fl: ::: ;
30
gelii, dem gestreiften Erdeichhorn, so wie mehren Schildkröten von der Art der
Emys pulcliella Schweig. (2 ) (imculpta LecotUe) zurück, welche wir einige Zeit
lebend erhielten. In den Wassergräben hatte man Süsswasser-Muscheln (JJnio)
gefunden, so wie selbst in den Wäldern, wohin sie von kleinen Raubllueren getragen
werden. Die Abende nach den heissen Tagen waren angenehm und erfrischend,
und wir fanden hier eine originelle oniitliologische llnterhallung. Die Nachtschwalben
(Nighthawks) flogen am hellen Tage in Menge über den benachbarten Wäldern
und Feldern umher, und wir stellten uns in einer Beilie an, um einige Ton ihnen
zu sobiessen, welches voUkomnien gelang. Oft flogen sie sehr hoch, dann wieder
nahe am Boden und liessen dabei iltre tief brummende Stimme hören. Die Bachen
der erlegten Vögel fanden wir TÖllig angefüUt mit lusecten, besonders sehr kleinen.
Käfcrcheii, welche darin einen dichten Ballen bUdeten, der verschluckt wird, sobald
er die gehörige Grösse erlangt hat.
Am 3. August früh hei dem schönsten Weller verUessen wir Freiburg, und
unser Wirlh Mir uns auf seinem Dearborn (so nennt man kleine Bankwagen mit
einem Verdecke) und zwei raschen Pferden nach Bethlehem, wohin der Weg für
uns sehr unterhaltend war. Die Gegend ist angenehm und freundUch. Schöne
Wiesen, Felder, Wohnungen und Gebüsche wechselten an sanften Höhen ab, nnd
das schöne Thal Upper Sackeua, wie es die Bewohner nannten, ist besonders
fruchtbar. Schöne Bänme geben hier und da am Wege Schallen, und ein kleiner
Teich war für uus von grossem Interesse, da wir ausser mehren interessanten Vögeln
überall aa seinen Ufern und auf alten Stöcken im Wasser SohUdki-ölen sitzen
sahen, welche jedoch sehr schüchtern waren und sogleich in das Wasser hinab
tauchten, sobald man sich näherte. In unserem Wagen zwischen unseren Füssen
krochen schon drei dieser sonderbaren Geschöpfe umher, und wir hätten in Bethlehem
leicht mit einer kleinen Menagerie eintreffen können. Ueberall auf den
Wiesen und Kleefeldern sass die grosse Staarlerche und stieg auf, sobald man sich
ihr näherte, die carolinische Taube, Drosseln, der rothköpfige Specht, gelbe Stieg-
31
litz und viele andere Vögel belebten die schattigen Gebüsche, während an den Zäunen
das gestreifte Erdeichhorn ¡jfeilschnell umher lief. In der Mittagshitze erreichten
wir die Brüder-Colouie Bethlehem, wo wir in einem deutschen Gasthofe ab-
Iraten. —
Diese Niederlassung ist auf der Höhe uud an dem Abhange eines Hügels erbaut,
au dessem Fusse sich der Bach Mouöcasa mit der Lecha (Lehigh) vereinigt,
einem Flusse von der Stärke der Lahn. Die Lecha ist hekannt durch ihr malerisches,
anfänglich wild uud waldiges, weiter hiuab fruchtbares und wohlbebautes
Thal. Man kann Bethlehem bis jetzt nur eiu Dorf nennen, allein der Ort nimmt
bedeutend zu, und hat einige schon ziemlich ansehnliche Strassen, die indessen bis
jetzt ungepflastert siud. Die Kirche ist ein ansehnliches, nettes und helles Gebäude,
ganz in dem einfachen Style deutscher Kirchen dieser lleligions-Secte erbaut, und
sie giebt dem Orte etwas Ansehen, da sie ziemlich au der Höhe des Hügels liegt.
Ein auderes hedeuteiides Gebäude ist die Erziehungs-Anstalt füi* Mädchen, welches
ebieu schattenreichen mit Holz bepflanzten Garten besitzt, der sich mit der unteren
Seite au die Mouöcasa anlegt, uud wo maucherlei Blüthen die kleinen Colihris oder
Fliegenvögel aulocken. Der untere Theil des Dorfes, nur aus wenigen Häusern
bestehend, zu welchen der Gasthof gehörte, in welchem wir abgetreten waren, und
wo eiue lange hölzerne Brücke über die Lecha führt, ist in Lehigh County gelegen,
der grössere obere Theil in North-Hampton-County, indem die Grenze beider
Couuties deu Ort schneidet. So wie alle Colonien der indüslriösen Secte der Brüder,
hat auch Bethlehem eine Menge verscliiedeuer Gewerbe, Handwerker und
Ackerbauer. Immer siedeln sich neue Bewohner liier an, und der Ort wird mit
der Zeit bedeutend werden. Die Bewohner siud grösstentheils Deutsche, doch giebt
es auch viele Engländer, und man predigt in der Kirche abwechselnd in deutscher
und in englischer Sprache. Man hat hier einen deutschen und e^Uschen Gasthof,
deutsche und engUsche Aerzte u. s. w., und die meisten iHeiischen reden diese
beiden Sprachen. Die Umgegend von Bethlehem ist angenehm und abwechselnd.