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Stieg. Auf einem alteu Stamme im kühlen Schatten ruhend, konnte ich mit Müsse
die luiigehende Natur beobachten. Ich sah die über den Hügeln schwebenden Geier
mit dem starken Winde kämpCpn, währeud ein Paar Falken öfters uach ihnen stiessen,
ohne Zweifel um ihren Horst zu vertheidigen, auch ein Paar Kolkraben strichen
in ilirer Nähe umher. Der Fiuk mit rothbrauneu Augen, der schöne gelbe
Säuger (Sylvia aestiva), der gestreifte Säuger (S . striata) und der Zaunkönig
(Troglodytes aedon) umgaben mich, der letztere ganz artig singend, während auch
der Siiigsperliug (F. melodia) seinen kleiuen kurzen Gesang hören liess. Ueber-
stieg ich die Prairie-Hügel, so fand ich dort auf den lang ausgedehnten Rücken den
Boden blau gefärbt von einer schönen in Büscheln etwa einen Fuss hoch wachsenden
Schinetterlingsblume (Oxitropis Lamberti Pu r sh ), und bemerkte daselbst die
Höhlen der Füchse uud Wölfe, so wie die flachen maulwurfariigeu Hügel, welche
der Gofler aufwirft. Hier fand ich eine schöne uns noch nicht vorgekommene Vogelart,
die sogenannte Prairie-Hen (Tetrao phasianellus) (4 ), welche paarweise
vor mir anfstand, uud wovon ich zuerst den Hahn erlegte. Vou hier an aufwärts
wird diese Art dev Prairie-Hühner bis zu deu Rocky-Mountains in Menge gefunden.
Am Tage fand mau bei dergleichen Excursionen grosse Hitze, dabei wehete
starker Wiud uud der Boden war hart ausgetrockiiet. Die Sohlen des Jägers wurden
auf diesem Boden und auf dem harten trockenen Grase so glatt, dass man an
deu Grashäugen das Geben beschwerlich und ermüdend fand. Diese Gegeud lieferte
mir viele interessante Thiere, u. a. eiue Art brauner Fledermäuse (5 ) in Menge,
uud mehre Schlangen, u. a. die Hog-Nose (Heterodoii), so wie Colnber eximus und
proximus. Des Wassermangels wegen blieben wir mehre Tage hier liegen und hatteu
eiuige heftige Gewitterstürme auszulialten. Es ist eine Eigenheit dieser Gegenden,
dass im Frühjahre Regen, Stürme und Gewitter herrschen, Sommer und Herbst
aber gewöhnlich höchst trocken sind. In den weiten Prairies trocknen alsdann alle
kleineren Gewässer aus, und Wassermangel ist allgemein, sobald man sich von den
grösseren Flüssen entfernt.
Am 21. Mai war es so kühl, dass mau im Schiffe Kaminfeuer auzündete. Um
12 Uhr Mittags 62° Fabr., dabei früh heftiger Regen. Der Fluss war etwas gewachsen
und man versuchte fort zu schiffen. Captain P r a tt e vom Assiniboin
brachte zu dieser Zeit einen gewissen May an unseren Bord, einen Biberjäger,
welcher im Monat März von Fort Union am Yellow-Stone abgereist war. Dieser
bestätigte die Nachricht des Todes der drei Männer durch die Arikkaras und gah
die noch unangenehmere, dass dreizehn Eugagés der Compagnie von den Black-
foot-Iiidianern getödtet worden seyen; ein Verlust von 16 Mann iu einem Frühjahre.
Ihm zu Folge hatten sich die Bisonheerden vom Missouri entfernt, iu ihrem
Gefolge auch die Dacota CSioux)-Indianer, deren wir nun wenige am Flusse zu
treffen erwarten durften.
Das Keelboat des Assiniboin hatte sich am 22. in Bewegung gesetzt und einen
Theil unserer Ladung aufgeiiommen, da der Fluss etwas gewachsen war; mau
halte den Yellow-Stone mit Hülfe der an’s Land gesetzten Mannschaft nach einem
beinahe fiinfiägigeii Aufenthalte an dieser seichten Stelle, flott gemacht. Wir Jäger
befanden uns zufällig auf deu Hügeln, als die Schiffsglocke rief; wir eilten daher
möglichst schnell uach der Weidendickuug des Ufers hinah, kamen jedoch zu spät.
Das Dampfschiff hatte es für gut befunden uns nicht zu erwarten, und wir waren
nun genöthigt ein Paar Stunden laug dasselbe zu verfolgen, über Stehitrümmer, Fcls-
stücke, wildzerstörte Ufer zu klettern, durch Weiden- und audere Dickungen voll
Dornen uud Kletten zu kriechen, oder durch Sümpfe zu waten. Erst um 11 Uhr
des Mittages trafen wir iu Schweiss gebadet an Bord wieder ein, worauf das Schiff
die Reise fortsetzte. Um 12 Uhr 67° Fahr. — An beiden Ufern des Flusses zeigten
sich jetzt sonderbare Hügel, zum Theil mit merkwürdigen Kuppen hoch aufge-
thürmt, gleich alteu Thürmeii oder Ruinen. Die Uferhöhen hatten zum Theil
schwarze Stellen, verursacht durch eiu schwarzes glänzendes Gerolle der steinkoh-
lenähulicheu Schichten, welche hier weit verbreitet sind. Manche dieser schwarzen
Lager haben gebrannt, eins derselben u. a. war etwa erst seit einem Jahre erlo