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ihrer Spitze drei Chefs, welche man eiuliess. Später fanden sich alle Ilauptchefs
der Piekanns ein, welche M itc h ill iu rothe Uniformen, Calico-Hemden, und
überhaupt vollkoinmen kleidete, ihnen runde Spiegel oder Medaillen >011 Silber mit
dem Bilde des l^räsldenteu um den Hals hieng u. s. w. Am unterhaltendsten war
es, als man ihnen die neuen rothen Filzhüte mit rothen Federbüscben aufsetzte.
Der ungeheuer lauge und dichte Haarwuchs war zu breit für die Oeffnung des Hutes,
man bildete also aus der ganzen Frisur einen colossalen Bündel und schob diesen
unter den Hut, bevor derselbe auf dem Kopfe Platz fand. Sie liessen sich anziehen
wie Kinder, uud erhielten dabei noch audere Geschenke, als Messer, Pulver,
Blei, Tabak u. s. w. Deu Anzug eines jeden Chefs konnte man auf 90 Dollars
rechnen. Während dessen hatte sich die neu angekommene Bande der Siksekai
gelagert und das Fort war nun aufs neue von einer Menge gefährlicher Menschen
umgeben. Einigemal machten sie Miene nach unseren Leuten zu schiessen, wenn
sie sich an der Höhe der Pickets zeigten, uud mehre Gegenstände w'urden im
Forte entwendet, da der Tauschhandel immer noch vielen Menschen den Eingang
gesüittete. üeberall bettelten die Chefs, wie die niedrigsten Indianer, uud man
kann dies überhaupt mit allem Rechte deu Blackfeet als eine sehr lästige Eigenschaft
Schuld geben, ln dieser Hinsicht haben andere Nationeu weit mehr Ehrgefühl.
Die Crows beschenkten bei ihren Unterhandlungen und Besuchen die Blackfeet mit
kostbaren Gegenständen, theuern Federhauben, Schilden, Pferden u. dergl.; erhielten
aber durchaus nichts, wenn sie zu den letzteren kamen, wodurch alle andere indianische
Nationen gegen die Blackfeet aufgebracht siud.
Da gegen Abend die indianische Bevölkerung sehr lästig wurde, so liess Herr
M itc h ill die Gewehre scharf laden. Drei Abtheilungen, jede zu 9 Mann mit
eiuem Offizier wurden zur Wache kommandirt, und er befahl von der Höhe der
Pickels sogleich zu schiessen, sobald ein Indianer versuchen würde, dieselben zu
ersteigen. Von diesem Befehle setzte man alle Chefs in Kenntniss, damit sie denselben
ihren Leuten bekannt machen konnten. Da nach einem neuen Gerächte an
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1000 Assiniboins im Anzüge seyn sollten, so wurden die Wachen verdoppelt uud
die Offiziere eingetheilt, wovon wir Fremde uns mcht ausnabmen. Während dieser
Gefangenschaft litten unsere Pferde Hunger, da man sie nicht anf die Weide treiben
konnte und sich auch nur wenig Heu im Forle befand. Das auf den Prairies oberhalb
an. Missouri gelegene Heu hatten die Indianer verfallert nnd verbrannt, man
war also in Hinsicht der Pferde sehr in Verlegenheit.
Am 3. September früh hörte man schiessen, und es rückte bald ein neuer
Trupp der Siksekai von 3 0—4 0 Mann heran, von welchen man ein Paar der
ersten Krieger oder Parüsaue eiuliess. Sie waren grosse schöne Männer, kostbar
und nen gekleidet. Der Name des Anführers war M a k ü ie -K in n (das Wolfshals-
hand, le collier du loup), der andere trug in der Hand das Zeichen der Prairie-
Füchse (des chiens de prairie), eine la.ige Stange in Gestalt eiues Krummslabes,
durchaus mit Otlerfell umwunden u..d mit Bündeln von Federn verziert (siehe deu Holzschnitt
pag. 577). E r sagte uns dies Medecine-Zeichen habe die Wirkung, die in
der Prairie zerstreuten Krieger wieder bei der Fahne zu sammeln. Nach i h r l Aussage
war der grösste Theil ihres Volkes noch im Norden, zwei starke Kriegspar-
leieu seyen aber im Anmarsche, und wirklich dauerte es nicht lange, so erschien
die eine, ISO Manu stark, auf den Höhen, wo sie Halt machte und später an das
Fort hinah rückte. Die Chefs liess mau eiu, wies sie aber bald wieder fort, da
sie keine Tauscharlikel bei sich führten. Die eigentlichen Blackfeet (Sicksekai)
uud die Blood-Indians fangen wenige Biber, da sie sich mehr mit Kriegszügen abgeben,
und an die Hudsons-Bay-Company vorzüglich nur Fleisch verkaufen; die
Piekanns hingegen fangen die meisten Biber. Man theilte deu letzteren heute Biberfallen
aus, TeUereisen mit zwei Federn, welche man ihnen borgt. Viele Indianer
waren heute schon auf die Biberjagd abgezogen.
Am 4. September früh sah man die neulich ahgewiesene Baude der Blood-
Indians sich dem Forle nähern, weil jetzt der Tauschhandel mit den Piekanns beendigt
war. Ihr aller Chef S tom f c k -S o s a c k (Ia dépouille de boenf) nnd ein
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