jetzt auch au der Eisenbahn, welche von Amboy hier vorbei nach Camden gegenüber
Philadelphia führt. Man arbeitete noch an dieser Strasse und hatte die Thal-
eiuscimitie benutzt, so dass die Bahn tief unter dem gewöhnlichen Wege, oder der
Strasse des Ortes hindurchlief. In den Waldungen gegen über dem Parke des
Grafen fand ich iuteressaute Pflanzen. Hier wuchsen drei bis vier Arten vou Eichen,
u. a. Quercus ferruginea mit ihren grossen originell gebildeten Blättern, die
weisse Eiche (Q.. alba), deren Blatt dem der europäischen am ähnlichsten ist, ferner
Wallmissarten, Kastanien, ein schöner hoher jetzt blühender Baum, der Sassafras
mit seinem gelappten, oft iu der Gestalt variireiiden Blatte. Das Unterholz dieses
aus Laub- uud Nadelholz gemischten Waldes bestand aus Rhododendron maximum
und Kalmia, wovon die letztere hier im dunkeln Schatten verblühet hatte, der
erstere aber seine grossen Büscbel weisser oder blassröthlicher prächtiger Blumen
noch trug und 10 bis 15 Fuss hoch wuchs. Die steifeu, lorbeerartigeu, vertrockneten
Blätter dieser schönen Gewächse bedeckten deu Boden und rasselten, wenn
man zwischen ihneu umherging, welches mich au die brasilianischen Wälder erinnerte,
wo dieses noch in weit höherem Grade der Fall ist. An freien wüsten Stellen,
au allen Wegen wuchs iu Menge die Königskerze (Verbascum Thapsus) mit
ihren gelben Blumen uud grossen wolligen Blättern, so wie die Phytolacca. In den
dicken vou Weinranken durchflochteueu Brombeergesträuchen am Wege bemerkte
ich das kleine gestreifte Erdeichhorn, das ohne Zweifel nach den Früchten aufwärts
steigt. Um 10 Uhr war die Hitze schon so stark, dass ich den Rückweg
nach dem Gasthofe antrat, wo ich sehr erhitzt anlaugte. Dieses Haus lag ganz angenehm
auf einer Höhe über dem Delaware an der Stelle, wo die Dampfschiffe an-
legen, und von wo aus mau eine schöne Aussicht auf die Flussarme uud das umliegende
niedere mit Wald und Gebüschen bedeckte Land hat. Etwas oberhalb
Bordentown steigt am linken Ufer des Flusses aus dichten Gebüschen der weisse
GartenpaviUon des Grafen Survillier hervor (siehe die Vignette dieses Capitels), der
eine Zierde dieser Landschaft ist. Weuu der Abend des heissen Tages herankam,
begab ich mich gewölmlich nach jenem Parke. Das Landhaus selbst ist ein freundliches
Gebäude auf einer Rasenfläche am Wasser, wo Oleander u. a. Orangeriegewächse
aufgestellt sind. Der Park ist sehr schattenreich und zieht sich längs dem Cros-
wiek-Creek oder Bache hin, nach welchem hinab das Ufer einen steilen, wild bewaldeten
Abhang bildet. In diesem schattenreichen Walde befand sich ebenfalls
ein hohes dichtes Unterholz von Rhododendron maximum, jetzt in schönster Blüllie.
Auf der Höhe unmittelbar über dem Flusse liegt auf einer Terrasse ein thurmartiger
'Pavillon von mehren Stockwerken, von dessen Gallerie man einer weiten vortreffli-
cheu Aussicht auf die niedrige bewaldete Gegend mit ihren Flussarmen geniesst.
Vou hier führen Wege in abwechselnden Biegungen durch den dunkel schattenreichen
Wald von mancherlei schönen Bäumen, wo viele mir noch unbekannte Vögel
umher flogen. Der Katzenvogel (Turdus fellvox Vieill.), dessen Stimme eine
entfernte Aehuiichkeit mit der der Katze hat, war hier sehr zalürelch. Von der
Höbe des Waldufers hat mau eiu brückenartiges Gebäude bis hoch über deu Fluss
frei hinaus gefülirt uud hier einen viereckigen Platz mit Bänken versehen, von wo
inan die ganze Gegend übersieht. Eine alte Hemlockstanne (Pinus cauadensis) steht
am Bande des Ufers, von welcher wir zum Andenken Zweige mitnahmen. Die
erwähnte Aussicht von dieser Stelle ist vorzüglich schön. Rechts und links breitet
sich der Fluss oder vielmehr der starke Bach aus, der zu den Füssen des Beschauers
mit Gehägen von Wasserpflanzen bedeckt ist. In Menge wächst liier die gelb
blühende Nymphaea adveiia uud die schön blühende Pontederia cordala. Für den
Botaniker und den Ornithologen war hier viel zu thun, uud auch der Jäger würde
befriedigt werden; denn es befanden sich Hirsche (Cervus virgiuianus) uud Hasen
(Lepus americanus) in den benachbarten Gebüschen, wo sie uns auf den Wegen
begegneten ^").
D.09 virginisclie Wildpret war früher hier in bedeutender Anzahl, w ie man uns sagte; allein man liat die
Uirsche weggeschossen, da sie in der Brunstzeit umherstrichen und in den Feldern der Nachbarn Schaden
anrichteten.