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sem Lande, daher sucht man Vergehens die ailen golhischen Cathedraien und die
imposanten Denkmähier vergangener Jahrhunderte, weiche den Reisenden in Europa
so iehrreich und angenehm beschäftigen. Ausser jenen Kirchen gehören zu den
ausrezeichneten Gebäuden das State-House, wo am 4. Juli 1 ?7 6 die Unabhängig-
keirproklamirt wurde; die Umted States Bank, die Bank von Pennsylvanien, die
Börse, die Universität nnd das Medicinal-Colleginm, die Münze, mehre Hospitäler,
das Taubstnmmen-Insfilut und manche andere, deren Aufzählung hier zn weit
fülireu \vürde.
Philadelphia würde viel imposanter erscheinen, wenn man eine totale Ueher-
sicht der Stadt finden könnte, aUein da sie ganz in der Ebene zwischen den Flüssen
Delaware und Schuylkill CSkidlkffl) hegt, die sich 5 MeUen unterhalb vereinigen,
so fehlt ein solcher Standpunkt gänzlich.
Es ist bekannt, dass diese Stadt 168 3 von dem acäcker W illiam P e n n gegründet
wurde, der damals bei einem erst vor kurzer Zeit vor Aller uiiigefallenen
Ulmenbanme mit den damaligen Grundbesitzern, den Delawaren, einen Kauf abschloss,
vermöge dessen sie ihm ein Stück Land ahliessen. Philadelphia, wörtlich
„die Stadt der Brüder“ Cdnäcker), enthält Menschen von allen europäischen
Nationen, besonders sehr viele Deutsche, Franzosen nnd Engländer. In einigen
Theilen der Stadt wird beinahe ansschiiesslich deutsch gesprochen. Man zahlte
1 8 3 4 an weissen Bewohnern 80,4 0 6 , an farbigen 59,483. - Meine Ankmift in
Plüladelpliia traf in einen ungünstigen AugenbUck, indem sich die Cholera auch
schon hier gezeigt hatte. Empfehlungsbriefe aus Enropa hallen mir in einigen Hausern
eine zuvorkommende Aufnahme verschafft, dagegen hatte ich nicht Gelegenheh
die wissenschaftUchen Männer der Stadt kennen zu lernen, da sie als Aerzte meistens
jetzt sehr in Anspruch genommen waren. Herr Professor Dr. H a r la n , als
SchriftsleUer der gelehrten Welt bekannt, war unter dieser Zahl. Herr Krumbh
a a r, ein Deutscher, an welchen ich empfohlen war, nahm mich mit vieler Gute
auf und verschaffte mir mehre angenehme Bekanntschaften. Um mir einen der mteressaniesten
Punkie zu zeigen, brachte er mich nach den Wasserwerken von
Fah-mouut, die in der That seheiiswerth sind. Vor der Stadt führte uns der Weg
vor dem Zuchthause vorbei, in welchem junge, der Besserung noch fähige Menschen
in Sicherheit gebracht werden. Zur Linken blieb uns das Gebäude, welches zur
Zeit der Anwesenheit des gelben Fiebers als Lazareth gedient hatte, dann durch-
schnitteu wir eiue in der Anlage begriffene Eisenbahn und erreichten Fairmount.
Hier sind am Ufer Gebäude angebracht, iu welchen grosse Bäder die Druckwerke
iu Bewegung setzen, welche das Wasser nach dem Teiche schaffen, der auf einer
etwa 8 0 Fuss erhabenen Hohe Hegt, und aus welchem die Leitungeu nach allen
Theilen der Stadt abgeheu. Die genannte felsige Höhe, an welcher eine vortreffliche
klare Quelle springt, hat mau mit Treppen und Geländern versehen, und mit
eleganten Pavillons verziert, aus welchen man die Wasserwerke und das interessante
Waldihal des Schuylkill übersehen kann. Eiue Menge von Menschen prome-
nirt täglich dorthin, da man daselbst Erfrischungen haben kann. In den Felsen
wachsen benetzt von dem feinen Begen der springenden Quellen, schöne Gewächse
als Catalpa, Platanen u. a., deren kräftiges Laub die Umgebungen ziert. Wir kehrten
über die grosse bedeckte Scimylkill-Brücke nach der Stadt zurück, wo ich nur
einen kurzen Aufenthalt machte, da meine Eeisegefährten noch immer in New-York
zurück gehalten waren, um unser Gepäcke von Boston zu erwarten. Da alle Wege
und Strassen von deu FlüchtHngen aus New-York bedrängt wurden, so >var der
Augenblick zum Reisen nicht sehr günstig; ich unternahm daher eine Excursion
nach Bordentown, um die W^aldungen von New-Jersey ein wenig kennen zu
leruen.
Mit dem Dampfschiffe Burlington verHess ich Philadelphia um 13 Uhr Mittags,
uud erreichte Bordentown schon zwischen vier und fünf Uhr. Hier befinden sich
die Besitzungen des Grafen von Survillier ( J o s e p h N a p o le o n ), der vor kurzem
nach Europa abgereist war. Das freundliche Landhaus iu dem schönen Parke Hegt
nur 3 0 0 Schritte von dem ausgedehnten Dorfe entfernt, nahe an der Chaussee, und