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Lecha-Gap, wo dieser Fluss die Gebirgskette durchschneidet. Dort an dem Gap
traten wir in einem isolirten, aber sehr guten Gastbofe ab, welchen ein gewisser
C ra ig , Sohn des im Befreiungskriege wohlbekannten Generals dieses Namens, hielt.
Der Hausherr sprach englisch uud deutsch und Avir befanden uns sehr wohl bei ihm.
Am 1. September früh besichtigten wir das Lehigh-Gap, dessen Berge an der
nördlichen Seite niclit hoch, felsig und mit Wald bedeckt sind. Eine daseihst isolirt
hervortretende Felsparthie tragt den Namen der Teufelskanzel (Devils-rock).
In der Nähe der Gebäude Avareu grosse Haufen vou Kalksteinen aufgeschüttet,
Avelche mau in dem Mahony-Thale an dem sogenannten Sleinberge bricht. Der
Kalk ist von schlechter Qualität, wird aher als Mörtel bei Mauern mit Voriheil benutzt.
E r enthält eine Menge vou kleinen zAveischaligen Muscheln. In den hohen
Bäumen am 3tauch-Chimk-CaiiaIe hielten sich mancherlei Vögel anf und am Flussufer
der kleine grüne Beiher mit rostrothem Halse (-^rdea virescens). Gegen 8
Uhr verliessen Avir das Gap und folgteu der Sti*asse nach Betlilehem, die eíAva nach
. 1/2 i^Ieile sich von dem Flusse abweiidet. Waldungen und Gebirge haben hier aiif-
gehön, so wie die malerischen Scenen des romantischen Lecha-Thales, an deren
Stelle nun sanfte Iloheii mit einzelnen A^on ihren Feldern umgebenen Bauerwohnnii-
geu, so wie kleine lichte Wäldchen von schlanken Eichen und Wallinissbäumeu
treten. Nach einigen Meilen erreichten Avir Berlin, ein kleines Dörfchen, welches
eine ausgedeiinte Strasse mH grossen ZAvischenräumeu bildete. Sehr komisch ist
oft die Vergleichung dieser kleinen in eiitforuteri Wildnissen entstehenden Ortschaften,
mit den grössten Städten Europas, deren Namen sie tragen, und für deu Reisenden
von grösser Unterhaltung. Man überschreitet nun eiuen kleinen Bach und
bemerkt vor sich eine isolirte Kirche, welche bei deu deutschen Bauern dev Gegend
deu Namen der Inschen-Kirche (indischen Kirche) trägt, so wie man die
AA’estlich gelegenen Avaldigen Hügel und Gebirge das Inscheii-Land (indische Land)
nennt, Avell die Indianer in dieser Gegend sich noch am längsten aufgehalten haben
sollen, bevor sie gänzlich auswanderten. Der Blick in jenes traurig verwaiste iii-
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diaiiische liund ist schön, Wald und Wiesen wechseln daselbst angenehm mit einander
ab. Von hier führt die Strasse über das Dorf Cherryville, avo sich ein sehr
guter Gasthof befand. Picus auratus ilog hier häufig an den Zäunen und Obstbäumeu.
Die Feldfrüclite, als: Cartoffelu, Mays, Klee u. s. av. standen sehr schön,
man sali auch ganze jetzt brach liegende Aecker dicht mit den gelben Blumen
des Solidago oder des Hypericum perforatum bedeckt. An den Thüren oder Spalieren
der Bauernhäuser blühete überall Convolvulus purpureus in grosser Schönheit
mit violetten, weissen oder sauftrotheii Blumen; alle seiue Varietäten behalten aber
die schönen blauen Längsstreifeu bei. Wir erreichteu das Thal des Hoquendoka-
Creek, in dessen Gegend die Wohimngen meist aus schönen Bruchsteinen erbaut
sind; in dem Bette des jetzt seichten Baches befanden sich Saiidinselii mit hohen
Platanen bewachsen. Von Crytersville (Craitersville), Avohiu man von Bethlehem
sieben Meilen zählt, erreichten wir das isolirte Haus eines geAvIssen Pfarrers Bec
k e r , der sich mit Medicin beschäftigt und ein eifriger Honiöopathe seyn soll. In
einem lichten Walde stand das IMeeihig-house (Versamiiiluugshaus) der religiösen
Secte der Manisteii. Der Kirchhof befand sich neben dem Gebäude. Der nächste
Ort ist Howardtown, der nächste Bach der Monocas-Creek. Au mehren Gebäuden
bemerkte mau hier Strohdächer, AA'elche in diesem Laude seilen sind. Der Buchweizen
stand in dieser Gegend überall in der Blüthe. Wir legten das Dörfchen
Schonersville zurück, und trafen zu Mittag zu Bethlehem Avieder ein.
Am 4 . S ep tem b e r lan g te en d lich u n s e r so la n g e v e rg e b e n s erAvarietes G e p ä c k e
vo n B o s to n a n , u n d d a auch H e r r B o d m e r am 10. S ep tem b er e iu tra f, so Avürde
ich j e t z t an die F o rts e tz u n g u n s e r e r R e is e g ed a ch t h a b e n , w e n n nich t d e r R e is e n d e
häufig A'on Z u ß ille u ab h ie n g e , w e lc h e e in e fe s te Bestimmung unmöglich machen.
H e r r B o d m e r , d e r ein e aiig efan g en e Z e ic h n u n g v o llen d en AvoUte, unternahm zum
zAveiteiimal ille R e is e nach dein DelaAA"are-Gap, u n d verAAuindete s ich bei d ie s e r
G e le g en h e it a u f e in e r J a g d e x c u rs io n d u rc h d a s Z e r s p rin g e n s e in e s GeAvehres s e h r
s c h w e r , AA'odurcb Avir gezAvuiigeu w a r e n , d ie A b r e is e v on neuem z u Aersclüeben