lagen. Jenseit des genannten Bogens war der Fluss wieder 1 8 0 Schritte breit,
eine Menge von Schwalben nisteten ia seinen Thouufern, besonders Hirundo fulva,
vou welcher wir mehre Exemplare erlegten. Der Abend näherte sich und die Jä^
ger kehrten mit einem Elkhirsche und drei Stücken Wild (C. macrotis und virgi-
nianiis) zurück, auch machten nun die Schwalben ihren Verwandten der Dämmerung,
den Nachtschwalben Platz, während mau am Ufer noch den schwirrenden
Laut der Cicadeu vernahm.
Die Nacht war angenehm, und schon mit Anbruch des 27. Juli verliessen wir
das Schiff uud verfolgten die Spur eines starken Bären, welcher überall Wurzeln
ausgegraben hatte. Leider wareu andere Jäger, P a p in und B o u rh o n n a is , uns
znvorgekommen, welche schon Unruhe in dem Walde verbreitet hatten. Eine rauhe
Wildniss voll Dornen uud Kletten (Xanthiutn) verband den Wald mit den Hügeln,
in welchem die Moskiten so quälend waren, dass man kaum die Hände zu entblös-
sen wagte. Uuter seinen schlanken Pappeln befand sich hoher Graswuchs oder ein
dichtes üntergebüsche von Rosen, meistens eine kräftige Nahrung für das Wild,
das an mehren Stellen vou uns gesehen wurde. In den hohen Bäumen auf lichten
verbrauuteu Stellen hielten sich Scharen von Blackhirds auf, so wie einzehie
Fliegenfänger, die iu alten hohlen Pappeln am Ufer nisteten, eine schöne, uns
noch nicht vorgekommene Schwalbe vom schönsten Farbeuschiller (Hirundo
Ucolor Bo n .), deren Jagd uns lange aufhielt und dem Schiffe einen Vorsprung
verschaffte. Wir waren genöthigt, noch weit durch die Prairie zu wandern,
deren dornige Gesträuche uusere Kleidungsstücke sehr übel mituahmeu. Au den
Thonhügeln fanden Avir mancherlei Pflanzen»), nnd der Fink mit gestreiftem Kopfe
CF. grammaca Sag) hielt sich mit seinen Jungeu iu unserer Nähe auf. Da, wo
der Fluss steile Ueberwände hatte, bemerkte mau eine Menge vou eingebetteten
Thierknochen, und sah öfters halb herausgewaschene Bisonsehädel frei über deu
* ) U. a. Euphorbia macuUita, im AValde u. a. Monarda moUi$ Wiild.
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Fluss hinaus treten. Ermattet von der langen Jagdexcursion erfrischten wir
uns mit dem kühlen Wasser des Missouri uud erreichten bald nach Mittag das
Schiff. Auch die Herren M itc h ill und C u lb e rts o u kehrten um diese Zeit bei
einer schwülen Temperatur von 85° von einer Excursion zurück, welche ihnen
von den Höhen eine vortreffliche Aussicht verschafft hatte. In Süd-Westen hatten
sie in der Ferne gleich blauen Gewölkeu das Litte-Rocky-Mountain-Gebirge erblickt,
in Süd-Osten den Moscleshell-River. In der grünen weiten Vertiefung
nach dem Gebirge hin sahen sie die ganze Prairie mit Bisonheerden bedeckt. Sie
brachten von den Höhen schöne Conchylien-Abdrücke mit, deren wir auch heute
am üfer des Missouri gefundeu hatten. Mühsam hatten jene Jäger drei verscliiedene
Höhen erstiegen, und auf der letzten uud höchsten derselben, avo sie im
höchsten Grade erhitzt ankamen, waren sie von einem starken raulien Winde empfangen
worden. Hier beobachteten sie ein sonderbares Steiiigebilde, eine Säule,
welche eine tafelförmige Platte trug, aus einem mürben Steine, ohne Zweifel Saudstein,
bestehend. Auch das unter dem Namen der Bear’s -P aw bekannte Gebirge
hatten sie von dort erblickt.
Ein heftiges Gevritter, wie dies hier geAvöhulich ist, mehr von Sturm als vou
Regen begleitet, zwang uns zum Beilegen. Regnete es, so Avareu wir gewöhnlich
übel aufgehoben, indem das Wasser jedesmaV durch die von der Hitze geöffneten
Fugen unseres Verdeckes bis in unsere Betten eiudrang. Für heute hielt der Wind
an lind da der Himmel schwarz und drohend Ava r, so machte man für die Nacbt
am südlichen Ufer Halt, welches unseren Leuten zum Fischen Gelegenheit gab,
worin sie seit einiger Zeit, besonders mit dem Katzenfische ziemlich glücklich gewesen
waren.
Der nächstfolgende Morgen (3 8 . Ju li) gab mir wieder Gelegenheit, Betrachtungen
über die Rohheit unserer Schiffsmannschaft aiizustellen. Wir hatteu seit einiger
Zeit eine Menge von interessanten naturhistorischen Gegeiiständeu gesammelt,
von welchen mauche aus Mangel au Raum auf dem Verdecke Platz finden muss-
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