Wir Iialten mebre Biberbaue beobächlet. Die Leuie zogen das Scbiff am Naoh-
miltage an der Cordelle, während sie sich durch eine grosse Weideiidickung
am Ufer fortarbeitelen. Plötzlich riefen sie, „es seyen Bären unmittelbar iu ihrer
Nähe“, worauf die Jäger aitgeiiblicklich an’s Land sprangen. Kaum war Herr Mitc
h ill an der Spitze der Scliiffzieher aiigekommen, als er eine Bärin mit ihren beiden
Jungen erblickte. Decham p kam zu seiner ünterstülzuiig und in wenigen
Minuten befanden sich die drei Thiere in unserer Gewalt. M itc h ill;h a lle die
Mutter erlegt, welche eine sehr fahl gelbröthliche Farbe zeigte. Der Kopf war
weissgelMich, die Bxtreniitäien schwatzbraun, auch das eine der Jungen, welches
man noch lebend au Bord brachte, war an Kopf und Hals stark weisslich und am
Leibe graubraun geliirbt, das andere mehr schwarzbraun. Das weibliche Geschlecht
ist bei dieser Thierart gewöhnlicli heller, oft mehr weisslich gefärbt als das männliche,
welches mau hei mehren Rauhthieren, TOrzüglich auch bei dem europäischen
Fuchse findet. Der lebende junge Bär geberdete sich unbändig nnd schrie in eiuem
rauheii Tone, es war mir aher nicht möglich sein Leben zu retten»).
Nach dieser glücklichen Jagd hielt uns ein starker ungünstiger Wind zurück,
uud wir erreichteu deshalb erst später die Mündung des Milk-River (Milch-Flusses,
Rivière au lait), der am nördlichen Ufer aus hohem Pappelwalde und Weiden-
gehüscheii mündet. Dieser Fluss kommt in vielen Windungen herab und macht die
westliche Grenze des Gebietes der Assiniboin-Nation. Sein Wasser ist meist
trübe und mit Sand gemischt, daher der Name, er trägt dazu bei den Missouri zu
*) Die verscliiedeneu americ.aiilschen Scliriflsteller scheinen die Gefahr der J.ngd dieser Thiere etwas üher-
trieben an haben; denn wenn diese Büren gleich häuüg geführlicli sind, so haben wir doch nicht einen
Fa ll e rleb t, wo der Jüger angegriffen worden wäre. Nach 11 r a c k e n r id g e CViews a f houleuaik p.
so ll dieser Bär dem Löwen und Tiger nicht au Kühnheit naclistelien, er so ll dreimal so gross seyn , als
der gewöhnliche americanische Bär und sechsmal so gross, als der europäische braune. Herr B r a c k e n r
id g e scheint den letzteren sehr wenig zu kennen; denn dieser giebt dem G r izz iy -B enr sehr häufig an
Grösse nicht z ie l nach. Jener Reisende giebt selbst die Länge des letzteren auf 8 Fass V % Zoll englisches
Mass an, und in den Gebirgen der Scliwoiz und Gratibündten Undet man braune Bären von derselben
Ausmessung und darüber. Nach M a n o e l L i s a so ll der G r izz ly -B ea r zuweilen 1 2 0 0 Pfund gewogen
haben, ein ansgcwaehsenet gewöhnUch 8 -SO O Pfund.
trüben. L ew i s und C la rk e behaupten, es sey der Maria-River, welcher hauptsächlich
den Missouri trübe»); allein dies ist uiigegrüiidet, deuii die meisten Reisenden
und auch wir fanden das Wasser des oberen Missouri hls zum Muscleshell-
River voUkonimen klar und heU. Selbst der Maria-River ist zu Zeiten vollkommen
klar und rein. In den oberen Gegenden des Milk-River soll das Moose-Ueer oder
Orignal (Cervus Alces amer.) häufig seyu, und Dechamp hatte selbst schon mehre
dieser Thiere in der Gegend dieses Flusses am Missouri erlegt. Etwas weiter
aufwärts legten wir au dem südlichen üfer für die Nacht au, wo unsere Jäger
einen Bären und einen besonders grossen Bisonstier erlegt halten. Herr Bodmer
zeichnete den Kopf dieses letzteren prachtvollen Thieres, dessen dichtes kohlschwarzes,
etwas wellenförmiges Stirnhaar 18 ZoU laug war. Einige unserer
Engagés kamen herhei, zerlegten das ganze Thier, assen von der rohen Leber
und gossen, da sie unseren Abscheu vor einer solchen Rohheit bemerkten, den Inhalt
der Urinhlase üher die Leber, worauf sie dieses angenehme Gericht roh verschlangen.
Während det Nacht hatten wir viel Wiud, und waren froh in eiuem
sicheren Canale des Flusses liegen zu köinieii.
Am 20. Jnli früh erreichten wir bald die SleUe, wo der Missouri einen grossen
Bogen von 15 MeUen macht, welchen man in seiner Kehle zu Laude mit 4 bis
5 0 0 Schrillen abschneideil kann. An dieser Stelle strömt im Frühjahre das Eis
über die flache Land- oder Saiidspitze hinweg, und die hohen au ihrem Ende be-
flndUcheii Pappeln waren an ihrem uiiiereii Theile iu der Iialbeu Dicke ihres Slam-
mes von demselben weggeschliffeu. Dieser Bogen wird Grand-delour (Greaf-Beiid)
genannt, und es giebt dergleiciieii melire an diesem Flusse. Da sich der Wind au
manchen Windungen der Kraft der Scliilfzielier zu heftig entgegen stemmte, und
das einstürzeiide Flussufer häufig unser Schiff bedrohte, so legte man unter dem
Schulze der Hügel des uOrdlicheii Ufers an einer schmalen mit Gebüschen bedeckten
><‘3 S. L e w i s und C lf t r k e ’a Reise (en g l. AusgrAe) VoL I. p.