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pflaster au vielen Theilen des Körpers, Reibung, starke Dosen von Calomel waren
vergebens gebraucht worden. Ueber die Art dieser Krankheit blieb kein Zweifel.
Der Verstorbene befand sich noch nicht lange an Bord des Schiffes, und zwar als
sogenannter Deck-passenger, d. h. er gehörte zu denjenigen Leuten, welche sehr
wenig bezahlen, die man aber dagegen auf dem Verdecke oder in den offenen
Zwischendecks unterbriugt, wo sie gewöhuiich der Nachtluft nud sogar dem Thaue
ausgesetzt siud. E r hatte sich noch am Abend gänzlich wohl befunden, die Nacht
Iiindurch Karten gespielt und erst gegen Morgen geklagt, üm 8 Uhr sah ich ihn.
Man hatte ihm Senfpflaster auf Nacken, Brust, Magen und Waden gelegt, allein
er starb sehr schnell. Nachdem man sich von seinem Tode überzeugt hatte, war
eiu Kasten zusammen geschlagen worden, in welchen man die Leiche legte. Das
Schiff wurde an dem hier steilen Flussufer angelegt nnd die Glocke geläutet, während
mau den Todten an’s Land schaffte uud in der Nähe begrub. Viele der Passagiere
giengen ebenfalls an’s Land, um das Begräbniss mit anzusehen; audere
ängstigten sich im höchsten Grade, und unternahmen während dessen eiuen Spa-
ziergaug. An der Stelle, wo unser Schiff lag, bedeckte eia dichter hoher Wald
das Ufer, einige isolirte Wohnungen waren darin zerstreut. Den Boden bedeckte
unter dem Holze ein hohes schönes Waldrohr (Miegia macrosperma NuttaU), der
brasiliaiüschen Taqnara ähnlich, die ebenfalls’ auf dem trockenen Waldboden vorkommt
»). Ihre langen Stangen sind oft 8 bis 10 Fuss hoch, die schönen Blätter
gefiedert. Diese Pflanze rankt nicht, sie bildet dagegen dichte Gebüsche gleich
einem Unterholze im Walde, welche im Winter grün bleiben. Die Indianer benutzten
dieses Rohr zu ihren Pfeilen.
Nachdem das Begräbniss beendigt, nnd der Name des Verstorbenen auf einem
Aveissen Brette bei dem Grabe aufgepflanzt war, rief die Scbiffsglocke die Passa-
* ) Siehe WuttoH fte genera o f K o rd -Am erican pioHis Vol. I. pag. 3 9 . - Sondertar dass man so selten die
Blüthe dieser Pfianze finden so ll, auch wir haben sie nie gefunden} allein an den Ohio-Ufern wird dieses
Bohr ÜberaU vom Bindvieh und den Pferden benagt.
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giere zurück; die Keise wurde forlgesetzt, und wir erreichten nach % Stande am
ludiana-Ufer den Flecken EvansviUe, dann bald den Pigeon-Creek, oberhalb diesem
am anderen Ufer den Greeu-Eiver nnd später das Dorf Henderson. Hier nahm
man frische Lebensmittel ein, besonders wurden au 1 0 0 0 Stück Hühner in grossen
Kasten znm Verkaufe gebracht, von welchen man einen guten Vorralh einnahm,
das Dutzend für einen DoUar. Die Sonne ging TOrtrefllich schon unter, als wir
von hier abUefeii. Der breite Spiegel des rniügeii Ohio glänzte herrlich, die schönen
umgehenden Waldufer spiegelten sich darin, nnd das prächtigste Pnrpurroth nud
Feuergelb des Himmels färbte auch den Fluss mit seiner Gluth.
Gegen Jlitternacht erreichten wir Mouut-Wernon und scliilTlen hier aus, um
nns am folgenden Morgen nach New-Harmony zu begeben. Die Nacht war sehr
warm, dunkel und stiU. Wir klopften lange au einem schlechten Gastbofe, bevor
sich die Thüre öffnete und ein schlafliuiikener Neger uns empfing. Am folgenden
Morgen, dem 19. October unleniahm ich die Fahrt nach New-Harmony, um die
dortigen Naturforscher aufzusüclieii. Ich befand mich unwohl seit unserer Ahreise
von Louisville, so wie mein Jäger, und war nicht gelaunt, die schönen hohen Wälder
von Indiana gehörig zu würdigen, dnrch welche ein äusserst raulier, schlechter
Weg uns führte. Der letzte Theil des Waldes war besomlers schön und wUd;
Wein- und andere Ranken hiengen von den allen Stämmen herab und anf dem Boden
moderte Holz. Als Unterholz sah man hier häufig die Amorpha fruticosa. Bei
einigen im Walde isolirt wohnenden Pflanzern sah mau von Fett strotzende Raknhn-
felle zum Trocknen anfgoliäiigt, nnd die schönen grosseu Federn der wilden Trut-
hfilmer lagen auf dem Boden umher. Nachdem wir in ermattender Hitze den durch
die Waldhügel hinab fliessendeu Big-Creek zurückgelegt halten, erreichten wir
bald die fruchtbare Thalebene des Wabasch (Wabash), in dessen Nähe New-Har-
niony erbaut ist.