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ganz ..ach der Art der letzteren gekleidet ging, aber mebre Verzierungen von
deu Feinden, den Mönnitarris angenommen hatte. Der alte K u ta n ä war em gutartiger,
freundlicher Mann (Tab. XLVI. rechte Figur) von höchst charakteristischer
Gesichtsbildung, welche die Abbildung höchst treu darstellt. E r gab mir Nachrichten
von seinem Volke und Worte seiuer Sprache, welche schwer auszusprechen smd.
Sein höchst ähnliches Bild, so wie die übrigen Zeichnungen belustigten die Indianer
sebr, und sie erkannten sie alle sogleich, auch halte sich der Buf des geschickten
Schreibers so unter ihnen verbreitet, dass nnsere Wohnung beständig von eiuer zahlreichen
indianiohei. Versammlung belagert war, welche daselbst Tabak rauchte und
uns durch die verursachte Hitze beschwerlich fiel. Beim Zeichnen sassen diese
Menschen oft nicht einen Augenblick stille, dagegen gab es aucb andere, welche
ganze Tage unbeweglich anshiellen, wenn sie nur Tabak rancben konnten, uud dafür
wurde aucii stets gesorgt. Bei diesen Besuchen gab es oft Gelegenheit ihre
Gebräuche und Ideen zu erforschen. Der weisse B is o n , welcher uns oft besuchte,
brachte eines Tages einen vorzüglich schön decorirten, von den Flat-Heads»)
erbeuteten Bogen mit, welchen er indessen durchaus nicht verkaufen wollte. Auf
mein höheres Gebot gab er zur Antwort: „Ich habe diesen Bogen sehr lieb.“ Ich
musste nun den Wunsch anfgebeu, die genannte Walte zu erhalten, da die Indianer
ihre Forderung sehr bedeutend würden gesteigert haben, wenn ich den Gegenstand
„ach dieser Erklärung dennoch hätte verlangen wollen. Dieser Mann hatte übrigens
viel Ehrgefühl, war zuverlässig, und den Weissen ergeben, dabei ein ausgezeichneter
Krieger. Br hatte unlängst seine Schwester erschossen, weU sie mit einem
ändern Manne Umgang gehabt, davon er ihr stets abgeralhen hatle. Ein Chef der
Piekanns, mit welcbem er in Streit gerieth, schoss ihn durch den Schenkel; er
aber verlor seine Fassung nioht, und erlegte seinen Feind niigeachtet der Verwundung.
Bin anderer alter Mann, der uns zuweilen besuchte, gab vor ein grösser
Arzt und Zauberer zu seyn. Er erzählte, der Tod sey in einem gewissen Zelte
# ) Ueber dieY'lat-Heads sielie im Anhänge ües IL Bandes.
bei einer Frau eiiigekehrt und er habe ilm vertrieben. Er sah Freund Hain oben
zur Rauchöffnung der Hütte hereinkommen und die Frau berühren, worauf unser
Arzl seine Medecine auf die berührte Stelle appllcirte und während der ganzen Nacht
nicht von der Kranken wich. Der Tod kam wieder, allein alle seine Versuche
scheiterten, weil das Mittel immer zu rechter Zeit angewendet wurde.
B ird führte einen gewissen Mikotsotskina (das rothe Horn, la corne rouge),
einen ausgezeichneten Krieger uud schönen, ansehnlichen Piëkan, Anführer vieler
Kriegszüge, bei uns ein, der schon viele ausgezeichnete Coups gemacht hatte.
Er war wohl gebildet, mit lebhaftem, geistreichem uud gutartigem Ausdrucke, dabei
sehr schön uud nett gekleidet. E r brachte zwei weisse Pferde mit, uud ritt
auf einer schönen, mit rothem Tuche unterlegten Paniherdecke. Früher hatle sich
dieser Mann M a s to é n iia (der Raben-Chef, le cheffre des corbeaux) genannt,
und er soll mehr weisse Leute todt geschossen haben, als irgend eiuer seiner
Nation. —
Zu dieser Zeit, wo wir im Forte Mangel au gutem Fleische litten, da wir
seit einiger Zeit nichts als ein Paar Biber erhalten hatteu, verbreiteten sich mancherlei
ungünstige Nachrichteu von einer üblen Stimmuug des N in o c h -K iä iu und
seiuer Anhänger gegen die Weissen, welche ohne Zweifel durch den verderblichen
Einfluss des falschen, gegen die Compagnie eingeuommenen B ird verursacht
worden waren. Eiu Indianer sagte ans, seine Landsleute würden für die Biber
den doppelten Preis fordern, uud wolle man diesen nicht geben, so sollten alle
Americaner umgebracht werden. Durch dergleichen, den unzuverlässigen Charactei:
der Blackfeet beurkundende Gerüchte, liess mau sich durchaus nicht beunruhigen;
die Zeit war aber gekomraeu, wo wir auf eiue ernstere Probe gestellt werdeu
sollten.
Am 38. August, als der Tag aubrach, wurden wir durch Flintenschüsse geweckt,
und D o u c e tte trat mit dem Ausruf iu unser Zimmer „Levez vous! il faut
nous battre!“ worauf wir schnell aufsprangen, uns iu die Kleider warfen, und iin-
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