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CSialia oder Sylvia sialis L a th .), die fuchsfarbige Drossel tu r d u s rufas), der
gelbe Stieglitz (Friny. fristis), die Turteltaube {Col. caroUnensis) u. a. mehr. Auf
einer Wiese ilog im hellen Sonueuscheiii die Nachtschwalbe {Caprim. viryiiiianus)
umher, welche die Americaner unter der Benennung des Night-Nawk kennen. Ich
habe diesen Vogel überall sein* häufig am Tage fliegen gesehen, wie in Brasilien
Azaras Nacunda, auch zeigt diese Species im Fluge die weissen Querstreifeu über
die Flügel, die man bei mehren dortigen Arten bemerkt. Krähen und Blackbirds
{Quiscalus) zeigten sich überall, allein Raubvögel bemerkte mau sehr wenige, die
hingegen in Brasilien weit zahlreicher sind. Die Wälder werden in dieser Gegend
höher, die Bäume breiten ihre hohen Kronen schattenreich aus, uud indem die Strasse
abwechselnd durch Felder, Wiesen und über sanfte Höhen fortläuft, erreicht man
Freiburg (Fryburg), ein zerstreutes, beinahe gänzlich von Abkömmlingen deutscher
Auswanderer bewohntes Dorf »). Hier hielten wir für eiu Paar Tage au, um die
Wälder zu durchstreifeu, und nahmen unsere Wohuuiig in einem leidlich guten
Baueru-Wirlhshause, neben welchem unmittelbar eiu deutscher Jude seinen Laden
(Store) eingerichtet halte.
Das den Ort einschliessende, iu aUen Richtungen von Holzzäunen durchschnit--
lene Feld, war ringsum von ausgedehnten, auf dem Boden gänzlich lichten Waldungen
von Eichen und W'allnussarteu umgeben, wohin wir sogleich unsere Schritte
richteten. Bei dem schönen Wetter kounteu wir ungestört die Thiere des Waldes
beobachten, besonders die zahlreichen Vögel, welche jetzt mit iliren schon heran-
gewaehseuen Bruten umherstrichen. Ich fand u. a. eine so eben ausgellogene Fa^
inilie des Bluebird, welcher sich in diesem ersten Jugendkleide gar sehr von dem
voUkorameneu Gefieder des Alters unterscheidet, eben so eine ähnliche des roth-
köpfigen Spechtes und erlegte mehre interessante Vögel, welche W ils o n in seiner
American Ornithology sämmtlich abgebüdet hat. Unter ihnen befand sich auch
* ) Man w ill, wie man uns sa g ie , den Namen Freiburg je tz t in Cooper umändern, nach dem ersten Grund-
te sitz e r dieses Ortes, der hier die erste Ansiedlung gründete. Er war der Vater unseres Wlrtlies.
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der niedliche gelbe Stieglitz, von deu Americanern Goldilnch genannt, ferner der
schwarz und weisse Tyrann oder Kingbird fMuscicapa Tyrannus) ein im ganzen
Laude sehr gemeiner Vogel, der, wie die grossen Arten der Tyrannen oder
Muscicapiadae iu Brasilien, seinen Standort gewöhnlich auf einem isolirten Baume
am Rande des Waldes oder im offenen Felde wählt. Die Waldungen, welche
wir durclistrichen, bestanden sämmtlich aus Eichen und Walluussbäumen verscliie-
deiier Art, Kastauien und hier uud da Buchen fFagus ferruginea). Zum erstenmal
bemerkte icL bei Freiburg am Rande des Waldes an einer Eiche in einem
Maysfelde den einzigen hiesigen Repräseutauteu des zahlreichen Geschlechtes der
Fliegenvögel CTrochilus Coluhris), der pfeilschnell den Baum umschwirrte, aber
eben so schueU mir aus den Augen verscliwand. Mein Jäger hatte in einem
Sumpfgrabeii die kleine, niedliche Schildkröte gefangen, welche den Naturforschern
unter dem Namen Emys punctata bekannt ist, und häufig in dieser Gegend
vorkommt.
Am 1. August uDternalimen wir, geführt von unserem gefälligen Nachbar, dem
deutschen Juden und noch einigen Bewohnern der Umgegend, eine Excnrsioii nach
dem sogenannten Boeky-VaUey, oder dem felsigen Thale, welches uns als höchst
sehenswenh geschildert wurde. Wir gieugen durch Wiesen und zwischen Feldzäunen
etwa eiue halhe Stunde weit, uud beobachteten Iiäulig die grosse Staar-
oder Prairie-Lerche (Alauda magna Linn, Sluntella Vieill), die gewöhnlich im
Grase auf dem Boden, oder auf der Spitze eines Strauches sitzt uud aufgejagt
selbst haulig auf den Umzäunungen fussl. Ihre Stimme ist ein kurzer, nicht unangenehmer
Gesang, der eine etwas flötende Strophe enthält. Deu Jäger hält dieser
schöne Vogel nicht gern aus, sondern fliegt schon hei Zelten davon und man erkennt
ihn alsdann sogleich an seinem kurzen, ausgehreiteten Schwänze, dessen
Seitenfedern weiss sind. Unser Weg führte bei einzelnen Banerhöfen vorbei, deren
Bewohner meist deutsch .sprachen, nnd wir erreichten dann den Wald, wo wir
mehre schone Vögel, auch den gelbflügligen Specht (Picus auratus) schossen, wel