueren Schriftsteller, die Uber Schleusen und Canäle
schrieben, haben den Italienern nachgesprochen und denselben
die Erfindung der Kammerschleusen zuerkannt, wiew'ohl in die-
semLande, welches an Meeren liegt, an derenUferderUnterschied
zwischen Fluth und Ebbe nur unbedeutend ist, die Veranlassung
dazu keinesweges , vor Anlegung der Canäle ein nothwen-
diges Bedürfnifs war. Die Italienischen Schriftsteller halten nämlich
dafür: dafs ohnweit Padua im Jahr 1481 die erste-Schleuse
der Art erbauet worden sey (Frisi dei Canali navigabili p. 248).
Bey meiner im Jahr i 8o3 in Hinsicht der Wasserbauanlagen aller
Art; der innern Canäle; derPIäfen, Brücken und Landstrafsen,
gemachten Bereisung der Oestreichisch - Venetianischen Provinzen
habe ich den Ort gesucht, wo jene Schleuse stand. Er befindet
sich nämlich auf dem Canal Piovego, welcher den Bacchig-
lione bey Padua verläfst und sieh mit der Brenta bey Stra vferei-
nigt. H ie r, nahe bey dem Zusammenflüsse dieser Gewässer,
lag die erwähnte Schleuse, deren von Ziegeln gemauerte Seitenwände
noch jetzt die Ufer des Canals Piovego oberhalb der Brücke
von Stra formiren. Sie ist bey der mit dem Brentaflusse
vorgenommenen Veränderung abgebrochen und statt ihrer ist
weiter abwärts bey dem Dorfe Dolo eine andere aber runde mit