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§. 196. Wenn man die Construction der vorhandenen
Schleusen thore mit einiger Aufmerksamkeit betrachtet, so fällt
die dabey obwaltende Verschiedenheit sehr auf; an einigen hat
man viele Queerstreben und Riegel angebracht, wo doch bey
andern die erstem gänzlich fehlen und der letztere nur wenige
angetroffen werden (*). Dafs dieselben unnöthig sind, zeigt
also, selbst bey den grOfsten Schleusen, die Erfahrung! Aus dieser
entstehn in Hinsicht der Stärke und Entfernung derer Hölzer,
woraus die Schleusen thore zusammen gesetzt werden, folgende
Regeln, a) Die Wendesäule erhalte 14 Linien zum Deichwasser
auf jeden Schuh, den der gesammte Flügel breit ist. b)
Die Anschlagschwelle sey .y0 und der obere Riegel -1'-; die übrigen
Riegel J5 kleiner, c) Diese letzten mögen folgendermafsen
auseinander zu stehn kommen: der erste -Riegel von der Anschlagschwelle
3o Zoll und die übrigen Riegel, je nach der Gröfse
des Flügels und der Austheilung der Riegelfelder 6 bis 18 Zoll
weiter auseinander, je näher, die Felder dem obern Rahmstücke
stehn, wie dies das Schleusenthor von der Schleuse de la Barre
zu Havre Fig. 63. Tab. 89. zeigt, desto gröfsfer sey der Abstand
dieser Riegelhölzer, d) Da man den Schleusendrempeln \ bis | der
Schleusenbreite zum Vorsprunge giebt, so werden die zwo An-
schlageständer dergestalt abgekantet, dafs sie genau aneinander
passen, e) Dieses Abkanten mufs aber erst alsdann vollendet werden,
wenn die Thore eingehangen sind, f ) Das Gerippe eines
Schleusenthors wird nach Aussen mit schräge stehenden Bohlen,
die mit der W^endesäule einen Winkel von 36 Grad machen,
beschlagen. Dieselben haben je nach der Gröfse des Schleusenthors
eine Dicke von 1 bis 2^ Zoll. Sie müssen in das Gerippe
etwas eingelassen, und ihre Fugen gut calfatert werden.
(* ) Bey mehreren Schleusenthoren sind die Streben sogar auf die Riegel
gesetzt, wodurch das Thor vorne übersackt. Eine Construction, die
Fig. 64. Tab. 89. zeigt. Eben so nachtheilig ist das Holzgerippe der T hore
an der Muyder-Schleuse gemacht.
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g) Die hölzernen Nägel, welche man zu den Schleusen thore n
gebraucht, werden in Schiffspech eingetaucht, in Oehl gesotten
oder mit in Oehl getränktes Werch umwickelt, damit sie kein
Wasser durchlassen. Die Bekleidung sehr grofser Thore wird
auch wohl aus doppelten Planken gemacht, wo denn die obern,
aber etwas schwachem , die Fugen der untern bedecken. Beyde
müssen jedoch gut getheert seyn (* ) und zwischen die zwo Decken
wird Moos oder Werch gelegt, wozu man auch in Oehl
getauchte Baumwolle gebrauchen könnte.
§. 197. Zur Stabilität und zum leichten Oeffnen und Verschliefen
der Schleusenthore, mufs man so viel als möglich ihre
Last auf den Zapfen der Wendesäule zu bringen suchen. Diese
Absicht wird bey kleinen Schleusenthoren erreicht, wenn man
denselben Drehbäume giebt, wie an den Schleusen der Canäle von
Languedoc und Bourgogne Tab. 77. Fig. iv. v. vi. und ix. geschehen
ist und deren über der Wendesäule hinausliegendes Ende um
die Hälfte oder § die Breite des Thors übertreffen mag. Eine
Einrichtung, welche, daher fast bey allen Canalschleusen die vor-
theilhafteste ist. Bey grofsen Schleusenthoren bedient man sich
zu diesem Behuf zweyer an dem Anschlages tänder und der W en desäule
angebrachter eiserner 3 Zoll starker Zugstreben ai Fig. 9.
und 63. Tab. 89. Dieselben verhindern zugleich das Uebersacken
des Thores. Laufrollen p Fig. 9. die aus Metall bestehn und
kugelrund, nicht aber walzenförmig,' 3 bis 5 Zoll dick gemacht
werden, um sich besser zu wenden , gehn auf metallenen Quadranten.
Sie sind etwa i 3 bis 18 Pfund schwer, kostbar und
nur in Nothfällen bey den gröfsten Thoren zu gebrauchen. Die
Solidität des Thors und das leichte Manövre wird auch durch
die Anbringung einer gezahnten Stange ab Fig. 38. sehr beför-
( * ) Der ausserhalb dem Wasser stehende Theil des Thors wird zuweilen
mit kochendem Oehl Eingestrichen. Alle drey Jahre müssen die Thore
und das Holzwerk einer Schleuse von neuem angestrichen werden,
wenn es 20 bis 3o Jahre brauchbar bleiben soll.