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da man ihn in jenem Hause für längst zurückgekehrt hielt, so fragte ihn der Wirlh
in seinem platten Deutsch, „hat er daun die ganze Zeit hier gehockt?“
Am 25. August früh verliessen Avir B ro a d h e a d s Haus, allein Herr Bodmer
blieb heute noch daselbst, um seine Zeichnung zu vollenden. Die SteUe, die wir
heute noch zu erreichen Avünschten, trägt die Benennung des Pokono, und ist die
höchste Höhe der ersten Kette der AUeghauys oder der Blue-Mountains. Unser
Weg führte uns in südAvestlicher Richtung längs des Cherry-Creek hinauf, iu einem
sanften angenehmen Thale mit Wiesen, Gebüschen und Waldungen abwechselnd,
wo man allmählig immer noch höher steigt. Der Cheny-Bach ist mit schönen
hohen Gebüschen eingefasst, und liegt meist in einem Streifen schönen hohen
Waldes. Die dieses Thal zu beiden Seiten eiuschliessenden Höhen tragen Laub-
waldungeu vou Eichen-, Wallnuss- u. a. Bäumen. Man baut Klee, Mays, Buchweizen;
die Felder wareu auch hier eiugezäunt, uud au den Zäunen lief das gestreifte
Erdeichhorn. Die Glocken des Aveidenden Rindviehes waren hier in richtigen
Accorden gestimmt, Avie iu Thüringen u. a. Gebirgsgegenden a^ou Deutschland,
eine angenehm überraschende, ländliche Harmonie, welche uns an das Vaterland
erinnerte. Auch hier siud die Bewohner meist von deutscher Abkunft, und nur
eiu geringer Theil von ihnen spricht die englische Sprache. Sie besasseu viele
gute Pferde, Rindvieh., viele fette SchAveine und Schafe von einem grossen Schlage.
Diese letztere Thierart soll in diesen Gegenden sehr schnell ausarten; in anderen
Gegenden der Union hingegen, soll sich die Rasse der Merinos sehr gut erhalten
haben. Wird liier iu den AHeghanys die Schafrasse nicht öfters erneuert, so sollen
diese Thiere bald sehr klein und scldecht werden. Hühner mit gelben Füssen,
Avie in Brasilien, Truthühner, Gänse und Enten sieht mau bei allen Höfen, sogar
nicht selten Perlhühner. Die zahmen Truthühner gehen zuAveilea in die benachbarten
Wälder, brüten daselbst uud kehren nachher mit ihrer Brut zurück. Die
wilde Urrasse dieses Vogels giebt es liier nicht mehr, da die Waldungen zu sehr
ansgejagt wurden. Die Wohnungen der Bauern siud sämmtlich von Holz mit Bret-
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iern beschlagen und mit Schindeln gedeckt, oft sehr klein; häufig ist nur ein kleines
Fenster neben der Tliüre angebracht. Oft sind diese Wohnungen nur Loghouses,
und bei den Ställen und Scheunen befand sich öfters so viel Raum zAvi-
scheu deu Balken, dass der Wind frei hindurch strich, was besonders im Winter
nicht Aveiiig zur Abhärtung der Tliiere beitragen mag. Mau findet iu dem ganzen
Thale des Cherry-Creek kein einziges Dorf, sondern nur isolirte Bauerliöfe, doch
kann man gewöhnlich vou dem einen zum ändern sehen. Die sanften Hügel bestehen
aus Kalk, den man an einigen Stellen brannte, oder schon Haufen desselben
als Düngungsmittel auf die Felder gefahren hatte. In den Hecken am Wege blüheten
Eupatorium und Solidago, die Pliytolacea hatte Beeren, so wie Sambucus
cauadensis und Rhus typhinum, am Wasser glühte gleich einer Flamme die schöne
Lobelia cardinalis neben einer weissblüheiiden Sagittaria, und im Walde beobachtete
mau häufig die hohe Actaea racemosa.
Wir stiegen allmählig über sanfte Höhen immer höher, wo uns ein rauher kalter
Wind auf eine unangenehme Art begrüsste, und erreichten auf der hocliliegen-
deu Ebeue eiue von einigen wenigen Wohimngen umgebene isolirte Kirche. Als
man nach dem Namen des Platzes fragte, sagte uns eine ziemlich gut gekleidete
Person, „sie kenne selbst deu Namen nicht, der Geistliche, eiu Deutscher, komme
etwa alle vier Wochen einmal von Mount-Bettel hierher, um zu predigen.“ Von
hier aus erreichten wir bald die Chaussee CTurnpike-Roaä), welche aus der Gegend
von Eastou nach Clarkesville fülirt, und hielten hier bei einem Wirthshause
au, um die Pferde zu tränke». Bei den hiesigen Bauern, deutschen Ursprunges
fanden Avir Roggenbrod, Avelches so weiss AA’-ar, als sey es aus Weizen gebacken,
da mau hier in der Sonderung des Getreides mehr Sorgfalt anAveiidet. Mehre
Jagdliebhaber unter den Bewohnern gaben Auskunft über den Zustand der Jagden
m dieser Gegend. Hirsche sind schon selten, alleiu der sogenannte Fasan (Tetrao
tnnbellus L in n ) soU noch zahlreich in den Wäldern Vorkommen. Diese Gegend,
obgleich hoch und Avohl etAvas rauh, war dennoch überall bebaut, uud ähnelte viet