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scliiedenartigeii CiLarakler der ernsten erhabenen Grösse zeigt. Herr Bo dm e r
wählte sogleich einen Standpunkt, um deu eben erwähnten schönen Bach zu skiz-
ziren, er gieng mehrmals durch das Wasser und nahm seinen Sitz auf einem Felsstück
Iu dem Creek, während wir übrigen deu W.ald duvchstreiften. Wegen alter,
faulender, oft sonderbar ansgehöhller Stämme, und merkwürdig gestalteter, iu allen
Bichtuugen am Boden verbreiteter, niaunichfaltig bemooster Tanneinvurzeln, konnte
man iu dieser BäreiiwUdiiiss nicht weit Vordringen. Ein dunkler feuchter Schatten
nahm uns iu der Hitze des Tages hier anf, uud häufig entlloh vor uus die dreistrei-
lige Natter, die unter den alten modernden Stämmen zahlreich ist. Klapperschlangen
.soUen hier nicht so häufig seyn, als in deu frülier besuchten Gegenden, dagegen
war hier der geaegerle Frosch fJhinffl ¡ripiem) nicht selten. Vögel wareu in
diesen tiefen Waldungen nicht hänfig, nur das Knarren oud Pochen der Spechte
haUte in dieser schauerUcheii Wildniss wieder. An Stellen, wo viel Unterholz
wuchs bildeten die oft zehn bis zwanzig Fuss hohen sehr dicken Stämme des
Bhododendiöii eine sich mauuichfaltlg kreuzende, undurchdringliche Dickung, auf
deren Boden der menschliche Fuss, iu dem steifen vorjährig ahgefaUeuen Laube
rasselte. Hier war cs vollkommen dunkel nnd man fand die schönsten natürlichen
Lauben»). Auch Kalmia latifolia wuchs hier 8 bis 1 0 Fuss hoch, an den Ufern
aum Theil Spiraea saUcifoUa und tomentosa, Farrenkräuler und Moose wncherleu
in dem modernden Holze, lange Mooszöpfe hiengen von deu alten Tannenästen
herab, und junge Tannen-, Birken-, EUern-, Hainbuchen-, Kastanien-, Ahorn- n.
a. Bäume strebten iu wUdem Gedränge auf und streckten sich laug und schlank nach
dem Lichte empor. Am Tobihanna-Bache fand ich schöne Exemplare der Lobelia
cardinalis, die Chelone ohUqua, Andromeda paniculata in hohen Gebüschen und
Brombeeren, welche die Gesträuche verwirrten und unsere Kleider zerrissen, so
« ) Man pflegt in unseren Gärten die BIiododendron-Arten gewölmlich fre i in das Land zu pflanzen, w o sie
nicht besondere gedeihen} iu ihrem Vaterlande waclisen eie immer a ls Unterholz ln feuchten schattigen
Wäldern.
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dass man nicht eindringen konnte. Diese Gegend war so wild und einladend, dass
ich beschloss, auch noch den folgenden Tag hier zu verweilen. In nordöstlicher
Richtung von dem einsamen Hause der Wittwe S a c h s befand sich ein schöner
ßucheu-Hochwald, in dessen Unterliolz die Fasanen ziemlich häufig waren, davon
wir auch ein Paar erhielten; einen Hirsch oder Bären zu bekommen, glückte mir
jedoch nicht.
Am 38. August unternahmen wir eine Excursion, um die BärenfaUe im wilden
Walde zu besichtigen, in welcher man vor ein Paar Tagen ein solches Thier gefangen
hatte. Der Mann, welcher diese FaKe besass, wohnte an der Strasse zwischen
dem Toukhanna und dem Tobihanna, welche beide der Lecha zufliessen.
Er hatte uns sein Haus als Vereinigufigspunkt bestimmt, wo wir die Haut des
kürzlich gefangenen Bären au den Giebel zum Trocknen angenagelt sahen. Die
Schneidemühle unseres Bäreufängers lag in einem wilden Thale in südwestlicher
Richtung vou der Landstrasse; dorthin richteten wir unsere Schritte. Elin schmaler
Pfad führte über unebenen Roden und Gestein durch eiuen halb nieder gehauenen
Wald hinab, der aber bald hoch und dicht, aus canadischen Tannen, Buchen, Kastanien
u. a. hohen starken Stämmen bestand. Hohe Baumwurzeln durchkreuzten
den Pfad, dicke Stämme, welche hier gänzlich unbenutzt verfaulen, und Felsblöcke
lagen wild durcheinander. Wir erreichten das Holzsägewerk in wild einsamer Lage
am Tonkhanna-Bache, der zwischen alten, umgeknickten Tannen in wahrer Ur-
wildniss über Felsstücke mit schwarzem Moose, kochend und weiss schäumend
daliin braust. In dieser ächten Bärenwildniss zerreisseu stachelige Smilax-GcAvinde
Brombeergebüsche u. a. stachelige Pflanzen die festeste Jägerkleidung, nur Leder
widersteht diesem Feinde. Bei jedem Schritte musste mau zum Nachtheile der
Schienbeine, welche meist immer bluteten, über gefallene Stämme steigen. Wir
fanden unseren Führer, der ungeachtet eines heftigen Regens seine Büchse ergriff
und voran schritt, um uns zu der BärenfaUe zu führen. Zu Anfang durclizogen
wir einen wilden Wald mit einem dichten üntergebüsche von Brombeeren, wo Avir
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