liegt ist schon überschwemmt worden und man hat ihn deswegen
in den letztem Zeiten der Aristocratie erhöhet.
Der Unterschied zwischen Fluth und Ebbe beträgt in den
Lagunen zw e y , vor den Lidi d. i. an den Ufern des Adriatischen
Meeres aber drey Schuh.
Die Venetianer haben an diese längs den Lidi oder denen
von Venedig bis zum Ensch - Flusse liegenden Inselreihen, deren
Oberfläche sich nur zwey Bis drey Schuh über die ordinaire
Fluth in den Lagunen erhebt, mithin bey hohen Seestürmen,
wo die Fluth 10 Schuh über die ordinaire steigt ; überschwemmt
worden , aufgeführten Seedeichen und Höftern Millionen verwendet
und dennoch ihre Absicht, d. i. eine vollkommene Sicherheit
dieser schutzgewährenden Inselreihe, nicht erreicht.
Es ist nämlich dieser Seedeich oftmals von hohen Meereswogen,
durchgebrochen. Zuletzt noch wurde derselbe am i2ten May
und löten Juli 1802 bey einer Sturmfluth an sehr vielen Stellen
zerstört, und die Ausbesserung hat ungeheure Summen gekostet.
§. 78. In ältern Zeiten hat man längs dem Seeufer, vor
dem Fort St. Nicolo bis ohnweit Brondolo, da wo selbst keine
natürlichen Dämme liegen, Erddeiche Fig. Tab. 90. angelegt
und dieselbdn mit einem Laubholze bepflanzt (* ) , welches ,
wenn es auch zuweilen vom Seewasser bedeckt wird, dennoch
wächst und das man dort Tamarisci nennt. Nachher,, als das
Meer den Strand verschlang , wurden vor dem Deichfufse Steinkisten
versenkt. Diejenigen Personen, denen das Wässerbauwesen
anvertraut war, suchten späterhin in der Anlegung von Pfahlwerken
Fig. IV , V und V I eine Sicherheit für die Seewehr.
Gerade mit diesen wurde aber ein hoher Wellenschlag, der die
(*) Der obere Th eil des noch jetzt zwischen t^uatro Cantoni und bis ohn-
weit-Malomocco gehenden Erd-Seedeiches besteht zum Theil aus Sand,
wie dies in dem angezogenen Durchschnitte angedeutet ist und dennoch
widersteht er, der sanften Böschung wegen, den Seewogen weit besser,
als der übrige von Pfahlwerk und Steinen aufgeführte Seedamm. So
wichtig sind also die sanften Böschungen ! !
innere Böschung des Deiches angriff, mithin dessen Ruin verursachte,
erzeugt. Aber ich darf mich hier über die Schädlichkeit
solcher Pfahlwerke nicht einlassen, weil ich dieselben bereits im
dritten Bande hinlänglich bewiesen habe.
Wiewohl die Venetianer die nachtheiligsten Wirkungen
von den überstürzenden Wellen hey diesen Anlagen erfahren haben
und diese kostbaren Pfähle binnen acht Jahren vom Seewurm
zernagt, von den Einwohnern gestohlen, oder auch von den
heftigen Seebrandungen herausgerissen und fortgetriehen werden
und die theuren eisernen Nägel vom Seewasser verkalchen:
so hat diese Arbeit kein Ende genommen und man hat diese
Holzwerk'e von neuem angelegt. D a , wo dieselben aber vor
dem Deiche, der grofsen Kosten wegen, nicht beybehalten sind,
ist die vordere Böschung zwey bis drey Schuh dick mit Steinen
bedeckt worden. Diese Steinböschung ist zweyschuhig und hält
sich ziemlich gut. Besser würde sie aber seyn, wenn die glatten
Steine auf ein Bett von Ziegelgraus, dessen man vor den
alten Schlössern bey Treviso, Moncelice und Este genug haben
kann, gelegt würde, wie dies die Erfahrung an allen ähnlichen
Werken in Holland beweifst und dessen so oftmals im 2. und 3.
Bande gedacht wurde. Ein anderer Fehler besteht darin, dals
die Seedeiche ungleich hoch liegen. So liegt z. B. der Deich auf
der Insel Malomocco 8 Fufs 6 Zoll, 9 Fufs, 9 Fufs 2 Zoll, dann
9 Fufs 6 Zoll über die ordinaire Fluth in den Lagunen, wo er
doch nach einem, zur Zeit der Aristocratie ausgemittelter Nomale,
zehn Schuh über diese Fluth gelegt werden sollte. Welches
aber nie in Erfüllung gesetzt wurde, .wiewohl es nicht einmahl
hinreichend ist; da nehmlich die hohen Wogen, welche bey
Sturmfluthen eintreten, zehn Schuh und etwas darüber sich erheben.
Es sollte daher der sämmtliche Deich der Insel Malomocco
auf zwey Schuh über diesen Nullpunct, d. i. zwölf Fufs
über die ordinaire Fluth in den Lagunen gelegt werden.
§■ 79- Als man die Erfahrung gemacht hatte, dafs die Pfahl-
Werke keine Dauer versprachen, so glaubte die ehemalige Vene