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VOR deu Werken nach dem Gasthofe zarückkehrfen, stand daselbst um 13 ühr
Mittags im kühlen Hause der Thermometer auf 96°, wobei mau noch bemerken
muss, dass diese Kohlenwerke in einer Höhe vou 1 4 6 0 Fuss über dem Meere liegen.
Kein Lüftchen bewegte sich uud jedermann fand die Hitze sehr drückend.
üm nach Mauch-Chunk hiuab zu fahren, bestiegen wir wieder die Wagen,
bedurften jetzt aber keiner Pferde, sondern der Driver schob den Wagen einige
Schritte fort, schwang sich schnell auf seinen Sitz und augenblicklich gieng die
Beise schneller dahin, als eiu Pferd im Galoppe hätte laufen können. Wir durcheilten
einen grossen Theil des Weges iu 17 Minuten, mussten aber hier halten,
um eiue zurückkehrende Wageucolouue abzuwarten, welche uns wohl 3 0 ]>Iiuuten
aufliielt; alsdauu gieng die Fahrt schnell von statten, uud wir legten iu 33 Minuten
die Entfernung vou 8 Meilen zurück. Unten angekommen, eilten wir die Stelle
zu besehen, wo die Kohlenwagen abladeu.
Am Ende der Eisenbahn ist auf der Höhe am Berge ein Gebäude angebracht,
in welchem sich eine grosse Winde befindet, mit einem Seil ohne Ende, das mit
seinem eiuen Theile eiuen beladenen Kohlenwagen auf einer schief geneigten Eisenbahn
den Berg hinab lässt, währeud der andere Theil einen leeren Wagen von unten
herauf zieht. Die Entfernung von der Winde bis unten an deu Fluss, wo die
Wagen ihre Kohlen in einem hier erbauten grossen Schuppen ausschütten, beträgt
über 7 0 0 Fuss. (Siehe die Vignette dieses Capitels). Der Mechanismus aller dieser
Anstalten ist sehr seheiiswerth und das ganze Werk vou grossem Interesse.
Eiuer der Ilaupltheilhaber der Lehigh-Company, Herr W h ite , ist ein Manu vou
vielen Keuntiiisseu und im Fache des Maschinenwesens besonders erfahren. Eine
Schneidemühle unten au der Lecha hat er ebenfalls sehr sinnreich eingerichtet. Der
gerade Mülüengrabeii oder Canal hat einen Fall von 1 4 Fuss und theilt sich nahe
vor dem Werke in drei Canäle, die durch Schützen verschlossen werden können.
Der zur Rechten laufende treibt das perpendiculäre Rad, auf dessen Schaufeln das
Wasser rechtwinkeUg wirkt, uud dessen Kraft bestimmt ist, den einmal durchge-
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schnittenen Block oder Stamm wieder zuvückzuziehen. Der am weitsten links ans-
ströiiieiide Canal dreht ein anderes perpendiculares Rad, dessen Kraft zur Herauf-
ziehuiig der Holzblöcke bestimmt ist. Der mittelste Wasser-Canal fallt auf einen
langen horizontalen DrilÜiig, dessen Seltenscheihcn höchstens 3 Fass im Durchmesser
haben, und mit eiuer Kurbel versehen siud, welche die Säge auf uud nieder
treibt. Der geringe Höhendurchmesser des genannten Drillings ist Ursache der ausserordentlich
scliuelleii BcAvegung der Säge. Sobald mau die vordere Schütze des
geraden Mittelcanales öffnet, treibt das Wasser den horizontalen Drilling, und der
in dem oberen Stocke des Gebäudes aufgelegte Holzblock wird einmal durcLgesägt.
Ist dies geschehen, so scldiessl man die Schütze und öffnet die des Canals zur
Rechten, wodurch dann der Block zurückgeführt wird. Die Sclüeuse des Unken
Canals wird mir alsdann geöffnet, wenn man einen neuen Block vor die Säge bringen
will. Au dem Bade, welches der linke Wasser-Canal treibt’, ist eine Winde
mit einer langen Kette und einem scharfen Haken am Ende angebracht, welcher
letztere in den Block eiiigesehlagen, denselben iu die Höhe zieht. Bei dieser Vorrichtung
ist ein Arbeiter im Stande 1000 DFuss Tannenholz in 13 Stunden zu
sägen. Solcher Schneide- oder Sägemülileii hat die Gesellschaft zu Mauch-Chunk
scchse nöthig, um ihreu Holzhedarf zu schueideu, indem man Kohleii-Böte oder
Archen auf dem Canale und dem Delaware hinabseudet und zu Philadelphia als
Bretteriiolz verkauft.
Der Weg von Mauch-Chunk durch das Lecha-TLal, welchem wir am 31. Ao-
gust Abends folgten, ist angenelim und abwechselnd. Eiu heftiges Gewitter war
über dem Thale herauf gezogen und hatte besonders melir abwärts Regeuflutheii
herab gesendet, wovon Avic überall die Spuren bemerkten. Mau folgt dem rechten
Flussufer auf etAvas sandigem Wege, der vou alten Bäumen beschattet ist. Zur
Rechten hatten wir anfänglich den steilen bewaldeten Berg, wo Rubus odoratus u.
a. schöne Pllaiizeii in wUdeu Felsen wachsen. Die Berge ziehen sich dann zurück
und Felder, Wiesen und einzelne Wohnungen treten zur Rechten au die Stelle des
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