Fig. XII. angefangenen Construction, abgetragen. Zuerst wurde
dieselbe auf der Insel Paelestrina in Ausübung gebracht und
nach ihr der Seedamm auf 8 Schuh 7 Zoll bis auf zehn Schuh über
die Fluth angelegt. Man wird aber sehr bald die Mängel dieser
Bauart gewahr, wenn man die kleinen glatten und runden Steine
betrachtet, da überdies dessen Krone von den Fluthwogen
zwey Schuh überstiegen wird, womit die Böschung a, des Deiches
belegt ist, so wie die geringe Abdachung b, des Steinwurfes
und endlich die unzureichende Höhe des Deiches, Daher ist es
denn auch kein W u n d e r , wenn die Wogen den Deich überstürzen
und ihn zerreifsen; wenn die Steine weggespühlt werden
und die Erddecke blofs liegt. Die feste Lage der Steine auf
die Böschung wird aber auch noch dadurch sehr gestört, dafs
man diese Steine auf von Rohr geflochtenen Matten legt, die ein
glattes Unterlager geben.
W ie so ganz anders, wenig kostbar und allen Angriffen der
Seebrandungen trotzend ist die Construction Tab. 47. der neuesten
Seedeiche Hollands!
Wenn man diese verschiedenen*venetianischen Bauarten;
Welches lauter "Versuche sind, die dem Staate Millionen gekostet
haben, betrachtet: so kann man sich des Unwillens nicht erwehren.
Sie sind eine vollständige Characteristik des Zustandes der
Wasserbaukunst im Venetianischen, wiewohl die Existenz dieses
Landes schlechterdings von der Anwendung hydrotechnischer
Kunstmittel abhängt: denn die Flüsse sind zum Theil dergestalt
versandet, dafs ihre Betten 6 bis 10 Schuh über das natürliche
Erdreich liegen. Was aber den Seeuferbau anbetrift, so sehen
wir Dämme und Höfter angelegt, welche dem Zwecke nicht
entsprechen, indem jene noch im Jahre 1802 bey einer Sturm-
fluth zerrissen sind und diese gänzlich unnöthig waren.
(*) Ich habe auf Tab. 91, so wie auch Tab. 57 die auf Verticale Werte
ablaufenden Wogen dargestellt, um die Nachtheile solcher Bauarten
recht anschaulich zu machen.
§. 82. Nach dieser Erörterung der bisherigen Anlagen ,
komme ich zu denjenigen Mafsregeln , welche, meines Dafürhaltens
nach, angewendet werden mögen, die Stadt Venedig, so wie
die Lidi gegen die Angriffe der See vollständig zu beschützen,
die Fahrwasser und Häfen im Allgemeinen zu verbessern und
die Verschlammung der Canäle Venedigs abzuwenden.
Fürs i ste sind die Pfahlwerke auf der Insel Malomocco, wo
man dieselben noch anwendet, gänzlich abzuschaffen, a.) W e il
sie platterdings schädlich sind, wie dies die Erfahrung hinlänglich
beweifst 3. B. S. 5g. b.) Das Holz bi nnen acht Jahren vom
Pfahlwurm zernagt wird, c.) Die Pfähle von den Wogen losgewackelt
und aus dem Grund geworfen werden , welches Treibholz
sodann in den Dämmen Löcher stöfst. d. ) W e il die Pfähle
von den Bewohnern der Insel häufig herausgerissen und gestohlen
werden: da das Holz sehr theuer ist. Endlich ist jeder
Pfahl an den horizontalliegenden Gurtungen mit eisernen Nägeln
befestigt. Bekanntlich wird aber das Eisen vom Seewasser
Verkalcht und so leistet es kaum acht Jahr Dienste. Dieses sind
schon Beweggründe genug, um den Pfahlbau abzustellen, die
jetzigen Pfahlwände absägen und das Holz und Eisen verkaufen
lassen.
2tens Massen die Böschungen des Seedeiches und dessen Höhe
dergestalt eingerichtet werden, dafs diese Seewehreden Brandungen
der See vollständig'Widerstand leiste. W ie schon im
2ten und 3ten Bande erörtert ist, so liegt es in der Natur des
Angriffs, welchen die Seewogen auf die Seedämme ausüben:
dafs sie auf sanfte Böschungen aufrollen ohne dieselben zu beschädigen,
welches auch der gewöhnlich aus purem Sande bestehende
Seestrand beweifst , da derselbe in sanften Böschungen liegen
bleibt, ohne von der See fortgerissen zu werden, es sey
dann , dafs die Grundwogen und der Fluthstrom sehr heftig
wären. Eine Bemerkung,' die ich auch bey der Bereisung der
Holländischen und Französischen Küste gemacht habe. Ja man
hat bey Blankenberg in Flandern und bey ’sGravesande in Süd