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Am 14. October wav das Wetter augenehm, und teller Soniienscliein erfreute
uns Avieder. Der Fluss liatte bedeutend au Breite zugeuoramen. Wir erreichten
früh SLv-Miles-Islaud, eine schöne Insel, von welcher man bis Louisville mir 6
Meilen rechnet. Währeud der Nacht hatte man die Orte New-York, Frederics-
burg, Gent, Vevay, mit seinen •weinbauenden Waadtländern, Port William.an der
Mündung des Kentucky-River, Madison, New-London, Bethlehem und We st-Po rt
vorbei geschifft, so wie den Avohlbekaunten Big-Bone-L ick , wo mau am Fusse
eines Hügels von schwarzer Erde die kolossalen Knochen des sogenannten Mam-
mutli (Mastodon Cuv.> ausgegraben bat. Gerne würde ich an dieser Stelle verweilt
haben; allein der Gegend vollkommen kundige Passagiere des Schiffes versicherten,
es sey nichts mehr daselbst zu sehen, man finde auch nichts mehr daselbst, und die
gefuiideneu Gegenstände seyen sämmtlich nach England und an die americanischen
Museen verkauft worden.
Noch immer findet man zuweilen fossile Thier-Knochen») in den Vereinten
Staaten, allein die Besitzer, welche nun den Werth dieser Gegenstände kennen
gelernt haben, setzen einen so hohen Preiss darauf, dass man sie schwer erhalten
kauu, auch werden sie aus Patriotismus häufig an die americanischen Museen geschenkt.
Von Jeffersonville erreichten wir bald Louisville, eine ansehnliche Stadt
vou 12,000 Einwohnern, die im Jahve 1 8 0 0 nicbt mehr als 600 Einwohner zählte.
Sie liegt im Staate Kentucky und nimmt sich, vom Flusse gesehen, lange nicht so
gut aus, als Ciiicinnali. Neger besorgten den Transport des Gepäckes nach dem
Gasthofe, in welchem wir wie gewöhnlich eine grosse Versammlung von Gentlemen
(liier meist reisende KanJleute) fanden. Die Kaufleute bilden in America diejenige
Kaste des Volkes, iu welcher wohl der meiste Müssiggang gefunden wird, und
sie ist ausserordentlich zahlreich. Die am wenigsten zahlreichen Kasten sind die
Man lie st in F enm a c Bullelin des sciences (Jahrg. 1 8 3 1 ) eine Notiz von einem neuerdings daselbst gefundenen
colossalen Thiere von 8 0 Fuss Länge, und diese ganze Nachricht ist nnr desliaib erfunden, um
Beschauer anzuloeken. In SiUiimns american Journal (V o l. XX. N® Juli 1 8 3 1 pag. 3 7 0 ) befindet
eich als AVlderlegung die wahre Beschreibung dieser Knochen.
Gelehrten und die Soldaten, besonders die letzteren von so geringer Anzahl, dass
man sie durchaus uicht bemerkt. Die jungen Leute, welche iu Nord-America alle
Thüreii der Gasthöfe belagern, gehören ohne Zweifel meistens zu den Kaufleuten.
Fremde werden von diesen gewöhnlich eben so eingebUdeleu als ungebildeten
Menscben öfters mit Geringschätzung behandelt, und man maebt schon Anmerkungen,
sobald man nur den Ausländer entdeckt, der sich durch eine etn-as fremdartige
Aussprache des EngUschen oder durch seinen Anzug verrälh. Ein TheU dieses
americaiuscheu Dunkels ist, wie schon gesagt, auf Rechnung des überaus grossen
Patriotismus zu setzen, ein anderer TheU entspringt ans der Unwissenheit uud
Uiihekanntschaft mit anderen Ländern.
Als der Mittag kam, hatten sich die Gentlemen iu einem solchen Grade vhr
dem Hause angehäuft, dass hei dem sogenannten Second-BeU Cäom zweiten Kufe
der Essglocke) ein wahrer Stnrm-Angriif auf den Essaal eutslaud. AUes drängte
sich ungestüm ein, ein jeder suchte seine BUeubogen zu gebrauchen, und iu uicht
viel mehr als 1 0 Minuten eUleu eben diese Menschen gesättigt schon wieder vom
Tische fort. Eiu deutscher Kaufmann, Herr W e n z e l, an welchen ich empfohleu
war, hatte die Güte uns die Stadt und ihre Umgebungen zu zeigen. Bei ihrer Anlage
uud jetzigen Ausdehnung verspricht Louisville in kurzer Zeit sehr bedeutend
zu werdeu, uud man baute wirkUcb sehr stark. Die langen Strassen sind breit und
gerade, durchsebiieiden sich rechtwinkelig, uud die Lage am Ohio ist für den Handel
sehr güustig. Läden uud glänzende Waareu-Ausstelnngen fehlen hier so wenig
wie in allen Städten der Vercinleu Staaten, und Eleganz in der Kleidung clia-
raclerisirt überall, selbst iu den kleinsten Oerlern, die Bewohner dieses Landes;
deren grösstes Bestreben Gelderwerb ist. Da es Sonntag war, so strömten die
mancherlei Secten der Bevölkerung nach ihren verschiedenen Belhäusern, später
sah man viele in ihren leichten Cabriolets (Gigs) spazieren fahren. Schon gab es
hier über 3 0 Miethwageii, die zum Theil Negern angehörten, von welchen in die