§. 80. Bey diesem und noch einem schnellem Umschwünge
(12 mahl ist ein gewöhnlich guter Umlauf der Flügel) ist es
kein Wunder, dafs die Ruthen zuweilen an der Axe brechen.
Zu diesem schnellen Gange ■ •kommen hoch folgende Ursachen,
welche das Brechen der Ruthen erleichtern. 1.) Dafs öfters frisches
und nasses Holz zu den Ruthen genommen wird. 2.) Die
Nässe, welche sich in der Nähe der Axe sammelt und Fäulnifs
verursacht. 3.) Das Auflegen zu vieler Segel, wenn der Win d
heftig genug bläfst , um durch weniger Segel die Flügel umzutreiben.
4.) Das schnelle Bremsen des Kammrades , wodurch die
Maschine schnell zum Stillstände gebracht wird. 5.) Der zu
schräge Stand der Sprofsen, wodurch der hintern-Luft eine zu
grofse Fläche entgegengestellt wird. 6.) W e il öfters die Ruthen
unten zu breit und zu lang gemacht werden.
§. 81. Diesem Uebel d. i. dem Zerbrechen der Ruthen zu
begegnen, hat man verschiedene Abhülfsmittel vorgeschlagen.
Ich will hier die wesentlichsten davon anführen, a. ) Das Mittelstück
solle von Eichenholz 44 bis 4^ laug und an jeder Seite 20
bis 22 Fufs lange Anschiftungen von Kiefernholz gemacht werden.
h. ) Die Ruthen sollen nicht durch die Axe , sondern wie die Arme
an den Wurfrädern um dieselbe gelegt werden, c.) Die untere
vier Sprofsen solle man gänzlich weglassen, d. ) Anstatt die
Sprofsen durch die Ruthen gehn zu lassen, solle man sie auf dieselben
mit schwalbenschwungförmiger Fügung einlassen, e.) Die
letzten Sprofsen sollten nur drey Schuh zur Breite erhalten, ƒ )
Die vier Flügel müsse man auf 10 Schuh Abstand von der Welle
mit eisernen Stangen kuppeln oder in Verbindung bringen.
Diese vier letzten Mittel scheinen die befsten zu seyn , nur
müfsten statt der eisernen Stangen , Seile, welche nachgeben und
die Elasticität der Flügel nicht gänzlich aufheben , gebraucht werden
, welche mittelst Rollen fest anzuziehen wären.
§. 82. Zu den Verbesserungen der Wlndmühlflügel, mufs
allerdings diejenige Einrichtung gezählt werden, welche die FI.
van Deyl in Holland angegeben haben und die von dem Prof.
Äenae in seiner Verhandeling over de Molenwieken, beschrieben
ist. Sie besteht kürzlich darin: dafs jede Hälfte der Ruthe,
so weit die Sprofsen darauf gesetzt werden (also jeder Flügel)
in 6. 8. bis 10 gleiche Theile getheilt wird. Die zweyte Sprofse
von der Mühlaxe gerechnet, wird unter einem Winkel von 35
Grad 16 Minuten mit der Bewegungs - Ebene gesetzt, wo also
der Einfallwinkel 54 Gr. 44. M. grofs wird. Eine Gröfse, die
zuerst Parent und Belidor Tom. 1. §. 847. festsetzte. Auf dieser
Normalsprofse werden die übrigen dergestalt gestellt, dafs
sich die Tangenten der Einfallswinkel wie der Abstand der Sprofse
von der Mühlaxe verhalten. Die Sprofsen werden auf die Ruthen
gelegt.
Die mit diesen Flügeln angestellten Versuche haben zwar gezeigt,
dafs sie einen gröfsern mechanischen Effekt geben , aberzwo
Umstände scheinen ihrem Gebrauche sehr entgegen zu stehen a.)
weil sie nach dem Ende zu einen stärkern Stofs als die gewöhnlichen
leiden , folglich leichter in der Nähe der Mühlaxe brechen ,
b.) und die Segel , wegen des. grofsen Einfallwinkels und des
Stofses vom Winde auf das Mühlgebäude stärker gegen die Sprossen
und Ruthen angeschlagen werden oder Klappern, mithin in
kurzer Zeit ruinirt werden. Dieses Schlottern und Anschlägen
der Segel habe ich an der bey der Kortenaarschen Vaart ohnweit der
Drecht gelegenen Wurfradmühle, wahrzunehmen Gelegenheit gehabt.
Bey großen Mühlen scheinen daher diese Flügel nicht vorteilhaft
zu seyn.
§. 83. Nach diesen alle Windmühlen betreffenden Anmerkungen,
kommen wir auf die Wurfradmühlen zurück. Derselben
giebt es in Holland eine unzählbare Menge, nicht etwa von
einer kleinen Gattung, sondern von einer grofsen , wovon eine
gegenwärtig 25 bis 28000 fl. kostet. Der ökonomische Effekt den
sie leisten ist beynahe dem der grofsen Wasserschrauben gleich.
Es ist daher gewifs nichts überflüfsiges, wenn ich dabey noch etwas
verweile. In den neuesten Zeiten hat man bey ihnen, dadurch
eine Verbesserung einführen wollen’, dafs man [die Wurfräder,
IV. Band. 28.