1 10' Zum innern der Deiche kann man sich auch des Sandes,
der Rasen, und des Kieses bedienen (* ), wenn die Oberfläche
der Krone, im Fall sie nicht zum Wege dient, nur mit
guter Deicherde bedeckt ist, und der vordere Theil oder die
äufsere Böschung auf eine solche Dicke aus guter Erde besteht,
dafs das Wasser durch denselben nicht dringen kann. Bey
Sommer- oder Ueberlafsdeichen mufs aber auch die innere Böschung
aus recht guter Deicherde bestehen, damit das überlaufende
Wasser keine Einrisse und Abschählungen verursache.
Deiche aber, die man während des hohen Stands der Ströme
durchgraben mufs, um gewisse Bezirke mit dem fetten Flufs-
wasser zu bedecken, oder die in das Land getretene Ueberschwem-
mung in kurzer Zeit abzulassen , solche mögen an der Durchstichsstelle
gröstentheils aus Sand bestehn, welcher — durchgegraben —
gleich fortreifst, und dem Wasser eine Oefnung darbiedet. Solche
Deichstellen müssen sich über die tiefste Lage des Erdreichs
oder Mayfelds befinden. Damit sie dem Wasser widerstehen,
macht man nur den innern Körper von Sand und bedeckt denselben
gegen Flufs oder gegen die See mit einer 2 Schuh dicken
Lage von guter Erde oder Klay und auf der Oberfläche so wie
auf der innern Böschung mit einer solchen einen Schuh starken
Decke.
1 2°' Damit nun in den aufgefahrnen Lagen keine Höhlungen
entstehen und um die Festigkeit des Deiches zu befördern ,
müssen a.) die Geleise, welche die Sturzkarren machen, immer
zugehackt werden; l .) In jeglicher Lage mufs man die Deicherde
so auffahren lassen, dafs sie gleichförmig zusammengedrückt
werde, also die gröstmöglichste Compression entstehe: Mithin
müssen auch die vollen Karrn, wenn eine Erdlage die Hälfte
( * ) Eine Kieswand ist auch wegen des Durchbohren der Maulwürfe,
als welchen der Kies zu scharf ist, sehr gut; dies gilt gleichfalls vom
Mauerschutt und kleinem Ziegelgraus , dessen man sich zu solchen
Ausfüllungen bedienen kann.
ihrer Höhe erreicht hat, den entgegengesetzten W e g einhalten
d. i. auf die anfängliche Abfahrt auffahren.
Bey jeder halben Lage müssen die Karrn aber stets eine und
dieselbe Auffahrt und Abfahrt gebrauchen, um keine Störung
beym Fahren zu veranlassen. Zu den Schubkarrn müssen bey
nassem Wetter Bohlen gelegt werden, um darauf zu fahren.
Und wenn die Erde sehr klayartig d. i. klebrig ist, so bedienen
sich die Arbeiter der Klaysporn, d. s. mit zwey Zacken versehene
Eisen , die unter den Schuhen gebunden werden.
i 3 Ist nun der Deich bis auf die im Besteck bestimmte Höhe
aufgefahren , so ebnet man dessen Krone der gegebenen Breite
gemäfs und stampft sie soviel als thunlich ist, weil sie nicht
zusammengefahren werden,kann. Aufser der Krone wird aber
am ganzen Deiche nichts gestampft; denn er wird ja fest zusammengefahren,
wodurch fflne weit gröfsere Comprefsion als durch
das Stampfen entsteht, welches überdies sehr kostbar und bey
grofsen Arbeiten gar nicht anwendbar ist. ZurEbenung der Krone
kann man sich auch der Walze bedienen.
i4°- Nachdem die Krone verfertigt ist, müssen die Böschungen
planirt werden. Das Blaniren wird nun auf folgende Art
zum genauesten und schnellsten bewerkstelligt. a ) Alle zehn
Ruthen macht man von der Krone nach dem Deichfufs, auf
die Böschungen, mit einer Hacke, solche Marquirfurchen, deren
Sohle die Böschung angiebt. Diese zu bestimmen, kann man
sich des in Holland und auch an der Elbe im Gebrauch seyen-
den Böschüngsmessers, wie ich letzteres aus Kirchmanns W ö r terbuch
S. 316. ersehn , wo er es Dossirungswage nennt , bedienen.
An andern Flufsgegenden nennt man dies Instrument auch
Dossirbrett ( Benzler’s Lexicon S. 121.) Auf einer solchen Schrotte
s 6 (Fig. 64. Tab. 84.) sind nun die verschiedenen Böschungs-
Limen c 1. c. 1 1 u. s. w. gezogen. Man setzt also dieselbe nur
auf ein in die anfänglich nach dem Augenmafs aufgehackte Mar-
quirfurche und läfst ein in c befestigtes Bleyloth in die verlangte
Böschungslinie einspielen, um genau zu sehn, ob die Furche
IV. Band.