ter sich keine Verbindung hat, entblöfst werden. Der beschädigte
Deichtheil mufs aber stets höher als der übrige* Deich aufgeführt
werden, eine Regel, die bey jeder andern Zudichtung
gilt, weil sich solche ausgebesserte Deichstücke senken und durchaus
dem Angrif und Ueberfall des zu erwartenden hohen Stroms
nicht blofsgestellt werden dürfen. Da, wo also eine solche Stelle
dem Angrif eines hohen Sommerwassers und Wellenschlags
ausgesezt ist (vom Winterwasser ist, wie schon mehrmahls erwähnt
worden is t , nicht soviel für neue Deiche zu fürchten,
Weil der Frost in die Erde dringt) mufs man die vordere Böschung
sogleich mit Rasen belegen.
Auf eben diese Weise wird auch ein Deichbruch , welcher
nicht in den Boden hineingeht, gedeckt, sobald das Wasser verlaufen
ist. Soll er aber zugedeicht werden., während dafs das
.Wasser ihn durchströmt, um die Ueberschwemmung von einer
noch gröfsern Landschaft abzuwenden, so bleibt kein anderes Mittel
übrig, als in den Bruch hinein bis zur Oberfläche des durchströmenden
Wassers ein Faschinenwerk aufzuführen und sowohl
dahinter als darauf einen Erddeich aufzuschütten ; denn mit blo-
fser Erde läfst sich ein solcher Durchbruch nicht zudämmen. Auch
führt man vor dem Durchbruche in einer Ausbiegung ein Faschinenwerk
auf, und schüttet nachher im stillstehenden Wasser den
Erddeich in der Richtung der Deichlinie auf, wo alsdann, wenn
der Strom gefallen ist, das Faschinenwerk wieder weggenommen
wird. Da ich vom ersten Fall unten noch mehr sagen
werde, so übergehe ich hier das Detail davon. Beyde Fälle treten
jedoch nur dann ein, wenn man durchaus genöthigt wird,
den Durchbruch, während der Durchströmung, zuzudichten.
Soll aber lediglich verhindert werden, dafs der Durchbruch
sich nicht erweitere, so werden die beyden in Abbruch stehenden
Deichenden mittelst einer einstweiligen Plankenwand, Faschinenlagen,
Horden, Leitern und Lacken oder Segeltüchern,
die man darauf befestigt, jene mit W ippen, Pfähle u. dgl., diese
mit angeknüpften Steinen oder Ankern erhalten.
Unter die Faschinen, Horden, Leitern und Segeltücher
bringt man auch Mist und Stroh , welches sich in alle die Vertiefungen
der Deichenden hineinlegt und so eine ebene Fläche,
«uf welcher'das Buschholz liegen kann, bildet
V o r den Deichbruch selbst und auch dahinter bringt man
auch wohl, wo möglich, ein Sinkstück, an, oder wirft mit
Steinen gefüllte Senkfaschinen ein, um nur einen Grundbruch
zu verhüten.
Grundbrüche müssen sogleich dauerhaft und zwar,, sobald
als thunlich ist, zugedämmt, keineswegs aber mit einstweiligen
Fange- oder Nothdeichen umgeben werden: es sey dann, dafs
dem Deichoffizianten die nöthigen Materialien zu einer solchen
Durchdeichung fehlten. Diese Regel gründet sich darauf, dafs
a. ) ein solcher Nothdeich unnütze Kosten verursacht, die sich,
wenn er rund um den Kolck gelegt wird, und die Höhe des
Hauptdeiches-, wegen des zu erwartenden Anschwellens des Stroms
erreichen mufs, fast eben so hoch als die Erneuerung des Haupt-
deiches belaufen. Mufs nun eine solche Durchdeichung in einem
mäfsig tiefen und weiten Kolcke bewerkstelligt werden,
Wenn das hohe Wasser schon verlaufen ist, so ist es rathsam ,
den Kolck gänzlich mit Erde auszufüllen. Ist dessen Boden aber
locker, so mufs zuerst unter dem Deichfufse ein Faschinenwerk
bis zur Höhe des Mayfeldes, gelegt werden.
• Die beschwerlichste Dichtung durch einen Grundbruch findet
dann Stattjtüwenn der Strom durch den Bruch noch mit einer
grofsen Geschwindigkeit — etwa mit 4 bis 6 Fufs Geschwindigkeit
auf die Sekunde — einzieht. Begreiflich ist es, dafs sie
nicht mit Erde allein bewerkstelligt werden könne und dafs
man sich weder der grofsen Pfähle noch der Kistwerke bedienen
dürfe, weil jene Höhlungen in dem Faschinenbau, worauf
der Erdkörper zu liegen kömmt, und diese Höhlungen unter
sich , verursachen. Ein solches Kistwerk war im Jahr 1799 im
Darmstädtischen an einem Rheindeiche die Ursache von einem
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