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neigten Baumstamme das luftige Grab eiues Assiniboin gefunden, welcher in Felle
eiugewickelt daselbst uiedergelegt war. Der Baum selbst war mit rother Farbe
angerieben und au einem Aste hieng der Sattel des Verstorbenen mit seinen Steigbügeln.
Obgleich das Wetter sich gebessert Latte, so kamen wir heute Abend doch
nur sehr wenig vorwärts, da der Fluss zu seicht war, und erst am kommenden Morgen
(14. Juli) konnten wir frei dem südlichen Ufer folgen. Hier fanden wir iu
der mit Artemisia bedeckten Prairie au eiuem isolirten Baume ein vou unsern voran
gegangenen Jägern aufgehäiigtes Stück Wild uud ein Stinkthier. Dem letztem
haften sie sogleich die übelriechenden Drüsen ausgeschnitten, da sie diese Thiere
sehr wohlschmeckend finden, auch fielen unsere Leute sogleich darüber her, sobald
es an Bord gebracht wurde. Man hafte in dieser Gegeud eine Kiste und ein Fass
gefunden, welche von dem im vergangenen Jahre hier vorgefalleneu Schiffbruche
des ebenfalls uuter Herrn M itc h ills Commando gestandenen Keelboats Beaver
herrührten. Weil wir mit den weichen Sandbänken des Flusses zu kämpfen hatteu,
und nur mit grosser Anstrengung fortrückten, so war man zurück und iu einen anderen
Canal geschifft, wo wir bald wieder neues Wildpret einnahmen, denn die
Jäger halten fünf Elkthiere erlegt, von deren Fleisch sie uur einen Theil fortbringen
konnten. Bisonheerden befanden sich iu der Nähe, uud ein Trupp dieser colossalen
Thiere kreuzte vor uns den Missouri. De ch am p , P a p iu und D re id o p p e l ereilten
die schwimmenden Stiere in einem Boote, während vier bis fünf Jäger ihuen auf
dem Laude zuvorkameu. Zwei jener wilden Ochsen wurden erlegt, ein dritter
eutkam schwer verwundet; allein der eine der gefödteten lag so tief in dem Schlamme
versenkt, dass man nichts von seinem Fleische erhalten konnte. Es erschien sogleich
ein weisser Wolf und legte sich am Ufer nieder, ohne Zweifel, um unsere
Eutfernung abzuwarten und dann ungesäumt sein köstliches Mahl zu begiuuen.
Diese Gegend war niedrig uud flach, Wald, Weidengebüsche und Prairie
wechselten am Ufer mit einander ab. W ir bemerkten hier auch zuerst eiue schöne
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Pflanze, welche von nuu an weiter aufwärts häufig ist, die Rudbeckia columnaris
Pursh, deren Petaleu halb orangengelb und zur Hälfte sammtbraun gefärbt sind.
P a p in brachte einen Hirsch (Cerms macrotis) ein, dessen mit Bast bedecktes und
noch nicht gänzlich ausgebildetes Geweih auf acht Enden zeigte. Ich nahm seine
Ausmessung, konnte aber das iuteressaute Thier dem Hunger unserer Eugagés nicht
entziehen. Für die Nacht legten wir an einem Walde des rechten Ufers an, wo
sich uusere Leute sämmtlich badeten, da der Abend herrlich und warm war. Der
Wald an welchem wir lagen, war hoch, schattenreich und schön, man blickte wie
in hohe dunkle Gewölbe, wo die weisslichen Stämme in dem dämmernden Dunkel
der Gebüsche glänzten, vor denselben befand sich eiue alte indianische Hütte. Ueber
dem Flusse schwebten hoch in der Luft die Nachtschwalben (Caprimulgus) und
über seiner Oberfläche flogen eine Menge von Fledermäusen umher. Die Moskiten
quälten uns heute nur mässig und um 10 Uhr Abends zeigte sich eiu leichtes Nordlicht,
welches in zwei hoch aufwärts steigenden, blassen, sich zuweilen verlängernden
uud dann wieder verkürzenden Lichtsäulen bestand. Ein Geräusch vernahmen
wir nie bei diesen Meteoren.
Wie die Nacht, so war auch der kommeude Morgen (15. Juli) sehr warm.
Um 8 Uhr 75° Fahr. — P a p in hatte am gestrigen Abend einen Hirsch angeschossen
und nicbt bekommen, ohne Zweifel die Ursache des heftigen Wolfsgeheules,
welclies wir während der Nacht vernahmen; denn diese Thiere heulen heftig,
wenn sie einen solchen Fund gemacht haben und sich um die Beute streiten,
wobei die Schwächeren und Jungen den Kürzeren ziehen. Unsere Nachtwachen
hatten auch die Bisoustiere heftig brüllen gehört, da jetzt der Anfang der Brunstzeit
dieser Thiere war. Die Stiere werden dann bald mager, haben strengen Geruch
und sind ungeuiessbar. In einem dichten Walde von Eschen-Buschbäumen
und Pappeln, mit einem Unterholze von Buffaloe - Beriy, Cornus und Rosen bemerkten
wir fiüli jene Aviltlen Ochsen, deren Pfade die Dickung inaniiicbfaUig durchkreuzten,
wo ihre Wolle häullg an den dornigen Gesträuchen hieng, und ihr Mist
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