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(Prunus padus virgin) blühete, die Blüthen des Red-Bud hatten schon ihre ange-
uehine lebhafte Farbe verloren. Weinreben durchrankten die Stämme und die zahlreichen
Blumen der Phlox bildeten blaue Flecken in dem Gesteine der Hügel. Als
die Nacht heran iiahete, erschien ein Canoe mit zwei Personen, unter welchen sich
F o n te n e lle , Clerk oder Commis der Fur-Company hefand, welcher unweit von
hier zu Belle-Vue lebte. E r war ein erfahrener Mann in dem Handelsgeschäfte
mit den Indianern und hatte die Rocky-Mountains schon öfters besucht. Da er in
kurzer Zeit einen Zug mit eiuer bewaffneten Truppe nach dem Gebirge antreten
sollte, so kehrte er mit uns wieder zurück.
Am 3. Mai erreichten wir früh den Hügel, welcher bei den Oíos und Omahas
den Namen Ischta-Masö oder Ischta-Mansö C<Jas eiserne Auge) trägt. E r ist etwas
höher, als die benachbarten Höhen, bewaldet, und ein kleiner Bach desselben Namens
öffnet sich an seiner Seite in den Missouri. Man hat sich uun schon der
Mündung des La Platte-Flusses genähert. Schon vier bis fünf Meilen von der
Vereinigung unterscheidet man die beiden Gewässer an ihrer Farbe, indem die des
L a Platte klar und blau ist, und sich am westlichen Ufer zusammen hält. Eine
Meile weiter aufwärts war dieses nämliche Wasser stark mit Schaum bedeckt, weil
' der Fluss in Folge der heftigen Regen gewachsen war. Man legte au, um Holz
einzunehmen. Hier befand sich eine fruchtbare, von hohen schäftigen Bäumen beschattete
Fläche, mit schönem frischem Grase und maucherlei Pflanzen bewachsen.
Gleditschia triacanthos blühete, so wie eine Oxalis. Die Spuren der Hirsche uud
der indianischen Pferde zeigten sich häufig. Der Kolkrabe, der rothschultrige Tru-
- pial und viele kleine Vögel Hessen sich seheu. Jenseit im Flusse lag ein breiter
weisser Schaumstreifea und kleines Treibholz, welche der La Platte nun immer
stärker hervor trieb. Nach einer halben Stunde erreichten wir am Huken oder
westHchen ■ Ufer die erste Mündung des genannten Flusses, welche durch eine
flache Insel von der zweiten getreimt ist, und in ihrem Hintergründe sanft abgeflächte
grüne Hügel zeigt. Die zweite Mündung ist die stärkste. Auf der Sand-
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bank au der Insel befanden sich grosse Ablagerungen von Treibholz. Dieser je tz t'
sehr aiigeschwoUene Fluss flösste Holz und Schaum herab, nnd sein, wenn gleich
gegenwärtig nicht ganz klares, aher dennoch bläuliches Wasser schnitt sich sehr
deutlich im Halbkreise bogig von dem gelhUch-sehmulzigen des Missouri ab. Uebri-
geus ist der La Platte seicht, hat viele Inseln und Sinksand nnd ist daher beinahe
nicht zu beschiffen. Nachdem wir die Sandbank an der Mündung zurück gelegt,
aut welcher wilde Gänse umher spazierten, erreichten wir 3 0 Minuten weiter aufwärts
die Müudung des Papilion-Creek, die mit Weidengebüschen besetzt ist. In
dieser Gegend zeigte das Missouri-Ufer am Bande der ebenen Prairie einen Streifen
von hohen schäftigen Bäumen, und vor uns sahen wir schon die grün bewaldete
Hügelkette, an welcher man die Gebäude von Belle-Vue, der Agentschaft (Agency)
des Major D o u g h e rty bemerkte. Der Fluss hatte viele Sandbänke, auf welchen
überall wilde Gänse sich aufhielten, auch einige gänzlich weisse Vögel mit schwarzen
Schwungfedern, vielleicht Kraniche oder Pelikane. Gegen zwei Uhr nach
Mittag erreichten wir Herrn F o n t e n e l l e ’s Wohnung, die ans einigen Gebäuden
mit schönen Mayspflanzuiigen bestand, und vor angenehm grünen Waldhügelo lag.
Bin Theil der Pflanzungen gehört der Regierung. Jenseit der Hügel dehnt sich die
weite Prairie ans. Das Land ist hier ausserordentlich fruchtbar, und ein schlecht bebauter
Acre giebt 1 0 0 Bushel Mays; soU aher weit mehr tragen, wenn er sorgfältig
bearbeitet wird. Auch das Bindvieh gedeiht liier vorlrefflioh und gieht viel Milch,
muss aber zuweilen Salz erhalten. Herr F o n te n e lle gedachte in einigen Jahren
50 0 0 Schweine zu besitzen, wenn ihm die Indianer nicht zu viele dieser Thiere
stehlen würden. Die Begiernng der Vereinten Staaten kanfle von den Indianern
einen grossen Strich Landes östlich vom Missouri bis znm Big-Sioux-Biver hinauf,
hat dieselben aber bis jetzt noch im Besitze dieses Landes gelassen»). ■-
BeUe-Vue, Major D o u g h e rty ’s Agentschaflsposlen, hat eine angenehme Lage
an den Hügeln. Die Bichtung des Flusses ist Nord-West. Unten am Ufer hegen
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In der Beilage E am Ende dieses Werkes siehe über diesen Kauf.