eiuzelnen liolien Bäumen mancherlei Art ahwechselten. Wir legten Germantown
zurück, eiuen zerstreut liegenden Ort, uud erreichten um 8 Uhr Chesuut-Hill, wo
die Passagiere das Frühstück einzuuehmen pflegen. Das Wirthshaus war hier ziemlich
uureinlich, dabei der Kaffee so schlecht, dass eiu wohlbeleibter Quäcker unserer
Gesellschaft dieses ihm sonst so beliebte Getränke durchaus nicht anerkennen
wollte. Der Tisch war vou unzähligen europäischen Stubenfliegen beunruhigt, obr
schon ein Mädchen mit grösser Anstrengung einen grossen grünen Baumzweig über
unsern Köpfen schwang. Die ganze Gegend bis Bethlehem und noch viel weiter
hinaus ist grösstentheils von den Abkömmlingen deutscher Auswanderer bewohnt,
welche sämmtlich eiu schlechtes, etwas plattes Deutsch redeu, aber dennoch einge-
steheii, dass sie sich lieber in deutscher, als in englischer Sprache unterhalten. Der
Anblick des Landes iu dieser Gegend ist nicht besonders anziehend. Kartoffel-,
Klee -, Haferfelder uud mannshoher Mays wechseln daselbst mit Wiesen uud kleinen
Gebüschen ab, uud alle Felder sind mit Gehägen oder hölzernen Zäunen eingefasst.
Der Boden hatte meist eiue duukelröthliche Farbe. Au manchen Stellen
bemerkte man Kalksteine uud Kalköfen. Zu Monfgommery-Ville wechselt mau zum
zweitenmal Pferde, und der Weg gewiimt nun mehr Abwechslung. Die Wohnungen
der Bauern sind meist klein, oft ziemlich ärmlich, häufig von Brettern mit Schindeln
gedeckt, zuweilen sogar grosse Blockhäuser wie die Sennhütteu in der Schweiz.
Die Zwischenräume zwischen deu horizontal aufeinander liegenden Balken sind mit
Holzspäuen oder Steinen ausgefüllt und mit Letten zugestricheu. Für die kleinen
Fenster, deren sehr wenige siud, so wie für die Thüren, werdeu Oeffuungen iu
die Balken eingeschnitteu. Dies siud die Wohnungen oder Loghouses der Landleute
im Innern der Freistaaten, üm diese Häuschen liegen in Pennsylvanien kleine
Gärten mit verschiedenen europäischen Gewächsen bepflanzt, als Stockrosen m a lv ii)
Hibiscus, Rittersporn, Balsamiuen uud dergleichen. Der Hibiscus syriacus blühete
überall in grösster Schönheit. In Europa habe ich dieses schöne Gewächs nie so
hoch, kräftig uud seine Blumen so gross und prachtvoll gesehen, als hier, wie ich
schon früher bemerkte. Diese Blumen zeigten hier drei Farben-Varietäten: weiss,
violet und lebhaft pfirsicliblüthroth; die letztere bei weitem die schönste, üeberhaupt
haben in diesem Lande Bäume und Gesträuche einen kräftigen Wuchs. Die Kraft
der Vegetation nimmt zu, je mehr man nach dem Süden vorrückt, uud die gewaltige
Fruchtbarkeit des Bodens bleibt demselben noch lange, nachdem man ihm seiue
Urwälder genommen.
Die Waldungen nehmen nun allmählig immer mehr zu. Wir fuhren durch schöne
junge Wälder von schlanken Eichen, Wallnuss- und Kastaiiieubäuraen, Eschen,
Sassafras, Buchen, Tupelo-Bäumeu (Nyssa sylvaticd) uud anderen hohen Stämmen,
sämmtlich, mit Ausnahme einer einzigen SteUe, gänzlich licht auf dem Boden, d. h.
gänzlich ohne Unterholz oder Nachwuchs, ein Beweis, dass man diese Wälder
nicht zu verjüngeu oder nachhaltig zu behandeln sucht. Sie sind in vielen Gegenden
auf dem Wege der gänzlichen Vernichtung; denn sie enthalten weder haubares,
noch jung nachwachsendes Holz, und wenu man in diesen ruüiirten Wäldern in
Zukunft noch Holz ziehen wiU, so muss unfehlbar der Zerstörungssucbt der Bauern
Einhalt gethan, und das Forstwesen eingeführt werden. Es ist ein Glück für Penn-
sylvanien, dass man die reichen Steinkohlenlager entdeckt hat. In einer gewissen
Gegend befanden sich in jenem lichten Walde überall grosse Steinblöcke vertheilt,
welche dem Postwagen eben nicht günstig waren und uns heftige Stösse verursachten,
auch brachen wir hier eine Axe. Wald uud Wiesen wechselten in dieser Gegend
angenehm mit einander ab, und sehr gemein war hier der schöne rothköpfige
Specht CPicus erythrocephalus), der, wenn er die Flügel ausbreitet, eiue grosse
schueeweisse Fläche zeigt. Man sieht ihn häufig an deu Feldzäunen sitzen, wo
sich ebenfalls sehr gern das gestreifte Erdeichhorn (Sciurus oder Tamias str-iatus)
und das rölldiche Eichhorn mit dem dunklen Seitenstreifen (ßcmrus hudsonius) auf-
hielteu. Besonders das erstere bemerkt man an allen diesen Zäunen in Menge, und
es läuft auf denselben schnell hin uud her. Die Vögel, welche wir vorzüglich in
dieser Gegend bemerkten, waren der Robiu {Turdus migratorius'), der ßlne -bird